Ein Zentrum der Macht.
Pure Energie zieht sich hier zusammen. Milliarden und Abermilliarden Tonnen Wasserstoff verbrennen innerhalb einer Sekunde. Der Riesenstern 24 Etha Katharina stirbt nun schon seit mehreren Jahren.
Die Materiewolken, die durch seine Supernova entstanden, bilden seither das Herz des Gappanebels. Benannt duch seine Form, die der eines Gappas ähnelt, wenn dieser sich auf seine Hinterbeine stellt.
Ein Schiff durchkreuzt gerade den Gappanebel. Seine Form lässt auf einen Zerstörer der Oberon-Klasse schließen. Ein gewaltiger Rumpf, ähnlich geformt wie ein Torpedo, jedoch mit einem T-förmigen Bug, daß den Galaxienpendler wie ein Hammer aussehen lässt.
Rings um das Schiff waren Vorrichtungen angebracht, Antennen, Radarsysteme und diverse Tiefenscanner, da es auf einer Forschungs- und möglicherweise auch -Rettungsreise unterwegs ist.
Es ist die KS Taunus-Re, nicht das größte Schiff der Pherovaren, aber mit Sicherheit eines der eindruckvollsten.
Auf der Brücke ging es derzeit eher ruhig vor. Kapitänleutnant Pharian steht mit seinem ersten Offizier Feyhd vor dem unsichtbaren Kraftfeld, welches die Crew der Brücke vor dem eisigen Tod des Weltalls bewahrt.
"Von der Masse lässt sich ableiten, daß all dies hier", er macht eine ausschweifende Geste, "in einigen Jahren nicht mehr existiert. Sehen Sie Feyhd, eine Supernova dieser Größe, hervorgerufen durch das Ende eines Gasriesen, der sämtliche seiner Brennstoffe verbraucht hat, entwickelt sich willkürlich zu einem schwarzen Loch. Unsere Wissenschaftler können dies aus jahrzente alten Unterlagen herleiten.
Dies bedeutet, daß es den Gappanebel in wenigen Jahren bloß noch als Erinnerung gibt. Sehen Sie ihn sich daher gut an. So etwas schönes gibt es kein zweites Mal in diesem Sektor."
Feyhd, der mit hinter dem Rücken verschränkten Armen neben seinem Kapitän steht, nickt.
Es hat schon irgend etwas skurriles an sich, wenn man eine Explosion bestaunen kann, die mehrere Jahre andauert, und sei es auch nur durch ein Teleskop.
"Wir müssen davon ausgehen, daß durch das starke Gravitationsfeld, welches entstehen wird, weitere Sterne sterben werden. Bald wird es hier von Pulsaren nur so wimmeln."
Pulsare sind ausgebrannte Sonnen, die zu einem Neutronenstern zusammenschrumpfen, einem weißen Zwerg, die regelmäßig Licht und Radiosignale ausstoßen. Ihre Dichte beträgt das Vielfache von Pherovar 1 und 2, den Zwillingssonnen im Heimatsystem der Pherovaren.
Der Kapitän dreht sich um und ruft auf einem Terminal eine Sternenkarte auf.
"Tja, da werden unsere Sternenkartographen wohl viel zu tun bekommen, wenn es so weit ist, das gesamte System neu zu scannen und zu erfassen.
Fähnrich, wie weit noch bis zur Anomalie?"
Einer der jünger aussehenden Soldaten saß am Tiefenscanner und fühlte sich angesprochen, ohne sich umzudrehen.
"Sir, noch weitere 12 Millionen Kilometer bis zur Ursache des Störungsfeldes."
"Navigator, wir bleiben auf Kurs. Major Feyhd, ich ziehe mich zurück, halten Sie mich auf dem Laufenden."
"Jawohl, Herr Ka'Leut!", salutierte Feyhd, doch der Kapitän hat die Brücke schon verlassen und die Schotts sind bereits wieder geschlossen.
Irgendwas bedrückt den Kapitän, doch ich weiß nicht, was. Irgendwie ist er seltsam heute...
Etliche Stunden vergingen, als Kapitän Pharian zur Brücke gerufen wurde:
"Herr Ka'Leut, wir haben Sichtkontakt."
Dieser eine Satz reicht vollkommen aus, um Pharians Herz schneller schlagen zu lassen.
Er trinkt seinen Tee aus und zieht sich die Jacke seiner Uniform wieder an.
Wenige Minuten später betritt er die Brücke.
Major Feyhd geht sofort ins Stillgestanden und bellt der Brückencrew ein lautes: "Alles auf!" entgegen.
Die Crew springt ebenfalls in Hab-Acht Stellung, doch Pharian winkt sofort ab:
"Weitermachen, Leute, das Protokoll wird eingehalten. Erste Analyse?"
"Es ist definitiv die Phellaeon, Herr Ka'Leut. Unsere Langstreckenscanner haben sie vor 2 Stunden erfasst. Doch Aufgrund verschiedener Inteferenzen ließ ich uns auf Tiefenscanner Reichweite heranfliegen um sicher zu sein. Dabei stießen wir auf mögliche Gründe der Inteferenzen. Es scheint, als wäre die Phellaeon gar nicht hier. Der Raum krümmt sich in seltsamen Formen um das Schiff, Herr Kapitän."
Pharian steht vor dem Kraftfeld und starrt ins All. Der Gappanebel ist immer noch zu sehen, doch vor dem überwältigenden Hintergrund der Materiewolken der Supernova zeichnet sich nun eine kleine Silhouette ab.
"Tavian, vergrößern."
Die Phellaeon wurde nun gut erkennbar auf dem Kraftfeld vergrößert dargestellt. Halb transparent, so daß man immer noch beobachten kann, was draußen zu sehen ist.
Fehyd tritt näher an den Kapitän heran. Skeptisch beäugelt er das Bild, welches sich ihm bietet.
"Kapitän, die Phellaeon...sie ist...so alt!"
"In der Tat, Feyhd...und sie scheint immer noch intakt."
"Aber, wie ist das möglich?"
"Die Fregatten der Dreadnaught Klasse wurden ohne Ausnahme im großen Krieg zerstört. Die wenigen, die noch manövrierfähig waren wurden außer Dienst gestellt und dienen dem Sternenmuseum als Ausstellungsstücke. Nur die Phellaeon hat man nie gefunden...bis heute!"
Selbst die Crew blickt nun mit offenen Mündern auf das gewaltige Schiff, welches anscheinend führerlos durch den Raum gleitet.
Kapitän Pharian dreht sich um und bedeutet dem Sicherheitsoffizier, ihm sein Ohr zu leihen.
"Ich möchte innerhalb der nächsten 2 Stunden ein voll einsatzbereites Aussenteam im Transporterraum 4 antreffen. Verstanden?"
"Jawohl, Herr Ka'Leut!"
Der Sicherheitsoffizier salutiert und macht sich auf dem Weg zu den Mannschaftsunterkünften, wo er, da ist sich Pharian sicher, sechs der besten Leute für einen Ausseneinsatz vorbereiten würde.
Etwas später ist es dann schon soweit. Der Kapitän sieht sich die fünf jungen Soldaten an, in deren Augen er lesen konnte, daß sie seit Beginn dieser Reise darauf warten, sich zu beweisen. Der sechste ist ein guter Freund von Pharian, Hauptmann König. König ist etwas älter als der Rest der Truppe, und er hat schon in vielen Schlachten gedient. Diesen Flug sieht er als Ende seiner Karriere an. Er wollte nur noch einmal mit seinem ehemaligen Kriegsgefährten Pharian auf eine abenteuerliche Reise gehen, bevor ihn sein Rücken und seine Frau daran hindern, seinen Militärdienst weiter zu leisten.
Pharian legt ihm nun seine Hand auf die Schulter.
"Sei vorsichtig da drüben, Phelor. Denk an unsere Ausbildung und an die jungen Männer an deiner Seite. Wir wissen nicht, was uns da drüben erwartet, doch Lebenszeichen werden keine angezeigt."
"Sei unbesorgt, Pharian", erwidert König mit tiefer, rauher Stimme. "Wahrscheinlich hat alles, was uns da drüben gefährlich werden könnte, in der Zwischenzeit das zeitliche gesegnet. Immerhin gilt dieses Schiff für...wie lange verschollen? 1000 Jahre? 1500?"
Pharian lächelt König an.
"Seid einfach vorsichtig. Ich möchte keine Zwischenfälle. Und jetzt ab mit euch."
Die sechs Soldaten steigen auf die Transporter-Pods und binnen wenigen Sekunden lösen sie sich auf.
"Statusbericht!", befiehlt Pharian nun wieder in seinem gewohnten Ton.
Der Transport-Ingenieur blickt auf sein Datenpad und antwortet fast sofort: "Sechs Personen ohne molekulare Verluste am Zielort angekommen. Logfile wird erstellt."
Auf dem Weg zurück zur Brücke aktiviert Pharian sein Kommgerät:
"Major Feyhd, haben wir schon ein Bild?"
Nach einem kurzen statischen Rauschen erschallt die Antwort: "Negativ. Es scheint Probleme mit der Übertragung aus der Phellaeon heraus zu geben. Wir haben lediglich Funkkontakt."
Pharian brummt vor sich hin. "Na wenigstens etwas", denkt er sich, als er mit großen Schritten auf dem Weg zur Brücke unterwegs ist und sein Kommgerät wieder ausstellt.
Nervös schauen sich die Mitglieder des Aussenteams um. Dafür sind sie trainiert worden. Jetzt können sie ihre Disziplin beweisen, wohlwissend, daß der Erfolg dieser Mission von ihrem Können abhängt.
"Also, los Leute", ruft König, "unser erstes Ziel ist es, den Maschinenraum ausfindig zu machen, um zu sehen ob das Lebenserhaltungssystem noch funktioniert und wir vielleicht ein wenig Licht in diese Bude bekommen. Vorwärts."
