Nach dem Kartellamtsbeschluss schien sich alle Welt sicher, dass die "Sportschau" in ihrer alten Form erhalten bleibt. Doch beim FC Bayern hat man andere Pläne
Als Karl-Heinz Rummenigge im Februar die Behörde in Bonn besuchte, sprach sich das schnell herum. Dem Vorstand der Deutschen Fußball Liga (DFL) hatte er vorab erzählt, das Kartellamt sei mit einem "Auskunftsersuchen" zum Thema Zentralvermarktung der Bundesliga-Fernsehrechte an ihn herangetreten. Beim Kartellamt heißt es dagegen, der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern München habe um das Gespräch gebeten.
Wie auch immer: Uneingeschränkt mochte er sich damals nicht dazu bekennen, den FC Bayern auch künftig zusammen mit den anderen Klubs der Liga vermarkten zu lassen: "Eine Entscheidung pro oder kontra zentraler Vermarktung der TV-Rechte" würde "gegebenenfalls mit dem Aufsichtsrat abgestimmt", sagte er.
Die Worte des Bayern-Managers machten die Klubs hellhörig, zumal Rummenigge mit seiner Meinung nicht hinterm Berg hielt, Bayern könne, wenn er seine TV-Rechte selber vermarkte, 100 Millionen Euro pro Saison einnehmen. Derzeit sind es nur 25 Millionen Euro.
Noch am Mittwoch hatte der Präsident des VfB Stuttgart Erwin Staudt in einem Interview die Befürchtung geäußert, Klubs wie der FC Bayern würden sich womöglich aus der Zentralvermarktung zurückziehen, wenn die Erlöse nicht steigen: "Drei, vier Vereine könnten sich gut vermarkten, andere würden in die Röhre gucken."
Nun steht fest, dass die Klubs voraussichtlich nicht mit mehr Fernsehgeld rechnen können. Das Bundeskartellamt hat am Donnerstag das Vermarktungsmodell gestoppt, von dem sich die Vereine höhere Umsätze versprachen. Medienunternehmer Leo Kirch hatte der Liga 500 Millionen Euro pro Saison garantiert, 80 Millionen mehr, als sie bisher erlöst haben. Das Geld hätte von Pay-TV-Sendern wie Premiere kommen sollen, denen im Gegenzug mehr Exklusivität zugesichert worden wäre. Im Free-TV wäre die Bundesliga dann erst nach 22 Uhr zu sehen.
Doch das Kartellamt besteht auf einer Zusammenfassung der Bundesligapartien im Free-TV vor 20 Uhr. Denn die Zentralvermarktung der Liga ist nach Ansicht der Wettbewerbshüter ein Kartell, das nur genehmigt werden kann, wenn der Verbraucher etwas davon hat.
Kommt nun die Einzelvermarktung? Rummenigge beantwortet diese Frage mit einem klaren Bekenntnis: "Wir lassen die Liga nicht im Regen stehen", sagt er. "Wir stehen zur zentralen Vermarktung." Aber wieso hat er sich nicht schon im Februar so unmissverständlich ausgedrückt? Erst nach seinem Besuch beim Kartellamt habe sich der Aufsichtsrat für die Zentralvermarktung ausgesprochen, sagt er.
Unklar ist, woher die zusätzlichen TV-Erlöse, mit denen alle Klubs gerechnet haben, kommen sollen. Offenbar wurde die DFL von der Entscheidung des Kartellamts kalt erwischt. Sie will nun erst einmal ihren Vertrag mit Kirch neu verhandeln. Zudem prüft sie rechtliche Schritte gegen den Beschluss der Wettbewerbshüter.
Auch Rummenigge hat kein neues Vermarktungsmodell in der Schublade, dafür aber recht konkrete Vorstellungen, wie es weitergehen könnte: "Wir werden an die Geschichte sehr kreativ herangehen", sagt er. "Keiner soll sich zu sicher fühlen. Das geht vor allem an die Adresse der ARD."
