Viele eBay-Kunden sind über die mangelhafte Unterstützung verärgert, die ihnen das weltgrößte Internetauktionshaus bei Problemen mit zwielichtigen Verkäufern gewährt. Sie verlangen effektivere Kontrollen der Händler und einen besseren Käuferschutz.
Die Bilanzen stimmen. Das Internetauktionshaus eBay hat im zweiten Quartal dieses Jahres weltweit einen Umsatz von 1,83 Milliarden US-Dollar erzielt - satte 30 Prozent mehr als im Vergleichsquartal des Vorjahres. Noch stärker stiegen die Gewinne. 376 Millionen US-Dollar konnte der Konzern im letzten Quartal für sich verbuchen.
Immer mehr Karteileichen
EBay-Chefin Meg Whitman könnte also die Champagnerkorken knallen lassen. Doch die glänzenden Bilanzen können nicht verbergen, dass über eBay düstere Wolken hängen. Dem Internetauktionshaus laufen die aktiven Kunden davon. Die Mitgliederzahlen wachsen zwar immer noch und haben mittlerweile das Rekordniveau von 241 Millionen eingeschriebenen eBayern erreicht. Gleichzeitig nimmt jedoch die Zahl der Inaktiven zu.
Gut zwei Drittel aller Mitglieder können die eBay-Manager in eine Schublade mit der Aufschrift Karteileichen einsortieren. Sie haben in den vergangenen zwölf Monaten nichts gekauft und nichts verkauft. Dementsprechend verringerte sich das eBay-Angebot in den USA allein im Juni dieses Jahres um knapp vier Prozent. Meg Whitmans Sorgenkind ist eBay Deutschland. In deutschen Landen reduzierte sich das eBay-Angebot um runde 15 Prozent.
"Wir müssen darauf achten, dass unsere alten Kunden bei uns bleiben", sagte Whitman auf der jährlichen eBay-Live-Konferenz, die in diesem Jahr in Boston stattfand, und kündigte sogleich etliche "Reformen" an. eBay-Design und Layout würden geändert. Darüber hinaus wolle man die Suchfunktion überarbeiten und personalisieren.
Neue Suchalgorithmen sollen für passgenaue Suchergebnisse sorgen. Aus dem früheren Nutzungsverhalten und den bisherigen Käufen des eBay-Kunden werden automatisch Rückschlüsse auf seine Interessen und Bedürfnisse gezogen und die Produkte auf der Suchergebnisliste entsprechend präsentiert. Auch die Händlerbewertungen sollen Eingang in die neue Suche finden, schreibt die US-Tageszeitung "New York Times".
Solche Reformen mögen nötig sein. Eines der Hauptprobleme, mit denen sich die eBay-Manager herumschlagen müssen, lösen sie nicht: eBay hat - nicht nur in Deutschland - ein wachsendes Imageproblem. Immer mehr eBayer beschweren sich etwa über den schlechten Kundenservice, den das Internetauktionshaus seinen Mitgliedern bei Problemen zumutet.
Beschwerden etwa über betrügerische Preistreibereien kurz vor dem Ende von Auktionen würden von eBay nicht ernst genommen, die Schuldigen noch nicht einmal abgemahnt, wie eBay-Kunde Jörg S. beim Kauf einer CD am eigenen Leibe erfahren hat. Er war einem "Preishochtreiber", der über einen zweiten eBay-Account verfügte, auf die Schliche gekommen, konnte nachweisen, dass es sich dabei nicht um eine einmalige "Kinderei" handelte und meldete den Vorfall.
Der Fall "sentens-web"
"Das war im März", erzählt Jörg S. "Bis heute sind beide Accounts noch aktiv, und beide bieten immer noch regelmäßig ihre Auktionen hoch." Es gehe zwar immer nur um relativ geringe Beträge. "Aber für eBay bedeuten höhere Verkaufspreise auch gleich mehr Einnahmen. Und da wird dann wohl mal großzügig über so einen Betrug hinweggesehen", vermutet Jörg S.
Von einem Betrugsfall in weitaus größerer Dimension berichtet Rafael Birnbaum. Er hatte bei einem gewerblichen eBay-Händler namens "sentens-web" Mitte Juli per Sofortkauf eine Playstation 3 für knapp 560 Euro per Sofortkauf erstanden. Bedenken hatte Birnbaum nicht. Der Händler wies sich als hervorragender eBayer aus. 99 Prozent der knapp 1500 eBay-Bewertungen, die andere Kunden ihm gegeben hatten, waren positiv. Birnbaum kaufte die Playstation, bezahlte den Preis, erhielt eine Versandmitteilung - doch die Ware wurde niemals abgeschickt.