Niemand sagt etwas, die Soldaten sind gewohnt, Befehle auszuführen. Phelor König geht vor allen anderen voran. Die Soldaten folgen ihm, wobei sich Saphiel und Thravat unentwegt umsehen, da sie die Nachhut bilden.
"Fa'Ind, was ist mit Ihrer Rasur passiert? Ich hätte von einem Mustersoldaten Ihres Kalibers erwartet, daß er frisch rasiert zu einer Außenmission antritt."
Fa'Ind schaut König an, sich selbst keiner Schuld bewußt.
"Aber...Herr Hauptmann, erst kurz bevor zum Apell gerufen wurde habe ich..."
"Wohl nicht gründlich genug, Soldat!"
Fa'Ind zieht sich einen Handschuh aus und fährt sich dann mit der Handinnenfläche über die linke Wange. Tatsächlich. Bartstoppeln! Seltsam. So einen schnellen Bartwuchs hat er doch überhaupt nicht, daß die Stoppeln in den letzten 2 Stunden so sprießen konnten.
Auf der Brücke der Taunus-Re herrscht rege Aufregung. Über Sensoren wird die ständige Herz- und Lungenaktivität des Aussenteams kontrolliert.
Sechs Monitore sollen eigentlich die Aufnahmen der Helmkameras anzeigen, die zur Brücke übertragen werden, doch sie zeigen nur flimmernde Schlieren.
"Das gibt's doch nicht. Wurden die Batterien der Helme vor dem Einsatz aufgeladen?"
Feyhd kann es sich auch nicht erklären.
"Jawohl. Die komplette Standardprozedur wurde durchgeführt. Es muß etwas mit dieser Raumanomalie zu tun haben."
"Wir werden sehen..." ist Pharians Antwort, mehr zu sich selbst gesprochen als zu Feyhd.
Irgendetwas stimmt hier doch nicht, sind Königs Gedanken zur selben Zeit auf der Phellaeon.
Aber der Aussendienst tut mir auch mal wieder gut. Ich spüre meinen Rücken überhaupt nicht mehr. Bewegung ist wohl doch alles, was fehlt, wie?
"Herr Hauptmann! Mögliche Gefahrenstelle entdeckt!"
König eilt auf Luviél zu. Sie ist die jüngste hier im Team, hat auf der Akademie aber überragend abgeschnitten und sich daraufhin sofort für den Dienst unter Kapitän Pharian beworben.
"Was gibt es, Luviél?"
"Da Herr Hauptmann, sieht aus wie ein Riss in der Inneren Hülle. Sehen Sie ihn?"
"Lampe. Danke. Ja...ich sehe ihn. Aber...was ist das? Das kann nicht sein. Pharian, hörst Du mich?"
Ein Knistern kündet die Antwort von Kapitän Pharian an.
"..höre Dich...schlechter Empfang...as i...los..."
"Dieser angebliche Riss in der Innenhülle. Er erstreckt sich nicht nur auf die Hülle. Ich will sagen...mein Gott, der Riss setzt sich im Gang fort...mittendrin! Verstehst Du mich? Wir haben hier einen Riss in der Luft vor uns!"
Luviél geht neugierig, doch vorsichtig weiter auf den Riss zu.
Jetzt sieht sie es auch. Als hätte die Realität einen Sprung.
Sie hält ihre Hand in den Riss. Dort, wo die Hand aus dem Riss herausragt, erkennt man nur noch Fetzen vom Handschuh und Luviéls Fingernägel sind Zentimeterlang.
Erschrocken schreit sie auf und zieht ihre Hand zurück.
Mit der anderen reibt sie sie und betrachtet sie dann nervös.
Alles war wieder normal.
Hauptmann König befiehlt seinen Leuten, weiterzugehen und die Augen aufzuhalten.
Niemand sollte dem Riss zu nahe kommen, und diesen Befehl beachtete jeder mit Vergnügen.
Mehrere Stunden und reparierte Relais später, laufen die Energiegeneratoren der Phellaeon wieder auf Hochtouren.
Das Team ist mit sich zufrieden, trotz aller Ereignisse doch noch zu einem zufriedenstellenden Ergebnis gekommen zu sein.
Kapitän Pharian hat den Männern und Frauen vorgeschlagen, die Helmkamerabatterien aufzuladen, nun, da genügend Energie vorhanden ist.
Abgesehen davon, sollen sie sich auf den Weg zur Brücke machen, um das Logbuch des Kapitäns zu analysieren.
Nachdem einstimmig beschlossen worden ist, daß hier niemand mehr lebt und ihnen so niemand gefährlich werden konnte, schulterten sie ihre Gewehre und sind nun auf dem Weg zum Hauptdeck. Als sie aus dem Lift ausgestiegen sind und sich umsahen, bot sich ihnen ein Anblick des reinen, unkomplizierten Chaos. Hier herrscht ein heilloses Durcheinander und König schüttelt den Kopf:
"So kommen wir hier nicht durch. Wir müssen erst einmal aufräumen."
Sie schieben Schränke und Tische zur Seite, räumen defekte Terminals aus dem Weg und tragen Stahlträger durch die Gegend. So fanden sie den ersten Toten...
Auf der Brücke der Taunus-Re wird Pharian langsam ungeduldig.
Seit einer Viertelstunde kam nichts weiter als Lärm aus den Kommunikatoren.
"Verdammt, was treiben die da? Das kann doch nicht so lange dauern."
Dann hört er einen schrillen Aufschrei Luviéls.
"König, was ist da drüben bei euch los? Melde Dich, Herrgott noch mal!"
"Pharian, wir haben einen Toten Offizier gefunden. Aber..es hört sich vielleicht seltsam an, doch er kann unmöglich länger als eine Woche hier liegen. Doch seine Uniform entspricht der aus den großen Kriegen der alten Zeit. Eindeutig ein Besatzungsmitglied der Phellaeon. Ich verstehe das nicht..."
"Gut. König? Ruhig bleiben, wir haben eine Mission. Wenn wir wissen wollen, was mit diesem Schiff geschehen ist, solltet ihr so bald wie möglich die Brücke erreichen, hast Du gehört?
Ich kann mir vorstellen, daß es euch da drüben nicht sonderlich gefällt, aber da müsst ihr durch! Bei Gott, ich wäre selbst mitgegangen, und das weißt Du."
König seufzte.
"Ich weiß, Freund. Die Leiche hat uns nur einen Schreck eingejagt. Ich werde versuchen, etwas über den Toten herauszubekommen, dann geht es sofort weiter."
Seltsame Worte, denkt sich Pharian. Ein Schiff, welches seit Äonen verschollen ist, und eine dazugehörige Crew, die aussieht als wäre sie erst eine Woche lang tot? Das passt nicht. Was für ein Werk ist das nur?
Phelor König kniet sich neben den toten Offizier und beginnt, dessen Taschen zu durchsuchen, während der Rest des Teams weiter den Weg frei räumt. Sein Blick fällt auf die rechte Hand des Toten und bleibt dort hängen. Es sieht aus, als hätte er sich verletzt, bevor er starb. Eine Narbe, ein kleines Mal ist an der Handinnenfläche zu sehen. König berührt es zufällig mit seinem Daumen. Ein Schmerz, heiß wie die Feuer sämtlicher Höllen, die die Pherovaren kennen, brennt plötzlich in seiner Stirn.
Er sieht eine Welt.
Sie ist schön.
Hohe Berge, zerklüftete Küsten, stahlblaue Seen und glitzernde Flüsse schlängeln sich durch üppig begrünte Weiden. Sein Fokus verändert sich. Der Himmel scheint nun zu brennen, er vernimmt das heftige donnern ferner Flügelschläge. Jemand scheint ihn zu rufen. Ein helles Licht am Himmel lässt ihn aufsehen. Es sieht aus wie ein Stern, doch er kommt näher. Der brennende Komet stürzt direkt auf ihn hinab. Der Schmerz in seiner Stirn wird unbeschreiblich stark. Einen Augenblick später sieht er sich selbst, in einer Art Gruft, mit einem gleißenden Mal auf der Stirn. Es gleicht einer 7.
Dann wieder das Flügelschlagen, wie tiefe, direkte Treffer ins Herz fühlen sie sich an. Die Berge um ihn herum stürzen ein, die Seen fangen an zu kochen und die Wiesen brennen nun. Dann, als wäre alles nie passiert, verändert sich sein Fokus abermals und er hockt wieder neben der Leiche des Offiziers der Phellaeon. Auf der Stelle zieht er seine Hand von dem Toten. Dieser beginnt plötzlich zu verwesen, seine Haut wird runzlig und trocken. Fast auf der Stelle fällt dem toten Offizier die Haut vom Leib und zerreisst wie Pergament.
Bevor die Haut von den Händen der Leiche aufreißt, erhascht König noch einen letzten Blick auf die vernarbte Stelle auf der Handinnenfläche. Es sieht aus wie ein Mal. Es sieht aus wie .:7:.!
Die anderen des Aussenteams sehen König verwundert an.
Von der Leiche ist nichts mehr zu sehen, abgesehen von einer dünnen Staubschicht auf dem Boden. Sie können nicht glauben, was sie soeben gesehen haben.
Fa'Ind meldet sich zuerst:
"Herr Hauptmann, was ist geschehen? Hier stimmt doch was nicht."
König selbst kann auch kaum glauben, was in den letzten Minuten passiert ist. Doch als er sich umsieht fällt ihm auf, daß es überhaupt nicht Minuten her sein konnte. Das Meiste der Unordnung ist wieder hergestellt, als ob sie nie angefangen hätten, aufzuräumen.
"Wie lange sind wir nun schon hier, in diesem Zwischendeck?"
