In meiner Familie ist Politikinteresse schon fast Tradition, es gab keine Familienzusammenkunft bei der die aktuelle politische Lage nicht diskutiert wurde. Auf großen Festen, waren alle Generation vereint und es wurde heftig diskutiert vom Enkel bis zum Urgroßvater und viele Onkel und Großtanten und sonstige waren auch dabei. So wurde mein politisches Interesse früh geweckt und weil ich gerne aktiv mitreden wollte, fing ich an mir eine eigene Meinung zu bilden.

Zunächst rutschte ich dadurch in eine andere Familientradition, wenn man es so nennen kann, denn es gab ursprünglich in meiner Familie nur zwei Lager. Diese zwei Lager sind fast sinnbildlich für unsere heutige Parteien- und Politiklandschaft, denn es gab den CDU Block und den SPD Block, die Verhältnisse waren ungefähr ausgeglichen, aber meine direkten Verwandten (Mutter, Vater und Großeltern) waren zu 90% Sozialdemokraten. Das hat mich natürlich geprägt und da die Argumente meiner nahen Verwandten mir logischer vorkamen, wurde ich schon früh selbst zum Sozialdemokrat.

Es war also fast schon vorprogrammiert, was ich einmal wählen würde, denn meine Familie war ja in der SPD aktiv und alle waren Mitglied. Doch bevor ich das erste mal selbst wählen durfte, veränderte sich einiges. Meine Eltern trennten sich und meine Mutter lernte nach ein paar Jahren einen neuen Mann kennen. Mein Stiefvater war ebenfalls politisch sehr interessiert und aktiv, nur war er fest verwurzelt mit der CDU. Es kam immer wieder zu Diskussionen und zunächst verteidigte ich die Standpunkt der SPD, doch dann geschah etwas ganz anderes. Es ist nicht so, dass mir die CDU sympathischer wurde, nein ich musste vielmehr feststellen, dass beide großen Volksparteien absolut nicht die Politik machte und nicht die Werte vertrat, die zu mir und meinen Vorstellungen passten. Das hemmte mein Interesse aber in keinem Fall, sondern es spornte mich regelrecht an, mich noch intensiver mit der Politik und den Parteien zu beschäftigen.

So war ich nun fast Volljährig und auf der Suche, auf der Suche nach der richtigen Partei. Warum ich mir überhaupt die Mühe gemacht habe, kann ich heute nicht mehr genau sagen, aber ich glaube sowohl meine Eltern als auch meine Großeltern haben dazu beigetragen. Denn unser Motto war, wer etwas ändern möchte, der muss selbst aktiv werden und wer nichts tut und nicht wählt, der gibt die Geschicke aus der Hand und muss sich wohl oder übel dem fügen, was die anderen Wähler so wollten (auch wenn sie es eigentlich nicht wollten, aber sie hatten die zwei Volksparteien groß gemacht).

Mir war nun also klar, die CDU ist so christlich, wie de SPD sozial. Beide Parteien standen für mich, für leere Versprechungen und für den Aufbau des Bürokratiewahnsinns in Deutschland. Unser Leben wurde überreguliert und die persönliche Freiheit war da nur im Weg. Die regierenden Volksparteien, bauten im Wechsel ein System der Vorbestimmung auf, bei dem kaum ein Bürger noch sein eigener Herr war. Ich befürchtete und das tue ich noch heute, wenn die SPD und CDU weiter an der Macht bleiben, dann wird bald kaum einer mehr etwas aus sich machen können. Wer nicht in ein wohlhabendes Elternhaus geboren wurde, wird weder einen vernünftigen Lebensstandard erreichen noch die Bildung bekommen, die sein persönliches Potenzial eigentlich hergibt. Das Schulsystem ist auf dem Weg zu einem Elitesystem und wer einmal irgendwo eingestuft wurde, der hat kaum eine Möglichkeit sich nochmal zu verbessern oder zu verändern. Ich wurde also immer stutziger und nach und nach erkannte ich eine Lüge nach dem anderen.

Nun stand ich da und ich hatte keine Ahnung, welche Partei meine Vorstellungen am besten vertreten würde und ich versuchte mich neu zu orientieren. Einer meiner damaligen Lehrer, den ich immer sehr geschätzt habe, versuchte mir die Vorteile seiner Partei nahe zu bringen und ich beschäftigte mich Intensiv mit den Grünen. Ich liebe die Natur und ich bin mir stets bewusst gewesen, dass der Umweltschutz eine hohe Priorität hat, damit unsere Kinder auch noch was von dem Planeten haben. Leider musste ich aber schon bald wieder feststellen, dass die Grünen ein Haufen extremer Spinner ohne jeglichen Sinn für Realismus waren und dass sie sich selbst in die Tasche lügten und viele von ihren Forderungen absolut nicht umsetzbar und finanzierbar wären. Für entstand ein Bild, vom grünen Wähler, welches in etwas einem bekifften Weltverbesserer entsprach, der in seinen Launen sich üblen Quatsch zusammen reimte ohne über Konsequenzen nach zu denken. Es waren Leute, die alte gammlige VW Transporter fuhren, mit Aufklebern wie "Atomkraft nein Danke", aber sich einen Dreck darum scherten, dass ihr eigenes Fahrzeug absolut überdimensioniert war und obendrein noch ganz beschissene Abgaswerte hatte. Es gab viele Beispiele, die mich hier geprägt haben, so kam es zum Beispiel in unserer Straße dazu, dass eine Familie aus Protest gegen den Atomstrom, ihre Stromrechnungen nicht mehr zahlten und das Geschrei wurde immer größer, als ihnen dann der Saft abgedreht wurde. Ich dachte mir nur, wenn die doch den Strom nicht wollen, dann sollen sie sich eben Solarzellen besorgen, aber das Geld wollten sie auch nicht investieren und so wurde meine Ablehnung immer größer. Die dritte Partei war für mich damit gestorben.