Birnbaum war einem gewerblichen eBay-Mitglied mit vermutlich äußerst windigem Geschäftsmodell aufgesessen. sentens-web war seit Anfang Dezember letzten Jahres bei eBay angemeldet und hatte tatsächlich eine zu 99 Prozent positive Bewertung vorzuweisen. Doch solche Zahlen sind wenig aussagekräftig. Weitaus aufschlussreicher sind die negativen Bewertungen.
150.000 Euro Schaden?
Eine einfache Analyse des Bewertungsprofils, wie man sie etwa mit dem US-amerikanischen Statistikdienst toolhaus.org durchführen kann, zeigt, dass sich bei sentens-web hinter der positiven Fassade schon seit geraumer Zeit erhebliche Lieferprobleme verbargen. Eine weitere Auffälligkeit gesellte sich ab Anfang Juli hinzu: sentens-web erhöhte seine Angebotsmenge ganz beträchtlich. Offenbar war er knapp bei Kasse und benötigte von seinen Kunden Vorkassekapital, um seine Lieferprobleme in den Griff zu bekommen.
Birnbaum war nicht der einzige Kunde, der trotz Bezahlung keine Ware sah. heute.de liegen fünfzehn weitere Fälle vor - und auch das ist nur die Spitze eines Eisbergs. Der bei eBay gegründete Club der durch sentens-web Geschädigten zählt mittlerweile 476 Mitglieder. Über die Schadenssumme kann man allenfalls spekulieren. Die Rede ist von 150.000 Euro.
LINKS
* Abzocker bei Ebay!
Am 15. Juli wurde im eBay-Diskussionsforum "Sicherheit" eine Diskussion zum Thema "Pulverfass 'sentens-web' - Alles an Ort und Stelle verfügbar?" eröffnet. Hier wurde der Fall eingehend aufbereitet. Jetzt schrillten offenbar auch bei eBay die Alarmsirenen. Einen Tag später entfernte das Internetauktionshaus über 200 Angebote des Verkäufers mit dem windigen Geschäftsmodell im Gesamtwert von rund 300.000 Euro. Am 17. Juli wurde sein Mitgliedskonto geschlossen. Am Tag darauf meldete sentens-web eigenen Angaben zufolge Insolvenz an.
"Grob fahrlässig"
Viele Geschädigte haben mittlerweile Anzeige erstattet. Von eBay fühlen sie sich im Stich gelassen. Denn für den Ersatz des entstandenen Schadens fühlt eBay sich nicht zuständig. "Auf dem eBay-Marktplatz kommt direkt zwischen zwei eBay-Mitgliedern ein Kaufvertrag zustande", erklärt das Internetauktionshaus. "eBay wird nicht Vertragspartner und hat weder Einfluss auf die Art oder den Zustand eines Artikels, noch auf die Kaufabwicklung."
Ansonsten verweist eBay auf den hauseigenen Käuferschutz, "eine Kulanzleistung, die eBay seinen Mitgliedern kostenlos anbietet". Erstattet werden Kosten bis zu einer maximalen Höhe von 200 Euro abzüglich 25 Euro, die das Internetauktionshaus als saftige Bearbeitungsgebühr in Rechnung stellt. 175 Euro sind den meisten um ihr Geld gebrachten Kunden viel zu wenig.
Besonders verärgert sind die Geschädigten, weil es bei eBay offenbar "kein Frühwarnsystem zu geben scheint, dass anhand standardisierter Indikatoren eine gründlichere Überprüfung" von Händlern auslöst, die sich "ungewöhnlich" verhalten. "Genau das erwarte ich von eBay", sagt Benno G. aus Marburg, der 36,40 Euro verloren hat. "Ein einfaches Tool, mit dem automatisiert die Handelsvolumina überwacht werden und wo bei Überschreitungen kritischer Grenzwerte ein Überprüfungsverfahren anläuft." Darüber hinaus sollten Händler ab einem gewissen Umsatzvolumen zwingend auf ihre Identität hin überprüft werden. Alles andere sei "für ein Unternehmen dieser Größenordnung grob fahrlässig".