"Herr Hauptmann? Wir sind soeben mit dem Lift hier her gekommen und haben das Chaos bemerkt. Ist alles in Ordnung?"
Direkt nach diesen Worten ertönt plötzlich Pharians Stimme in Königs Kommgerät:
"König, was ist da drüben bei euch los? Melde Dich, Herrgott noch mal!"
"Pharian, wir haben einen Toten Offizier gefunden. Aber..es hört sich vielleicht seltsam an, doch er kann unmöglich länger als eine Woche..."
"König? König! Was zum Teufel geht bei euch vor sich?"
Doch König antwortet ihm zunächst nicht.
Er sieht seine Leute an, doch die verhalten sich vollkommen normal, als würde ihnen nichts merkwürdiges auffallen.
Was geht hier vor?
"Pharian, keine Zeit, wir müssen zusehen, daß wir schnellstmöglich die Brücke erreichen. Es gefällt uns hier nicht, und ich weiß, Du wärst gern selbst mitgegangen."
Pharian stockt etwas, als er antwortet:
"J-Ja, das stimmt...aber...woher? Ist ja auch egal. Nur seht zu, O.K.?"
"Wir tun, was wir können, Pharian. Doch bedenke: Irgendetwas schränkt unsere Effizienz hier ein, etwas will nicht, daß wir hinter das Geheimnis der verschollenen Phellaeon kommen. Es hört sich seltsam an, aber vertraue mir. Ich weiß, was ich tue."
"Ich weiß, Phelor.
Seid vorsichtig, hörst Du?"
"Keine Sorge. Und ihr dahinten, weitermachen, ausruhen können wir später immer noch...", damit wurde die Verbindung unterbrochen.
Pharian muß lächeln.
"Der alte Sklaventreiber. Aber immer noch einer der Besten, die wir haben."
Major Feyhd nickt zustimmend.
"Da haben sie wohl Recht, Herr Ka'Leut. Wir haben übrigens mit der Analyse der Anomalien begonnen und sammeln in diesem Augenblick unfassbare Mengen von Daten.
Sie wissen sicherlich, daß ab einer bestimmten Gravitationskraft in der nähe einer Supernova, welche zu einem schwarzen Loch wird, der Raum manchmal gleich der Zeit ist."
"Ja, worauf wollen Sie hinaus."
Feyhd atmet einmal tief durch.
"Ich will Ihnen damit sagen, daß wir hier draußen keine Raumanomalien haben. Das ist eine Fehlinterpretation der Tiefenscanner gewesen, aufgrund der Interferenzen, welche die Phellaeon ausstrahlt."
"Sie meinen...", beginnt Pharian, doch Feyhd kommt ihm zuvor:
"Ja. Ich meine Zeitanomalien!"
Man einigte sich, nicht mehr über den Toten zu sprechen.
Inzwischen ist das Aussenteam auf der Brücke angekommen, wo sie sofort versuchen, Informationen aus dem Logbuch herauszubekommen.
Die ersten Probleme ließen nicht lange auf sich warten.
Niemand kennt sich mit den Terminals aus. Obwohl die Phellaeon so alt ist, wirken die Computerpults wie neu; mehr noch: hochmodern!
"Mir geht dieses Schiff allmählich auf den Geist.", beschimpft Fa'ind den Bildschirm vor ihm. Er ist dabei, die Geduld zu verlieren.
"Auf den Geist? Auf den Geist?? Haha...ahahahahaahaaaa....den Geist! Auf den Geist, haaaa. Der war gut!!", ruft Ingenieur Fréi, der damit den ziemlich sicheren Eindruck erweckt, den Verstand zu verlieren.
"Fréi, alles in Ordnung? Beruhige Dich, Kerl.", Luviél packt Fréi am Kragen und schüttelt ihn durch.
"Mich beruhigen? Mich beruhigen soll ich? Hahaaa, ihr habt noch nicht verstanden, warum wir hier sind, oder? Warum wir alle schon längst...tot sind!"
Mit einem Grinsen reißt er sich los und sackt in einer Ecke zusammen.
"Ich habe sie gesehen. Ich habe die Zeichen gesehen."
Luviél schüttelt den Kopf und winkt ab. Der wird sich schon wieder beruhigen. Wichtiger ist jetzt, daß sie die Terminals online bekommen.
"Fa'Ind, wie weit bist Du?"
Das leise Fluchen aus wenigen Metern Entfernung reicht ihr zur Antwort.
Einen Schluck aus der Feldflasche nehmend, blickt sie noch mal in Richtung Fréi, der an seinen Fingernägeln kaut.
"Verdammter Tor", flüstert sie mehr zu sich selbst und zur Welt im Allgemeinen.
Plötzlich ein Aufschrei! Triumphierend steht Fa'Ind vor dem Computerpult und streckt beide Arme in die Höhe.
"Jaaa, ich hab Dich Du Drecksack. Glaubst, mir das Leben schwer machen zu können, was? Aber nicht mit mir Junge! Da staunst Du was? Ha!"
Sofort ist König bei ihm und legt ihm eine Hand auf die Schulter.
"Gut gemacht, Soldat. Die Batterien der Helmkameras dürften nun vollständig geladen sein. Würden Sie sie holen? Und nehmen sie Fréi mit", als Fa'Ind den Mund zum protestieren öffnet, kommt ihm König zuvor: "Ich denke einfach, ein wenig Abwechslung tut ihm gut. Eine Aufgabe, verstehen Sie? Nehmen Sie ihn mit, reden Sie mit ihm. Vielleicht beruhigt er sich dann ein wenig."
"Jawohl, Herr Hauptmann!"
Alles in Allem ist Fa'Ind immer noch ein Mustersoldat und würde wohl nie einen Befehl verweigern. Außerdem geht es um einen Kameraden.
So zieht er Fréi mit einer Hand vom Boden hoch und erzählt dem zitternden Mann etwas von einer Spezialaufgabe. Dies scheint tatsächlich zu funktionieren, denn mit neuem Eifer packt Fréi seine Ausrüstung und folgt Fa'Ind zurück zum Maschinenraum.
Währenddessen nimmt König Kontakt zur Taunus-Re auf.
"Pharian? Wir haben die Brückencomputer online. Fa'Ind und Fréi sind unterwegs und holen die Helmkameras. Wir fangen mit der Abfrage erst an, wenn die Kameras installiert sind, damit ihr da drüben auch darüber informiert seid, was wir hier sehen werden."
"Hauptmann König? Major Feyhd hier. Wir haben verstanden. Der Kapitän ist zur Zeit nicht auf der Brücke, ich werde ihm so bald es geht Meldung machen.
Übrigens: Gute Arbeit da drüben.
Weitermachen.
Taunus-Re, Ende!"
"Jawohl Herr Major.
Danke sehr.
König Ende."
Zufrieden mit der Arbeit seines Teams, wollte König sich gerade hinsetzen und auf die Rückkehr seiner beiden Soldaten warten, als ihm auf dem Display vor ihm etwas auffiel.
Es zeigt eine Ansicht des Gebietes um den Gappanebel herum. Der Unterschied zwischen dem Bild auf dem Display, und dem Bild, welches er sieht, wenn er aus dem Fenster sieht, ist der, daß draußen in Millionen Kilometer Entfernung der Gappanebel und die Supernova zu sehen ist, und auf dem Display ist anstelle dieses Gebildes ein Sonnensystem zu sehen. Mit zwei Sonnen als Zentrum, und keine Spur einer Supernova oder eines Materienebels...
Fa'Ind ist mit Fréi auf dem Weg zum Maschinenraum, wo ihre Helmkamerabatterien wohl schon vollständig aufgeladen herumliegen.
Mit schnellen, schweren Schritten schleppt er sich durch die spärlich beleuchteten Gänge der Phellaeon.
Dabei redet er mit Fréi, so daß dieser gezwungen war, mitzuhalten.
"...aber mal ehrlich, Fréi, sonst tickst Du doch nicht so aus, was war denn da drin los mit Dir?
Von Saphiel hätte ich so etwas ja erwartet, aber von Dir..."
So geht es weiter, bis sie endlich vor dem massiven Schott des Maschinenraums stehen.
Fa'Ind gibt an der Konsole neben des Tors denselben Code ein, den sie vorhin schon benutzten.
Mit einem Dröhnen, so tief und durchdringend, daß man ihn fast anfassen kann, gleiten die Schotts zur Seite.
Fréi trottet hinter Fa'Ind her, als ihn plötzlich Stimmen aufhorchen lassen.
Leise, flüsternde, zischende Stimmen:
"...bist zurückgekommen...Fréi...du bist zurückgekommen, wieso?...Fréi...komm zu uns..."
"Hä? Was? Was wollt ihr? Lasst mich..."
"...kannst nicht entkommen...wir werden Dich holen...euch alle werden wir holen...komm zu mir...lass mich Dich zerreißen..."
Fréi zieht seine Pistole aus dem Halfter und fuchtelt wild damit in der Luft herum.
"Diese Stimme, was will diese Stimme??"
Fa'Ind umschließt den Griff seines Gewehrs fester.
"Fréi! Was ist mit Dir? Reiß Dich zusammen, Kerl!"
Doch alles was Fréi hört, ist diese körperlose Stimme, die in seinem Kopf ertönt und ihn so langsam aber sicher zum Wahnsinn treibt.
"...komm her...Fréi...ich will Dich zerreißen...lass mich Dich zerfetzen...Dich tööteeeen..."
"Aaahr, geht weg, geht weg!"
Unkontrolliert beginnt Fréi damit, die Wände rings um ihn herum mit Kugeln aus seiner Waffe zu perforieren.
Ein etwas lauterer Knall ist zwischen Fréis Schüssen zu hören.
Fréi knickt ein und kniet nun im Maschinenraum auf dem Boden.
Aus seinem rechten Hosenbein läuft Blut aus der Eintrittswunde.