So wanderte ich weiter auf meiner Suche und die nächste Parteien, die ich mir anschaute, obwohl ich eigentlich nicht wollte, waren die Republikaner. Ich hatte zwar eine Abneigung gegen alles was rechts angehaucht war und irgendwie mit dem Nationalsozialismus in Verbindung gebracht werden konnte, aber ich wollte es trotzdem genauer wissen. Und das war ein gefährliches Abenteuer, denn die Programme und Inhalte, die die Partei "offiziell" verkörperten klangen interessant und ungefährlich, doch je mehr ich hinter die Kulissen schaute, desto mehr musste ich erkennen, dass hier viel vorgetäuscht wurde und die Ziele eben doch alles andere als demokratisch, menschenfreundlich und tolerant waren, so wie ich es mir wünschte. Außerdem war immer die Nähe zu wirklich radikalen Parteien zu spüren, die einen versuchten in ihren Bann zu ziehen. So hatte ich auch ein kurzes Intermezzo mit der NPD, worauf ich mich nur einließ, um auch zu wissen wovon ich rede und das war wirklich übel. Ich bekam Kontakt zu Schlägertrupps, die mich zunächst für einen von ihnen hielten usw. Ich kann nur sagen, sie sind absolut nicht wählbar und sie gehören verboten. Nun konnte ich also für mich festlegen, dass die "rechten" Parteien allesamt nichts für mich waren und ich musste weiter suchen.

Es blieb nicht mehr viel übrig und ich beschäftigte mich immer wieder auch mit den großen Volksparteien und musste weiterhin sagen, dass die nicht zu mir passen. So vergingen noch ein paar Jahre und ich ging also lieber nicht wählen, weil ich noch keine Partei mit meinen eigenen Vorstellungen unter einen Hut bringen konnte.

Obwohl ich ein ähnliches Bild von den Linken hatte, wie ich es auch von den Rechten hatte, schaute ich mir diese genauer an. Hier bestätigte sich auch wieder, was ich schon bei den REP und der NPD feststellen musste. Die "offiziellen" Ziele waren ok, doch in Wirklichkeit steckte etwas dahinter, was ich nicht unterstützen konnte. Ich hatte einfach zu viel negative Erfahrungen und Berichte aus der Familie, über das Leben im Sozialismus und Kommunismus und die waren absolut abschreckend. Der grundsätzliche Verteufelung des Kapitalismus, war für mich ebenso abschreckend, wie die teilweise undemokratischen Prinzipien. So wurden auch alle linken Parteien und Gruppen von meiner Liste verbannt.

Ich war schon fast genervt und wollte mich doch von der Politik distanzieren, da viel mir auf, dass ich eine Partei ganz außer Acht gelassen hatte. Die FDP sagte mir zunächst gar nichts und das was sie mir sagte, war nicht gut. In meiner Familie und bei vielen anderen meiner Diskussionspartner hatte die FDP den Ruf, eine Partei für Besserverdiener zu sein und ich stammte aus sehr armen Verhältnissen. Außerdem wurde der FDP immer vorgeworfen, sie seinen machtgeil und würden sich immer der Volkspartei an den Hals werfen, die gerade etwas Vorsprung hatte. Die "Fähnchen im Wind Partei", sagte mein Opa immer und sowas wollte ich auf keinen Fall. Ich suchte eine Partei, die ein scharfes Profil hatte, welches zu mir passte und welche durch Ehrlichkeit und Realismus punkten konnte.

Natürlich lies ich mich dieses mal auch nicht abschrecken und nahm die Partei ebenfalls genau unter die Lupe und das Ergebnis war für mich sehr überraschend. Diese Partei passte und die Vorurteile waren absolut veraltet und die miese Nachrede absolut haltlos.

Warum die FDP für mich passt und ich in ihr großes Potenzial sehe und welche Erfahrungen und Eindrücke ich sammeln konnte, werde ich im nächsten Eintrag schildern. Denn bis zu dem Zeitpunkt und er Entscheidung in dieser Partei aktiv und Mitglied zu werden, war es noch ein weiter Weg.