Quelle ZDF-Heute
Bei Ebay muss man vorsichtig sein. Ist nicht mehr das Top-Auktionshaus für Schnäppchen. Oft teuer als bei Handelsketten .
Die Bilanzen stimmen. Das Internetauktionshaus eBay hat im zweiten Quartal dieses Jahres weltweit einen Umsatz von 1,83 Milliarden US-Dollar erzielt - satte 30 Prozent mehr als im Vergleichsquartal des Vorjahres. Noch stärker stiegen die Gewinne. 376 Millionen US-Dollar konnte der Konzern im letzten Quartal für sich verbuchen.
Immer mehr Karteileichen
EBay-Chefin Meg Whitman könnte also die Champagnerkorken knallen lassen. Doch die glänzenden Bilanzen können nicht verbergen, dass über eBay düstere Wolken hängen. Dem Internetauktionshaus laufen die aktiven Kunden davon. Die Mitgliederzahlen wachsen zwar immer noch und haben mittlerweile das Rekordniveau von 241 Millionen eingeschriebenen eBayern erreicht. Gleichzeitig nimmt jedoch die Zahl der Inaktiven zu.
Gut zwei Drittel aller Mitglieder können die eBay-Manager in eine Schublade mit der Aufschrift Karteileichen einsortieren. Sie haben in den vergangenen zwölf Monaten nichts gekauft und nichts verkauft. Dementsprechend verringerte sich das eBay-Angebot in den USA allein im Juni dieses Jahres um knapp vier Prozent. Meg Whitmans Sorgenkind ist eBay Deutschland. In deutschen Landen reduzierte sich das eBay-Angebot um runde 15 Prozent.
"Wir müssen darauf achten, dass unsere alten Kunden bei uns bleiben", sagte Whitman auf der jährlichen eBay-Live-Konferenz, die in diesem Jahr in Boston stattfand, und kündigte sogleich etliche "Reformen" an. eBay-Design und Layout würden geändert. Darüber hinaus wolle man die Suchfunktion überarbeiten und personalisieren.
Neue Suchalgorithmen sollen für passgenaue Suchergebnisse sorgen. Aus dem früheren Nutzungsverhalten und den bisherigen Käufen des eBay-Kunden werden automatisch Rückschlüsse auf seine Interessen und Bedürfnisse gezogen und die Produkte auf der Suchergebnisliste entsprechend präsentiert. Auch die Händlerbewertungen sollen Eingang in die neue Suche finden, schreibt die US-Tageszeitung "New York Times".
Solche Reformen mögen nötig sein. Eines der Hauptprobleme, mit denen sich die eBay-Manager herumschlagen müssen, lösen sie nicht: eBay hat - nicht nur in Deutschland - ein wachsendes Imageproblem. Immer mehr eBayer beschweren sich etwa über den schlechten Kundenservice, den das Internetauktionshaus seinen Mitgliedern bei Problemen zumutet.
Beschwerden etwa über betrügerische Preistreibereien kurz vor dem Ende von Auktionen würden von eBay nicht ernst genommen, die Schuldigen noch nicht einmal abgemahnt, wie eBay-Kunde Jörg S. beim Kauf einer CD am eigenen Leibe erfahren hat. Er war einem "Preishochtreiber", der über einen zweiten eBay-Account verfügte, auf die Schliche gekommen, konnte nachweisen, dass es sich dabei nicht um eine einmalige "Kinderei" handelte und meldete den Vorfall.
Der Fall "sentens-web"
"Das war im März", erzählt Jörg S. "Bis heute sind beide Accounts noch aktiv, und beide bieten immer noch regelmäßig ihre Auktionen hoch." Es gehe zwar immer nur um relativ geringe Beträge. "Aber für eBay bedeuten höhere Verkaufspreise auch gleich mehr Einnahmen. Und da wird dann wohl mal großzügig über so einen Betrug hinweggesehen", vermutet Jörg S.
Von einem Betrugsfall in weitaus größerer Dimension berichtet Rafael Birnbaum. Er hatte bei einem gewerblichen eBay-Händler namens "sentens-web" Mitte Juli per Sofortkauf eine Playstation 3 für knapp 560 Euro per Sofortkauf erstanden. Bedenken hatte Birnbaum nicht. Der Händler wies sich als hervorragender eBayer aus. 99 Prozent der knapp 1500 eBay-Bewertungen, die andere Kunden ihm gegeben hatten, waren positiv. Birnbaum kaufte die Playstation, bezahlte den Preis, erhielt eine Versandmitteilung - doch die Ware wurde niemals abgeschickt.