Mit seiner "Sportschau" gilt das Erste als großer Profiteur der Kartellamtsentscheidung. Bundesliga-Fußball im Free-TV vor 20 Uhr kann eigentlich nur ein gebührenfinanzierter öffentlich-rechtlicher Sender anbieten. Die auf Werbung angewiesenen Privatkanäle können die teuren Ligarechte nicht refinanzieren. Doch womöglich wird sich die ARD-"Sportschau" grundlegend verändern: "Das Kartellamt hat nicht gesagt, in welcher Länge vor 20 Uhr über die Bundesliga berichtet werden soll", konstatiert Rummenigge. "Wer sagt denn, dass eine solche Sendung anderthalb Stunden dauern muss?"
Tatsächlich hat sich das Kartellamt in diesem Punkt bedeckt gehalten. Behördenchef Bernhard Heitzer deutete zwar an, dass er eine Länge von sechs bis zehn Minuten pro Bericht vernünftig fände. Eine klare Festlegung ist dies nicht, zumal Heitzer auch nicht sagte, über wie viele Spiele vor 20 Uhr berichtet werden muss.
Folglich macht man sich in Ligakreisen Hoffnung, mit einer Berichterstattung vor 20 Uhr, die nicht länger als 20 bis 30 Minuten ist, könne das Kartellamt zufriedengestellt werden. Zugleich würde eine stark verkürzte "Sportschau" der Exklusivität der Pay-TV-Berichterstattung zugutekommen. Vielleicht ließen sich so doch noch die Erlöse aus der TV-Vermarktung steigern.
Ein Klub wie der FC Bayern könnte natürlich auch kurzfristig die Aufsichtsratsentscheidung für die Zentralvermarktung kippen und seine Rechte auf eigene Faust verkaufen. Zumindest der Präsident des VfB Stuttgart scheint das dem Rekordmeister zuzutrauen. "Ich habe den Eindruck, dass beim VfB Stuttgart in letzter Zeit ziemlich viel Unsinn geredet wird", sagt Rummenigge dazu.
Quelle Golem Author Kai-hinrich Renner
Wenn es ums Geld geht, wird Bayern München ihre eigene Vorstellungen durchsetzen. Notfalls mit eigenen Vermarktungen .
Als Karl-Heinz Rummenigge im Februar die Behörde in Bonn besuchte, sprach sich das schnell herum. Dem Vorstand der Deutschen Fußball Liga (DFL) hatte er vorab erzählt, das Kartellamt sei mit einem "Auskunftsersuchen" zum Thema Zentralvermarktung der Bundesliga-Fernsehrechte an ihn herangetreten. Beim Kartellamt heißt es dagegen, der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern München habe um das Gespräch gebeten.
Wie auch immer: Uneingeschränkt mochte er sich damals nicht dazu bekennen, den FC Bayern auch künftig zusammen mit den anderen Klubs der Liga vermarkten zu lassen: "Eine Entscheidung pro oder kontra zentraler Vermarktung der TV-Rechte" würde "gegebenenfalls mit dem Aufsichtsrat abgestimmt", sagte er.
Die Worte des Bayern-Managers machten die Klubs hellhörig, zumal Rummenigge mit seiner Meinung nicht hinterm Berg hielt, Bayern könne, wenn er seine TV-Rechte selber vermarkte, 100 Millionen Euro pro Saison einnehmen. Derzeit sind es nur 25 Millionen Euro.
Noch am Mittwoch hatte der Präsident des VfB Stuttgart Erwin Staudt in einem Interview die Befürchtung geäußert, Klubs wie der FC Bayern würden sich womöglich aus der Zentralvermarktung zurückziehen, wenn die Erlöse nicht steigen: "Drei, vier Vereine könnten sich gut vermarkten, andere würden in die Röhre gucken."
Nun steht fest, dass die Klubs voraussichtlich nicht mit mehr Fernsehgeld rechnen können. Das Bundeskartellamt hat am Donnerstag das Vermarktungsmodell gestoppt, von dem sich die Vereine höhere Umsätze versprachen. Medienunternehmer Leo Kirch hatte der Liga 500 Millionen Euro pro Saison garantiert, 80 Millionen mehr, als sie bisher erlöst haben. Das Geld hätte von Pay-TV-Sendern wie Premiere kommen sollen, denen im Gegenzug mehr Exklusivität zugesichert worden wäre. Im Free-TV wäre die Bundesliga dann erst nach 22 Uhr zu sehen.