Hinten ist sein rechter Oberschenkel weitaus mehr aufgerissen, aber wenigstens lebt er noch.
Fa'Ind steht mit erhobenem Gewehr vor Fréi, der Lauf noch rauchend.
"Verdammt, was ist mit Dir los?", schreit Fa'Ind.
Fréi scheint unbeeindruckt ob der Tatsache zu sein, daß Fa'Ind ihm gerade sein Bein zerschossen hat.
"Ich..ich wurde...empfangen."
Mit einem Blick, der reine Selbstverständlichkeit ausdrückt, blickt er Fa'Ind direkt in die Augen.
Dann kneift er seine Lider zusammen, vor Schmerz, wie es scheint, und beginnt zu schreien.
Es sind keine Schmerzensschreie, Fa'Ind hat so etwas nie zuvor gehört.
Es klingt...unmenschlich.
Auf Fréis Stirn sind nun feine Risse zu erkennen, die von Innen zu leuchten scheinen. Langsam schält sich ein Muster aus den Linien heraus. Es sieht aus wie eine Sieben.
Dann öffnet Fréi seine Augen und offenbart zwei blutrote Pupillen.
Mit einer tiefen, unmenschlichen Stimme, die sich direkt in Fa'Inds Kopf schlich, ohne den Umweg über die Ohren zu nehmen, sagt er:
"Dies irae, dies illa
solvet saeclum in favilla!"
Fréi hebt seinen Waffenarm, doch Fa'Ind ist schneller. Mit einer zügigen Bewegung legt er an und schießt Fréi mitten in die Stirn, wo das Mal der .:7:. prangt.
Er schnappt sich die Batterien und macht sich so schnell er kann auf den Weg zurück zur Brücke...was hatte Fréi gesagt?
Ihm kommen diese Worte so bekannt vor. Aber...stammen sie nicht aus Kinderbüchern?
Thravat erwartet Fa'Ind schon am Schott zur Brücke und hält ihm seine Hand ausgestreckt hin.
Fa'Ind legt ihm die Batterien in die Hand, dann betritt er die Brücke.
Eine Hand schiesst von der Seite her auf ihn zu, Saphiel hat hinter der Ecke gewartet.
"Zwei gingen fort, nur einer kommt wieder..."
"Lass mich los, Saphiel. Fréi ist wahnsinnig geworden."
Doch Saphiel lässt sich davon nicht beeindrucken:
"Was Du nicht sagst. Vielleicht bist Du es der wahnsinnig geworden ist. Hm?"
"Saphiel, lass ihn los. Auf der Stelle!"
Königs Stimme klingt laut und deutlich zu ihnen herüber.
Mit wenigen Schritten ist er bei den Streithähnen angekommen und besieht sich Fa'Ind nun genau.
"Was ist passiert? Ich will alles wissen."
"Ich weiß es auch nicht. Fréi begann plötzlich, vollkomen auszurasten und schoß...", nachdem Fa'Ind mit seinen Ausführungen abgeschlossen hat, blickt König nachdenklich zu Boden.
"Was sagtest Du noch, waren seine letzten Worte?"
"Wie ich schon sagte, es war nicht seine Stimme...aber sie sagte:
Dies irae, dies illa
solvet saeclum in favilla
Was bedeutet das?"
König schien angestrengt nachzudenken.
"Lass mich überlegen.
Dies irae...irae...Rache...ich kenne diesen Text.
Dies irae, dies illa
solvet saeclum in favilla
Bedeutet soviel, wie:
'Tag der Rache, Tag der Sünden
wird das Weltall sich entzünden'
Es ist ein alter Spruch, uralt um genau zu sein.
Wurde schon damals in Kinderbüchern verwendet, damit man nicht im jungen Alter schon den Sieben Todsünden verfällt."
Seine Stimme ist fast nur noch ein Flüstern.
Doch jetzt wird sie wieder lauter:
"Wir müssen endlich damit anfangen, das Logbuch auszuwerten.
Männer, Batterien empfangen.
Bringen wir die Helmkameras online."
Auf der Taunus-Re liest Major Feyhd gerade die letzten Berichte der Tiefenscanner durch, als er durch Bewegungen am Rande seines Blickfelds aufhorcht.
Fünf Monitore sind zeitgleich angesprungen und zeigen nun mehr oder weniger klare Bilder vom Innern der Phellaeon.
Ohne weiter drüber nachzudenken betätigt Feyhd einige Tasten am Nachrichtensystem und ruft in den Raum:
"Herr Ka'Leut, bitte sofort zur Brücke. Wir haben ein Bild. Ich wiederhole: Bildempfang von der Phellaeon wird hiermit bestätigt!"
Dann stellt er den Regler auf eine andere Frequenz und sagt mit erfreuter Stimme:
"König, alles klar bei euch?
Wir empfangen eure Bilder. Die Qualität könnte besser sein, aber wir geben uns mit dem zufrieden, was wir haben."
Dann zögert Feyhd ein wenig, als er die Monitore noch einmal nachzählt. Und noch einmal.
Etwas ruhiger diesmal meldet er sich noch einmal bei Hauptmann König:
"Herr Hauptmann? Wieso sind nur fünf Monitore online?
Was ist mit dem sechsten?
Was ist.."
"Es gab einen...Zwischenfall", unterbricht ihn König.
"Fähnrich Fréi...er ist, irgendwie durchgedreht. Uns geht es hier ehrlich gesagt nicht besser, wir würden das lieber schnell hinter uns bringen, wenn Sie erlauben.
Also, wo ist der Kapitän?"
"Auf dem Weg", lautet Fehyds ausdruckslose Antwort, als er sich langsam vom Nachrichtenterminal abwendet.
Da tritt auch schon Pharian auf die Brücke.
"Das ist ein Desaster!", sind seine ersten Worte, die er lautstark verkündet.
"Wie konnte so etwas geschehen? Das Logfile ist eindeutig und unanzweifelbar. Fa'Ind hat in Notwehr gehandelt.
Dennoch bleibt die Frage offen, wie es so weit kommen konnte? König?"
Königs Stimme klingt ruhig und sachlich, als er Pharian antwortet:
"Wir hoffen, in dem Logbuch Antworten zu finden, Pharian.
Sollen wir anfangen?"
Pharian nickt, und als ihm anschließend einfällt, daß er zwar König durch die Helmkamera von Luviél sehen kann, dieser ihn aber nicht, fügt er noch ein: "Ja..ja, fangen Sie an, König." hinzu.
Die Phellaeon schwebt wie ein riesiger Wal durch das All, der sämtliche Küsten seines Meeres erblickt hat und sich nun eine Stelle zum sterben ausgesucht hat.
Wie lange schon, das wissen weder Wal, noch die kleinen Lebensformen in seinem Innern.
Denn auf der Phellaeon herrscht Aktivität, wie seit mehreren Jahrhunderten nicht mehr.
Konsolen blinken, Lichter flackern, Anzeigen zeigen etwas an, Warnleuchten piepen, Türen summen und Displays erwachen zum Leben.
So auch der Bildschirm, vor dem sich das Aussenteam nun versammelt hat.
Das Gesicht eines älteren Mannes ist zu erkennen.
Er scheint der Kapitän der Phellaeon gewesen zu sein.
Auf seinem Namenschild steht das Wort: Fechtner.
Die Stimme des Mannes ist klar und deutlich zu hören, und König und der Rest hören seinen Ausführungen gespannt zu.
"...nicht möglich. Nach mehreren Recherchen befinden wir uns genau dort, wo nach der Sage zu urteilen die sagenhafte Welt Ferendûr liegt."
Bei diesem Wort horcht König auf und die Soldaten des Aussenteams sehen ihn verwundert an.
"Ferendûr? Ferendûr ist ein Mythos, Herr Hauptmann."
Doch König winkt ab.
"Pscht, wir wollen nichts überhören."
Fechtner, der Kapitän der Phellaeon ist nun in einer Totalen zu sehen, und man erkennt, daß er anstelle seiner Formaluniform seine Kampfrüstung trägt.
"Ich habe mich in den Datenbanken diverser Völker schlau gemacht und dabei Folgendes herausgefunden..."
Gespannt lauschen die Mitglieder des Aussenteams den Worten Fechtners.
Auf der Taunus-Re setzt sich Pharian hin und legt sein Kinn auf die Rechte Hand. Er ist auf das gespannt, was nun folgen wird.
Fechtner hält nun einen Gegenstand in die Kamera.
Es sieht aus wie eine Statue eines Engels, ungefähr zwei Handbreit hoch.
Fechtner schraubt den Kopf des Engels ab und greift mit der rechten Hand in den anscheinend hohlen Rumpf.
Hervor holt er eine Schriftrolle.
"Dies fanden wir auf Forswaren Zeta im äußeren Ring um den Gappanebel.
Es handelt von einer...Sage, einer Legende. Ich bin mir inzwischen aber nicht mehr so sicher, daß es nur eine Mär ist.
Der Sage nach gab es einst drei Wesen, die wohl als Engel interpretiert wurden. Es waren Brüder, geboren als Sohn des Einen.
Ihre Namen lauten Sentriel, Askavia und Sorgon.
Sie erschufen mit ihren Gesängen ganze Welten, so wohl auch unsere.
Ihre größte Kraft und Kunstfertigkeit aber steckten sie wohl in eine Welt namens Ferendûr. Sie sangen mit ihren übernatürlichen Stimmen Ozeane herbei. Das Leben lauschte, heißt es hier. Wälder reckten sich dem Himmel entgegen, um dem Gesang nahe zu sein.
Es waren Lieder vollkommener Schönheit und Poesie. Und so entstand eine Welt, die makelloser war, als jede andere: Ferendûr.