Birnbaum war einem gewerblichen eBay-Mitglied mit vermutlich äußerst windigem Geschäftsmodell aufgesessen. sentens-web war seit Anfang Dezember letzten Jahres bei eBay angemeldet und hatte tatsächlich eine zu 99 Prozent positive Bewertung vorzuweisen. Doch solche Zahlen sind wenig aussagekräftig. Weitaus aufschlussreicher sind die negativen Bewertungen.
150.000 Euro Schaden?
Eine einfache Analyse des Bewertungsprofils, wie man sie etwa mit dem US-amerikanischen Statistikdienst toolhaus.org durchführen kann, zeigt, dass sich bei sentens-web hinter der positiven Fassade schon seit geraumer Zeit erhebliche Lieferprobleme verbargen. Eine weitere Auffälligkeit gesellte sich ab Anfang Juli hinzu: sentens-web erhöhte seine Angebotsmenge ganz beträchtlich. Offenbar war er knapp bei Kasse und benötigte von seinen Kunden Vorkassekapital, um seine Lieferprobleme in den Griff zu bekommen.
Birnbaum war nicht der einzige Kunde, der trotz Bezahlung keine Ware sah. heute.de liegen fünfzehn weitere Fälle vor - und auch das ist nur die Spitze eines Eisbergs. Der bei eBay gegründete Club der durch sentens-web Geschädigten zählt mittlerweile 476 Mitglieder. Über die Schadenssumme kann man allenfalls spekulieren. Die Rede ist von 150.000 Euro.
LINKS
* Abzocker bei Ebay!
Am 15. Juli wurde im eBay-Diskussionsforum "Sicherheit" eine Diskussion zum Thema "Pulverfass 'sentens-web' - Alles an Ort und Stelle verfügbar?" eröffnet. Hier wurde der Fall eingehend aufbereitet. Jetzt schrillten offenbar auch bei eBay die Alarmsirenen. Einen Tag später entfernte das Internetauktionshaus über 200 Angebote des Verkäufers mit dem windigen Geschäftsmodell im Gesamtwert von rund 300.000 Euro. Am 17. Juli wurde sein Mitgliedskonto geschlossen. Am Tag darauf meldete sentens-web eigenen Angaben zufolge Insolvenz an.
"Grob fahrlässig"
Viele Geschädigte haben mittlerweile Anzeige erstattet. Von eBay fühlen sie sich im Stich gelassen. Denn für den Ersatz des entstandenen Schadens fühlt eBay sich nicht zuständig. "Auf dem eBay-Marktplatz kommt direkt zwischen zwei eBay-Mitgliedern ein Kaufvertrag zustande", erklärt das Internetauktionshaus. "eBay wird nicht Vertragspartner und hat weder Einfluss auf die Art oder den Zustand eines Artikels, noch auf die Kaufabwicklung."
Ansonsten verweist eBay auf den hauseigenen Käuferschutz, "eine Kulanzleistung, die eBay seinen Mitgliedern kostenlos anbietet". Erstattet werden Kosten bis zu einer maximalen Höhe von 200 Euro abzüglich 25 Euro, die das Internetauktionshaus als saftige Bearbeitungsgebühr in Rechnung stellt. 175 Euro sind den meisten um ihr Geld gebrachten Kunden viel zu wenig.
Besonders verärgert sind die Geschädigten, weil es bei eBay offenbar "kein Frühwarnsystem zu geben scheint, dass anhand standardisierter Indikatoren eine gründlichere Überprüfung" von Händlern auslöst, die sich "ungewöhnlich" verhalten. "Genau das erwarte ich von eBay", sagt Benno G. aus Marburg, der 36,40 Euro verloren hat. "Ein einfaches Tool, mit dem automatisiert die Handelsvolumina überwacht werden und wo bei Überschreitungen kritischer Grenzwerte ein Überprüfungsverfahren anläuft." Darüber hinaus sollten Händler ab einem gewissen Umsatzvolumen zwingend auf ihre Identität hin überprüft werden. Alles andere sei "für ein Unternehmen dieser Größenordnung grob fahrlässig".
Quelle ZDF-Heute
Bei Ebay muss man vorsichtig sein. Ist nicht mehr das Top-Auktionshaus für Schnäppchen. Oft teuer als bei Handelsketten .