Doch das Kartellamt besteht auf einer Zusammenfassung der Bundesligapartien im Free-TV vor 20 Uhr. Denn die Zentralvermarktung der Liga ist nach Ansicht der Wettbewerbshüter ein Kartell, das nur genehmigt werden kann, wenn der Verbraucher etwas davon hat.
Kommt nun die Einzelvermarktung? Rummenigge beantwortet diese Frage mit einem klaren Bekenntnis: "Wir lassen die Liga nicht im Regen stehen", sagt er. "Wir stehen zur zentralen Vermarktung." Aber wieso hat er sich nicht schon im Februar so unmissverständlich ausgedrückt? Erst nach seinem Besuch beim Kartellamt habe sich der Aufsichtsrat für die Zentralvermarktung ausgesprochen, sagt er.
Unklar ist, woher die zusätzlichen TV-Erlöse, mit denen alle Klubs gerechnet haben, kommen sollen. Offenbar wurde die DFL von der Entscheidung des Kartellamts kalt erwischt. Sie will nun erst einmal ihren Vertrag mit Kirch neu verhandeln. Zudem prüft sie rechtliche Schritte gegen den Beschluss der Wettbewerbshüter.
Auch Rummenigge hat kein neues Vermarktungsmodell in der Schublade, dafür aber recht konkrete Vorstellungen, wie es weitergehen könnte: "Wir werden an die Geschichte sehr kreativ herangehen", sagt er. "Keiner soll sich zu sicher fühlen. Das geht vor allem an die Adresse der ARD."
Mit seiner "Sportschau" gilt das Erste als großer Profiteur der Kartellamtsentscheidung. Bundesliga-Fußball im Free-TV vor 20 Uhr kann eigentlich nur ein gebührenfinanzierter öffentlich-rechtlicher Sender anbieten. Die auf Werbung angewiesenen Privatkanäle können die teuren Ligarechte nicht refinanzieren. Doch womöglich wird sich die ARD-"Sportschau" grundlegend verändern: "Das Kartellamt hat nicht gesagt, in welcher Länge vor 20 Uhr über die Bundesliga berichtet werden soll", konstatiert Rummenigge. "Wer sagt denn, dass eine solche Sendung anderthalb Stunden dauern muss?"
Tatsächlich hat sich das Kartellamt in diesem Punkt bedeckt gehalten. Behördenchef Bernhard Heitzer deutete zwar an, dass er eine Länge von sechs bis zehn Minuten pro Bericht vernünftig fände. Eine klare Festlegung ist dies nicht, zumal Heitzer auch nicht sagte, über wie viele Spiele vor 20 Uhr berichtet werden muss.
Folglich macht man sich in Ligakreisen Hoffnung, mit einer Berichterstattung vor 20 Uhr, die nicht länger als 20 bis 30 Minuten ist, könne das Kartellamt zufriedengestellt werden. Zugleich würde eine stark verkürzte "Sportschau" der Exklusivität der Pay-TV-Berichterstattung zugutekommen. Vielleicht ließen sich so doch noch die Erlöse aus der TV-Vermarktung steigern.
Ein Klub wie der FC Bayern könnte natürlich auch kurzfristig die Aufsichtsratsentscheidung für die Zentralvermarktung kippen und seine Rechte auf eigene Faust verkaufen. Zumindest der Präsident des VfB Stuttgart scheint das dem Rekordmeister zuzutrauen. "Ich habe den Eindruck, dass beim VfB Stuttgart in letzter Zeit ziemlich viel Unsinn geredet wird", sagt Rummenigge dazu.
Quelle Golem Author Kai-hinrich Renner
Wenn es ums Geld geht, wird Bayern München ihre eigene Vorstellungen durchsetzen. Notfalls mit eigenen Vermarktungen .
Kommentar