Doch einer der Drei, und es war Sorgon, brachte Mißtöne in den Gesang. Er sang falsch und laut und brachte seine Brüder so um ihren gewünschten Erfolg. Gebirge stürzten ein, Ozeane verdampften und hinterließen die Wüstenebene Keriel, in dessen Mitte ein Berg liegt, der Sorgons Vermächtnis genannt wird.
Sorgon selbst nannte sich ab diesem Zeitpunkt Azrael und wandte sich von seinen Brüdern ab.
Er gab sich die Gestalt eines Bewohners von Ferendûr und stieg hinab in diese Welt.
Er hinterließ seinen Brüdern eine Nachricht, die heute in den Hallen von Nigrith auf einer zwei Meter hohen Steintafel zu bewundern ist.
Also habe ich mich auf den Weg nach Kirandis Prime gemacht, einem kleinen Planeten auf der Paralachse von Forswaren Zeta.
Ich habe mir den Text abgeschrieben:
Ich bin der Gefallene
du erkennst mich nicht
versteck´mich in der Melodie des Lichts
Gesungen von allen uns im Chor
jeder den Sinn für´s Lauschen verlor´n.
Alle sich einig, denken nicht nach
was ein andrer vielleicht zu tun vermag.
Ich danke euch für eure Einfältigkeit
bemerkt nicht meine Seele getränkt von Dunkelheit.
Singet nur weiter
in den höchsten Tönen
keine Stimme übrig mich zu verpönen
Bis euer Lied hat erhellt die letzte Nacht
hab´ich schon längst meine düstren Werke vollbracht.
Für mich geht hier raus hervor, daß die Sagen mit der Botschaft in der Statue, die wir fanden, übereinstimmen."
König schaut gebannt auf den Monitor, sein Gehirn kann kaum erfassen, was er hier hört.
Pharian geht es ähnlich. Sie alle hören gebannt zu und niemand wagt es, auch nur ein Wort zu sagen.
Das Bild auf dem Monitor verändert sich. Das vertraute Bild des Gappanebels erscheint. Ein roter Kreis erscheint auf einem Punkt der Karte. Dann ertönt abermals Fechtners Stimme, welche jedoch schon ziemlich angespannt und müde klingt:
"Hier, bei diesen Koordinaten vermuten wir Ferendûr. In diesem Moment ist ein Aussenteam auf dem Weg zu diesen Korrdinaten. Aufgrund der Supernova können unsere Scanner nicht tief genug abtasten, so daß wir keine Kenntnis über einen möglichen Planeten haben."
Das Bild verschwindet kurz und daraufhin erscheint wieder Fechtners Gesicht:
"Das Aussenteam hatte Erfolg! Ferendûr existiert. Sie sind dort gewesen und haben Aufnahmen gemacht, die in diesem Moment ausgewertet werden.
Leider haben wir auch Verluste zu verzeichnen. Fähnrich Mesovar hatte anscheinend einen Unfall. Seine Kameraden hörten ihn in einer seltsamen Sprache einige Wörter murmeln, bevor er sich eine Klippe hinunterstürzte.
Moment, ich habe mir diese Worte aufgeschrieben...wo hab ich sie...ah, da sind sie", Fechtner faltet ein kleines, zerknittertes Blatt Papier auseinander,
"Dies irae, dies illa
solvet saeclum in favilla!
Das sollen seine Worte gewesen sein.
Ich habe bisher noch keine Zeit gefunden, sie übersetzen zu lassen. Es scheint die Sprache der Drei zu sein, denn der Text über Sorgon war in der gleichen Art und Weise geschrieben."
Bei den letzten Worten hat sich König umgedreht und sieht Fa'Ind direkt in die Augen. Dieser steht fassungslos mit offenem Mund vor ihm und sieht aus, als würder er "Hab ich doch gesagt", sagen wollen.
Fechtner spricht weiter.
Mittlerweile hat er einen Bart, der sein Gesicht umrahmt.
"...sind schon mittlerweile 5 Crewmitglieder verrückt geworden.
Zudem traf eine Druckwelle oder etwas anderes unser Schiff. Anscheinend gibt es Schäden an der Hülle."
Abermals verändert sich das Gesicht des Kapitäns, das Band läuft zu einem späteren Zeitpunkt der Aufnahme weiter:
"...inzwischen herausgefunden, was uns getroffen hat.
Es ist ein Komet gewesen, den unsere Scanner seltsamerweise nicht erfasst haben.
Es war, als hätte uns ein Phantom getroffen, nichts war zu sehen, und plötzlich schießt dieser brennende Ball an der Brücke vorbei und schlug irgendwo auf der Oberfläche ein.
Ungeachtet der jüngsten Ereignisse habe ich mich dazu entschieden, ein Bodenteam nach unten zu schicken, um die Einschlagstelle zu untersuchen, Auch wenn es uns Millionen von Lichtjahren von zu Hause entfernt hin verschlagen hat, so sind wir dennoch ein modifizertes Forschungsschiff."
König schließt die Augen. Er versucht, sich an seine Vision zu erinnern. Er hat einen Kometen gesehen, da ist er sich ganz sicher. Hat das einen Zusammenhang?
Er macht die Augen wieder auf. Fechtner hält abermals etwas in der Hand. Diesmal ist es die Helmkamera eines Aussenteam-Helmes.
"Dies ist alles, was von meinem Aussenteam über ist, abgesehen von Hauptmann König, der wohl unverschämtes Glück hatte. König erzählte mir vor dem Einsatz, daß er diesen Kometen schon einmal gesehen hat. Er hätte es in einer Vision gesehen, und so konnte er auch wissen, welch Schrecken ihn dort unten erwartet. So sagt er jedenfalls. Ich werde mir nun das aufgezeichnete Material anschauen, auf der Suche nach Antworten."
Sämtliche Mitglieder des Aussenteams blicken auf König. Konnte Fechtner wirklich einen Hauptmann König in seiner Crew gehabt haben?
Ist dies Zufall?
König selbst kann es auch kaum glauben.
Er hat den Kometen gesehen, das weiß er. Doch es ist erst vor wenigen Stunden geschehen...nicht vor über 1000 Jahren!
Auf dem Bildschirm ist Fechtners Hand zu sehen, welche wiederum einen Monitor einschaltet.
Auf dem Monitor erscheint eine Landschaft auf der Oberfläche Ferendûrs.
in der Fokusmitte der Kamera jedoch ist ein großer Krater zu sehen, aus dem Feuer steigt.
Rings um die Einschlagstelle herum liegen Trümmer des Kometen, ausgerissene, brennende Bäume und tote Tiere.
Eine Stimme erschallt, allumfassend und mit einer durchdringenden Schärfe erfüllt sie den Himmel, obwohl kein Sprecher zu sehen ist:
"Ich bin der brennende Komet
der auf die Erde stößt
der sich blutend seine Opfer sucht
Ich bin der lachende Prophet
der eine Maske trägt
und dahinter seine Tränen zählt!"
Diesen Worten folgt eine Welle des Feuers, eine Woge der Zerstörung. Das Bild wackelt und zittert, dann kippt es zur Seite: Der Träger des Helmes ist umgefallen, eine verkohlte Hand ist noch halb im Bild zu sehen.
Das Bild beginnt zu flackern, kurz bevor es ganz verschwindet, sieht man noch ein Paar monströse Flügel aus dem brennenden Krater emporsteigen...
Diese Flügel sind nicht lederartig, wie man es bei solch einer Gestalt erwartet.
Nun, sie sehen lederartig aus, jedoch bestehen sie aus purem Magnetismus und geformten Raum.
Sie dehnen sich, bis sie einen schleierartigen Vorhang vor dem glühenden Himmel bilden und schlagen so langsam und unerbittlich wie der Aufstieg und Fall von Zivilisationen.
Man hört einen weiteren Schrei, wahrscheinlich von König, der als einziger überlebt, aus welchem Grund auch immer.
Dann sieht man den Soldaten, wie er hart auf dem Boden aufschlägt und auf die Helmkamera seines gefallenen Kameraden zukriecht.
Das Außenteam auf der Phellaeon hält den Atem an. Der Soldat auf dem Bildschirm sieht genau so aus wie ihr Hauptmann!
König selbst kann nicht fassen, was er da eben gesehen hat.
"Das...das kann nicht sein. Meine Vorfahren kommen aus einem entfernten Universum...zu der Zeit des großen Kriegs lebten sie noch im...das war ich nicht, das kann nicht ich gewesen sein!"
Fa'Ind sieht König in die Augen:
"Herr Hauptmann? Alles in Ordnung? Was hat das zu bedeuten?"
"Ich weiß es nicht, Fa'Ind. Pharian? Hast Du das gesehen? Was hälst Du davon?"
Ein Knistern in seinem Ohr weist König darauf hin, daß Pharian im Begriff ist, ihm zu antworten, jedoch hat er bisher kein Wort herausbringen können.
"I-ich weiß nicht...was ich davon halten soll, König. Es könnte Zufall sein. Was mir mehr Sorgen bereitet, ist, daß diese Aufnahmen anscheinend keine Fälschungen sind. Und wenn das wahr ist...dann ist die Phellaeon kein besonders sicherer Ort für euch."
"Erwarte Anweisungen, Kapitän."
"Ist die Phellaeon manövrierfähig?"
"Positiv, Pharian.
Das Team hat im Maschinenraum ganze Arbeit geleistet. Die Antriebe werden zwar nur mit 80% der Vollleistung laufen, aber das wird genügen. Was hast Du vor?"
Pharian zögert mit der Antwort, das spürt König sogar durch das Kommgerät.
Doch Feyhd, der direkt neben seinem Kapitän steht, kann die Spannung fast anfassen, unter der der Kapitän in diesem Augeblick steht.
"Wir suchen den sagenumwobenen Planeten Ferendûr. Und wir nehmen beide Schiffe mit! Wenn wir die Hintergründe dieser Geschehnisse begreifen wollen, wird das der erste Ort sein, an dem wir suchen müssen.
Hat Fechtner die Koordinaten irgendwo in der Datenbank abgelegt?"
"Gib uns etwas Zeit, Pharian. Wenn Fechtners Geschichte wirklich wahr ist, werden wir Ferendûr finden...Ferendûr, meine Güte. Ich kann es immer noch nicht glauben."
"Na gut König, ihr habt 4 Stunden. Legt los. Taunus-Re Ende."
König schaltet sein Kommgerät aus und dreht sich zu seinem Team:
"Ihr habt es gehört, Leute.
Thravat, Du scannst die Navigationsterminals, Luviél und Fa'Ind, ihr durchsucht die Aufzeichnungen hier auf der Brücke. Saphiel, Du kommst mit mir in den Sternenkartenraum, es kann sein, daß Fechtner dort einen Hinweis hinterlassen hat. An die Arbeit."
Thravat, Fa'Ind und Luviél nicken und begeben sich an die Computerrelais. König marschiert auf die Tür zu und winkt im Vorbeigehen Saphiel, ihm zu folgen.
Stunden später sind sie immer noch ohne Erfolge.
König steht mit Saphiel inmitten des Sternenkartenraums und virtuelle Sterne und Planeten umgeben die beiden.
"Herr Hauptmann? Jede Menge Aufzeichnungen über diese seltsamen Anomalien in den Datenbänken, aber keine Spur von Koordinaten."
König reagiert nicht sofort. Er besieht sich die Gebilde, welche ihn umgeben. Sie haben die Daten ihrer Sternenkarten von der Taunus-Re auf die Phellaeon übertragen, um genauere Ergebnisse zu erzielen.
"Nicht nachlassen Luviél. Irgendetwas muss er einfach gespeichert haben. Dies ist ein Forschungsschiff, verdammt."
"Saphiel, konfiguriere die Konvergenz dieser zwei Sonnen doch bitte noch einmal längs der Parallachse dieses weißen Zwergs hier. Gut. Und jetzt 1000-fache Vergrößerung bitte. Das müsste Forswaren Zeta sein. Wir befinden uns nun mitten im Gappanebel. Die Aufzeichnungen liegen Datumtechnisch gesehen nicht weit auseinander. So weit entfernt kann Ferendûr von unserer derzeitigen Position gar nicht sein.
Es kann aber möglich sein, daß er auf einem Punkt in unserem Universum liegt, den wir bisher nicht erfassen konnten."
Saphiel wirft König einen Blick zu, der ausdrücken soll, daß König bei ihm auf Unverständnis gestoßen ist.
"Saphiel, Fechtner muß uns einfach einen Hinweis hinterlassen haben! Die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten ist immer eine gerade Linie. Doch was, wenn diese Anomalien der Schlüssel sind? Saphiel, Anomalienkonzentration anzeigen lassen, und zwar genau...hier."
König deutet auf einen Punkt vor ihm im Raum. Er hofft, dies wäre der Kieselstein der Erkenntnis im Fluß der Unwissenheit.
Der markierte Bereich erscheint plötzlich in einem hellen rot.
"Gut. Und nun, den gleichen Sternenausschnitt vor ca. 1500 Jahren anzeigen lassen. Die Daten der Taunus-Re außer acht lassen, ich will das sehen, was Fechtner gesehen hat."
"Aber...", Saphiel wird von König unterbrochen: "Tun Sie es einfach. Das ist der versteckte Hinweis, den wir brauchen, da bin ich mir sicher."
Es piept einmal laut, dann ändert sich das Sternenbild abermals.
Anselle des roten Flecks materialisiert sich langsam ein Planet!
Königs Augen erhellen sich: "Ferendûr...", flüstert er.
Ferendûr scheint zum Greifen nah, seine Zwillingssonnen umkreisend zieht er seine Bahnen durch den Gappanebel.
König ist mit Saphiel gerade wieder auf dem Weg zur Brücke, als Pharian sich meldet:
"König, habt ihr was?"
"Pharian, Du wirst es nicht glauben. Wir haben Ferendûr gefunden. Er befindet sich eigentlich direkt vor uns, wir können ihn nur nicht sehen."
"König, was redest Du da?
Wie kommen wir auf den Planeten?"
König bleibt abrupt stehen und legt Saphiel eine Hand auf die Schulter:
"Ich hab da eine Idee..."
Behutsam dreht sich die Phellaeon im Raum.
Die Taunus-Re hat inzwischen eine Paralellposition eingenommen, und gemächlich gleiten die beiden Schiffe wie riesige Leviathane aus Stahl durch den Weltenraum.
Kapitänleutnant Pharian läuft auf der Brücke auf und ab.
Was hat der alte Haudegen nur für eine Idee?
Wie sollten sie den Planeten finden, wo er doch anscheinend unsichtbar ist, auch wenn er keine ausreichende Erklärung dafür hat, wie so etwas möglich sein kann.
Eine Technologie um so große Objekte zu tarnen gibt es einfach nicht, und die Vorstellung, daß es sie damals schon gegeben hatte...einfach lächerlich. Zu unvorstellbar.
Langsam verliert er die Geduld.
Draußen im All verbrennt 24 Etha Katharina immer noch unaufhaltsam und mit zerstörerischer Kraft seinen Wasserstoff.
Zwei Worte gehen durch Pharians Kopf: Tödliche Schönheit.
Dies scheint auch der Gedanke der Wissenschaftler gewesen zu sein, als sie den Auftrag erhalten haben, die Dreadnaught-Klasse zu entwerfen.
Die Phellaeon sieht aus, als könne sie die Taunus-Re innerhalb weniger Sekunden in kleine Stücke zerlegen.
In dem Moment meldet sich König von der Phellaeon:
"Pharian, jetzt hör mir bitte gut zu. Erinnere Dich an die Inteferenzen beim scannen der Phellaeon. Der Raum scheint sich um dieses Schiff herum zu biegen, weißt Du noch?
Nicht nur das, wir haben sogar hier auf dem Schiff eine Spalte in der Raum-Zeit gefunden.
Es ist nicht das Schiff, es ist Ferendûr!"
"Ferendûr? Aber was...", Pharian weiß nicht so recht, auf was König hinauswill.
"Ferendûr befindet sich an diesen Koordinaten, Pharian.
Nenn mich verrückt, oder sonstwas, aber ich weiß, daß es der Raum ist, glaub mir."
"Na schön, aber was hast Du nun vor?"
König gibt seinem Team den Befehl zum Stop, bevor er Pharian antwortet:
"Antrieb auf Null. Ihr solltet auch stehen bleiben.
Ich übermittle Dir Koordinaten. Sobald sie da sind, feuere eine kleine Partikelemission in diese Richtung und führe einen Scan durch."
In der Konsole vor Pharian piept es kurz, dann hallt der Ruf des Navigationsoffiziers über die Brücke:
"Herr Ka'Leut, Koordinaten von der Phellaeon empfangen. Erwarte Anordung."
Pharian zögert, kommt jedoch zum Schluß, daß er seinem langjährigen Freund bisher immer trauen konnte.
"Partikelemission auf die markierte Stelle. 0,2g pro Kubikzentimeter. Wollen doch mal sehen, was wir da haben."
Ein äußerst ungewöhnlicher Anblick, der sich dem Kapitän dort bietet.
Es sieht aus wie ein dünner Faden, der direkt vor dem Auge des Betrachters hängt. In Wirklichkeit ist der Riß im Raum einige hundert Kilometer von den beiden Schiffen entfernt.
Sowohl die Crew der Taunus-Re, als auch das Außenteam auf der Phellaeon fühlt sich von einer optischen Täuschung beirrt.
Der Riß scheint konstant zu sein, bewegt sich nicht fort und verändert auch nicht seine Form oder Größe.
König, der sich in seinem Tun bestätigt fühlt, grinst.
"Ich habs ja gesagt." Luviél steht plötzlich neben ihm.
"Was hat das zu bedeuten, Herr Hauptmann?" Sie schaut ihn aus ihren großen Augen an.
"Das", antwortet König mit einer ausschweifenden Geste Richtung Riß, "ist der Grund, weshalb wir hier sind, Gefreiter. Der Grund, weshalb die Phellaeon noch immer hier ist. Und nebenbei wahrscheinlich das Geheimnis um Ferendûr, welches wir wohl schon sehr bald gelöst haben werden."
Die zwei Schiffe fliegen langsam auf den Riß zu. Wenn man in Bewegung ist, sieht man, daß der Riß nicht nur ein Riß ist, sondern daß er auch Dimensionen besitzt.
Der Gappanebel im Hintergrund scheint kurz zu verschwimmen, wenn man versucht, durch den Riß zu schauen.
Leider tränen einem nach einer gewissen Zeit die Augen, wenn sie versuchen, etwas zu erfassen, was eigentlich nicht da sein sollte.
Als die Fregatte das Objekt erreicht, passiert zunächst gar nichts.
Erst als es durchfliegt, erkennt man die wahren Ausmaße des Risses.
Er ist gigantisch!
Jedenfalls kommt es Pharian und Feyhd so vor, von ihrem Platz außerhalb der Phellaeon.
Es könnte auch sein, daß die Phellaeon einfach an Masse verliert, je näher sie dem Riß kommt.
Dann verschwindet sie plötzlich. Ohne irgendwelche Anzeichen dafür, ohne Spezialeffekte.
Ohne Vorwarnung.
Pharian dreht sich sofort zum Navigationsoffizier um:
"Drei Viertel Fahrt voraus. Hinterher, aber schnell!"
Kurz darauf ist auch die Taunus-Re in diesem Riß verschwunden.
Nach einigen Minuten fliegt ein Komet genau an der Stelle vorbei, wo sich vor kurzem noch die Taunus-Re befand.
Seltsamerweise lenkt ihn seine Flugbahn direkt auf den Riß zu.
Obwohl keine Atmosphäre in der Nähe zu sein scheint, die ihn dazu veranlassen könnte, fängt er an zu brennen...
"VOLLER STOP! Mein Gott, das wäre fast schief gegangen. Noch ein paar Kilometer und die Atmosphäre dieses Planeten hätte uns gebraten. Was ist hier passiert? Feyhd? Was sagen die Scanner?"
Pharian tigert auf der Brücke hin und her, Befehle bellend.
Kaum sind sie durch die Anomalie geflogen, fanden sie sich plötzlich Angesicht zu Angesicht mit einem riesigen Planeten konfrontiert.
Major Feyhd tippt auf einer Konsole die Befehle für die Scannerabfrage ein.
"So wie es aussieht, sind dies genau die Koordinaten, auf denen Ferendûr liegen müsste. Die Triebwerke der Phellaeon stehen ebenfalls auf Null. König scheint es geahnt zu haben."
König wendet sich an Fa'Ind:
"Was ist los? Wieso kommt das Schiff plötzlich ohne unser Zutun zum Stillstand?"
Doch Fa'Ind ist nicht da.
An seiner Stelle steht ein Mann, der an Königs Alter nahezu rankommt.
König kennt dieses Gesicht. Woher nur?
Dann antwortet der Fremde:
"Ich habe den Maschinenraum angewiesen, die Geschwindigkeit bis zu einem vollen Stop zu drosseln; um ihre Frage zu beantworten.
Immerhin bin ich der Kapitän, um ihrer nächsten Frage zuvor zu kommen."
König fällt es wie Schuppen von den Augen:
"Fechtner? Aber...wie kann das sein?"
"Kennen wir uns?", Fechtner schaut König skeptisch an.
König weiß nicht direkt, was er antworten soll, erwidert aber ein:
"Nein, ich denke nicht, daß wir uns kennen. Zumindest dürften Sie mich nicht kennen."
"Dann dürfte ich Sie wohl fragen, was Sie auf meinem Schiff zu suchen haben, und wie Sie hier hergekommen sind, so plötzlich?"
Fechtner ist die Ruhe selbst, lässt sich sein Unbehagen nicht anmerken.
"Das ist etwas kompliziert", antwortet König, während er zu seinem Kommunikator greift und ihn aktiviert.
"Pharian? Hier König. Es geschehen...seltsame Dinge hier drüben. Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll, aber es scheint so, als hätten wir Gäste an Bord."
"Gäste?", Fechtner macht einen Schritt auf König zu, doch der winkt ab.
"Ja Pharian, es ist so wie Du denkst. Fechtner steht hier neben mir, in diesem Augenblick, wann immer das auch sein mag."
"Da kann ich Ihnen behilflich sein, wenn Sie mir endlich erklären würden, wer Sie sind und wie Sie das gemacht haben."
König schaut Fechtner an und gibt Pharian bekannt, daß er alles erklären würde, sofern es ihm möglich sei.
Ferendûr, einst leuchtendes Symbol für vollkommene Schönheit, hängt nun trist im All wie eine vergessene Weihnachtskugel im März.
Seine Atmosphäre wirkt vom Weltraum aus gesehen grün, aufgrund des besonderen Gemisches in der Stratosphäre.
Die Veränderung ist erst auf der Oberfläche zu sehen.
Irgendetwas ist hier geschehen. Etwas Böses.
Während König versucht, Fechtner zu erklären, wer er ist, und Pharian auf der Taunus-Re dabei ist, seine eigenen Gedanken zu sammeln, nähert sich ein Meteor mit hoher Geschwindigkeit.
Pharian wird vom ersten Waffenoffizier Tavian gerufen:
"Herr Ka'Leut, etwas bewegt sich auf uns zu. Es erscheint auf den Scannern als ein klassifizertes Objekt der Klasse B!"
Pharian antwortet:
"Holografik auf den Bildschirm", und dreht sich zum Bugfenster um.
Und tatsächlich, ein Meteor rast auf die beiden Schiffe zu.
"Flugbahnberechnung?"
Tavian tippt ein paar Zahlen ein.
"Der Meteor wird beide Schiffe verfehlen und aller Wahrscheinlichkeit nach auf dem Planeten einschlagen."
Pharian sieht Feyhd an.
Es kommt ihm so vor, als würde sich hier etwas wiederholen, was noch überhaupt nicht begonnen hat...
König will gerade mit seiner Geschichte abschließen, als die Phellaeon vom Meteorenschweif gestriffen und leicht durchgeschüttelt wird.
"Was war das? Brücke an Maschinenraum, Fechtner hier.
Irgendwelche Schäden?"
Ein Knacken ertönt aus der Lautsprecherkonsole in der Decke:
"Jawohl, Herr Kapitän. Es sind leichte Schäden an der äußeren Hülle entstanden."
"Danke, das muß festgehalten werden. Erinnern Sie mich später daran, es in mein Logbuch einzutragen...ach vergessen Sie es, ich werde mir eine Notiz machen. Was war das nur?"
Im selben Moment schießt der Meteor an der Brücke vorbei, und sowie Fechtner, als auch König schauen ihm so lange hinterher, bis er auf der Oberfläche von Ferendûr einschlägt.
König kann es nicht fassen. Ist dies nicht schon alles geschehen? Durfte es noch einmal passieren? Oder passiert es jetzt gerade, und er ist mittendrin.?
Er weiß nur eins: Er muss unbedingt herausfinden, was hier passiert. So entschließt er sich, Fechtners Außenteam zu begleiten, um die Einschlagstelle zu untersuchen.
Ungeachtet dessen, ob Fechtner ihm seine Zeitreise abkauft oder nicht, hier ist er und er fühlt, er weiß was zu tun ist.
Für Fechtner ist das Alles ein wenig zu viel.
"Und dieses Schiff dort draußen gehört zu Ihnen, ja?"
"Es untersteht dem Befehl von Kapitänleutnant Pharian. Ja, ich bin der Leiter unseres Außenteams."
"Nun gut, aber wenn Sie mit meinem Außenteam dort runter gehen, ist Hauptmann Naviras der Gruppenführer. Einige von uns scheinen schon den Verstand zu verlieren, aber die fähigsten Leute sind noch...sie selbst. Ich habe keinen anderen Ausdruck dafür."
"Gestatten Sie, daß ich zwei von meinen Leuten mit hinunter nehme?"
Fechtner schttelt den Kopf: "Ich fürchte, dies wird nicht möglich sein. In unser Transportschiff passt eine Außendiensteinheit hinein, also genau sechs Soldaten. Wenn Fähnrich Tuvirá nicht anscheinend den Verstand verloren hätte, würden Sie genaugenommen auch nicht mitgehen. Ich sage nicht, daß ich Ihnen glaube, aber ich werde indessen mit ihrem Kapitän reden. Sollten sich ihre Geschichten decken, und er vielleicht sogar Beweise dafür haben, daß sie wahr ist, dann möchte ich alles erfahren, was Sie wissen, alles hören was Sie zu sagen haben."
"Worüber?", König blickt Fechtner fragend an.
Dieser macht einen Schritt auf das Sichtfenster zu und deutet hinaus.
"Darüber!
Über Ferendûr. Über die Dinge, die geschehen, in den Köpfen meiner Männer und Frauen. Was es mit diesem Azrael auf sich hat. Einfach alles, was sie wissen."
König reicht Fechtner die Hand.
"Abgemacht."
"Dann begeben Sie sich jetzt bitte zum Transporterraum 5. Mein Team wartet dort bereits auf Sie."
Transporterrraum 5, denkt sich König, als er die langen Gänge entlang marschiert. Den kenne ich doch. Habe ich dort nicht den Toten...nein! Nicht dran denken.
Und tatsächlich, es ist der gleiche Raum, den König und seine Leute noch vor wenigen Stunden von einem Chaos befreiten, welches seinesgleichen suchte. Der Raum seiner Vision.
Jetzt glänzen die Wände und der Boden wie auf Hochglanz poliert, und ein Shuttle mittlerer Größe wartet startbereit auf der Rampe.
Hauptmann Naviras erwartet König und salutiert.
König tut es ihm gleich.
"Na dann wollen wir mal. Wir können gleich starten, steigen Sie ein."
König nimmt zwischen den jungen Männern Platz und Naviras schließt die Luke hinter sich.
Kurz darauf sind sie schon unterwegs im freien Raum, mit Kurs auf Ferendûr.
Seltsame Geschichte, diese ganze Reise, denkt sich König.
Erst die Phellaeon, und nun sitze ich in einem Shuttle, welches in Kürze auf dem sagenhaftesten Planeten unseres Universums landen wird.
Dann sieht er sich um. Er inmitten eines Außenteams, welches er nicht kennt.
Sein Gespräch mit Fechtner.
Der Meteor.
Es trifft ihn plötzlich wie ein Blitzschlag. Das Logbuch! Er ist es. Der Mann in den Aufzeichnungen, auf verbrannter Erde kriechend...er ist es selbst gewesen.
Er wußte vorher schon, daß er unten auf diesem Planeten sein würde.
Er weiß, was sie dort unten erwartet.
Er hat die Gewissheit, daß niemand außer ihm, diesen Einsatz überleben wird, es sei denn es ist entgegen allen Theorien doch möglich, die Zukunft zu ändern...
Der Soldat neben König starrt ihn an, das spürt er.
König wendet sich ihm zu und blickt ihm in die Augen.
Sein Gegenüber mustert ihn von oben bis unten und fragt:
"So, Du kommst also aus der Zukunft wie?"
König blickt wieder nach vorn und nickt nur kurz.
"Dann sag uns doch mal, wie das Ganze hier ausgeht. Kriegen wir alle nen Orden oder was?"
Königs Miene verdunkelt sich.
Er blickt den jungen Mann wieder an und sieht...
...dessen Zukunft.
Er kennt sie, er hat sie schon gesehen.
Der Helm, auf dem der Name "Firense" eingraviert ist, der noch rauchende Schädel, welcher neben dem Helm liegt...
Ein Lachen reißt König aus seinen Gedanken.
Firense und ein weiterer Soldat des Außenteams schlugen ihre Hände einander, während sie anscheinend über König lachen.
Auf einmal empfand er die Idee überhaupt nicht mehr als umwerfend gut, Ferendûr zu besuchen.
In der Zwischenzeit werden Fa'Ind, Luviél, Thravat und Saphiel auf der Phellaeon skeptisch beäugelt.
Niemand konnte sagen, woher diese seltsam gekleideten Menschen plötzlich gekommen sind, geschweige denn, was sie hier wollten.
Für Fa'Ind und die anderen ist es aber genauso.
In einem Moment steht man noch auf einem menschenleeren Deck an Bord eines Geisterschiffes, und im Nächsten herrscht plötzlich das geschäftige Treiben eins Ameisenhügels.
Thravat beugt sich runter zu Luviéls Ohr:
"Also ich weiß ja nicht wie es euch geht, aber mir kommt das ziemlich unheimlich vor."
Luviél antwortet auf ihre gewohnt schnippische Art:
"Ach Thravat, wenn Dir andere Menschen unheimlich sind wundert es mich gar nicht, daß Du bisher keine Frau abbekommen hast."
Fa'Ind lacht und hält Luviél die ausgestreckte Hand hin.
Luviél schlägt ein und erinnert sich an den Riß in dem Gang auf der Phellaeon.
Diese Hand...die plötzlich um Jahre gealtert schien.
Mit einem besorgten Blick sieht sie Thravat an, der zu verstehen scheint, daß Luviél es nicht so gemeint hat.
Insgeheim sind sie alle froh, wenn sie zurück auf die Taunus-Re dürfen.
Die Luft ist warm, fast heiß.
Die Kampfuniform verstärkt dieses Gefühl nur noch.
Naviras geht voraus, gefolgt von einem Soldaten, der den Eindruck macht, kaum älter als 18 zu sein.
Der Name ist Miihras, wie er König vor dem Aufbruch mittgeteilt hat.
Hinter ihm blickt König sich um und sieht in Abständen die restlichen drei Teammitglieder marschieren.
Das Shuttle liegt nun schon etwa 200 Meter hinter ihnen.
Sie laufen auf Geröll, aus dem einzelne Pflanzen wuchsen.
König erinnert sich an diesen Planeten. An diese Vision, die er auf der Phellaeon hatte.
Einst waren hier wohl grüne Wiesen, wo nun Schutt und Asche liegen.
Hinter dem nächsten Hügel sehen die Soldaten Rauch aufsteigen, der Krater muß ganz in der Nähe sein.
König konnte sich dem Drang nicht entziehen, an Flügel denken zu müssen...
Die beiden Sonnen brennen unerbittlich am rötlichen Himmel.
Die automatischen Gewehre im Anschlag, nähern sie sich nun der Absturzstelle des Meteoriten.
König erinnert sich...
"Nicht näher ran!", schreit er die anderen an.
"Es ist jetzt wichtig, daß ihr mir vertraut...ich habe dies schon einmal gesehen. Wir sollten jetzt unsere Kommunikatoren ausschalten, kein Geräusch darf an unsere Ohren dringen."
Das Team der Phellaeon scheint nicht so begeistert von Königs Idee zu sein, in völliger Taubheit auf einem fremden Planeten umherzulaufen.
"König, was ist mit ihenn los verdammt?" Naviras ergreift als Erster das Wort.
"Der tickt doch völlig aus", fügt Firense hinzu.
König versucht, die anderen dennoch zu beschwichtigen:
"Bitte, hört auf mich. Ich...habe euch gesehen. Tot. Alle tot....", König hält inne.
Moment, denkt er sich.
Was ist, wenn die Zukunft nicht verändert werden kann?
Was ist, wenn sein derzeitiges Verhalten genau zu dem führt, was er verhindern will? Der vollständigen Vernichtung des Außenteams mit Ausnahme seines Lebens.
Was ist, wenn es geschehen soll? Wenn alle seine Bemühungen umsonst sind, da es schon einmal geschehen ist? Irgendwann.
Es lässt sich nicht aufhalten.
Er erinnert sich plötzlich an die Aufzeichnungen von Fechtner, an einen Ausruf von Sorgon, nachdem er zu Azrael wurde, den er während seiner Vorbereitung auf diese Expedition gelesen hat.
Darin hieß es:
Und AZRAEL, der das Geheimnis kannte, sagte:
"Ich erinnere mich, wann dies alles von vorn beginnt."
Dann sieht König den Krater, aus dem Feuer steigt.
Verbrannte Bäume, tote Tiere und brennendes Gras füllen seinen Blick.
Es ist genauso wie in Fechtners Logbuch, nur realer.
Hier ist er.
Er kann die verbrannte Luft riechen, den Rauch schmecken. König sieht Tiere, die er nicht kennt.
Entweder liegt es an der Fremdartigkeit dieses Planeten, oder die Körper sind alle verformt und zerschmettert worden, so daß ihm die Tiere nicht bekannt vorkommen.
Sofort, nachdem er dumpfes Flügelschlagen vernommen hat, schaltet König seinen Kommunikator aus und legt sich hinter einem Felsen hin.
Er bedeutet den anderen, zu ihm zu kommen, doch sie wollen nicht auf ihn hören.
Da ertönt es auch schon aus dem Krater:
"Ich bin der brennende Komet
der auf die Erde stößt
der sich blutend seine Opfer sucht
Ich bin der lachende Prophet
der eine Maske trägt
und dahinter seine Tränen zählt!"
Keine fünf Sekunden später raste eine Druckwelle über König hinweg, jedoch ohne ihm etwas anzutun.
Er lugt kurz hinter dem Felsen hervor, um die groteskeste Kreatur zu sehen, die ihm je vor die Augen gekommen ist.
Ein massiger Körper, dem eines Menschen so unähnlich, wie es nur geht.
An das Gesicht erinnert sich König später kaum noch, nur an zwei glühende Augenhöhlen, in denen das Höllenfeuer zu lodern scheint.
Der Rest scheint ein verschwommener Fleck zu sein, oder König ist zu benommen, um genauer durch die flimmernde Luft etwas zu erkennen.
Am imposantesten jedoch sind die Flügel.
Nun, wie gesagt, sie sehen lederartig aus, aber das ist immer der Fall.
Sie scheinen dem Wesen aus dem Rücken zu wachsen, doch wenn der Dämon damit schlägt, umspannen sie den ganzen Planeten und bei jedem Flügelschlag wurde es ganz kurz etwas dunkler auf Ferendûr.
Es ist König klar, daß er einer optischen Täuschung unterliegen muss.
Dann steigt der Geflügelte aus dem Krater und entfernt sich wenige Schritte von König.
Eine flüssige, auf seltsame Art und Weise kriechende Dunkelheit folgt ihm dicht über dem Erdboden.
Es murmelt einige Worte, die König nicht hören kann, da er seinen Kommunikator ausgeschaltet hat, und plötzlich wird König in die Luft gehoben!
Er sieht sich von einem schwarzen Schleier umschlungen, der ihn fest im Griff hält.
Die roten, glühenden Augen des Wesens sehen König durchdringend an, als würde es in seine tiefste Seele blicken können.
König spürt, wie es in ihm brennt.
Aber da war noch etwas...
Ein Verlangen, ein Drängen.
Er möchte töten, zerreißen, vernichten!
Dann ist es weg.
Der Dämon kehrt König den Rücken zu und stapft fort.
Jetzt sieht König, daß der schwarze Schleier, welcher ihn festhält, mit dem Rücken des Monsters verbunden ist.
Es ist einer seiner Flügel, aber wie ist das möglich?
Er ist dort hinten, und die Flügel hatten eine Spannweite von drei, vier Metern?
Oder sind sie unendlich lang gewesen?
Er kann es nicht sagen, zu seltsam sind die letzten Minuten gewesen.
Dann wird er losgelassen.
König schreit, während er dem Boden aus einer Höhe von fünf Metern immer näher kommt.
König wagt es, auf einen der jungen Soldaten zuzukriechen.
Zitternd schiebt er sich auf das Außenteam zu.
Links an dem Helm vorbei, auf dem "Firense" eingraviert ist.
Der Schädel daneben, verkohlt.
Den Körper hat es auf einen nahe stehenden Baum gefegt.
Dann ist er an dem jungen Miihras angekommen, dessen Helmkamera noch läuft.
Das Gesicht des Jungen ist so enstellt, daß König sofort klar wird, daß er hier nichts mehr tun kann.
Also entfernt er die Helmkamera vom Helm und...
...ist sich bewußt, daß er wieder ein Deja-Vú hat.
Der Moment, in dem er sein eigenes Gesicht aus Sicht einer Helmkamera eines andern Mannes geshen hat, auf einem Planeten, den er bisher noch nie gesehen hat...
Dieser Moment wiederholt sich gerade für König, und das zum ersten Mal in seinem Leben.
Er steckt die Helmkamera ein und aktiviert seinen Kommunikator.
Während er auf eine aktive Verbindung zur Phellaeon hofft, achtet er darauf soviel Distanz wie möglich zwischen sich und dem toten Rest des Außenteams zu bekommen.
Während König auf Ferendûr seinen einsamen Marsch beginnt, herrscht auf der Taunus-Re heilloses Durcheinander.
Major Feyhd hetzt in Aufregung über die Brücke und deckt die Crew mit Befehlen zu.
Pharian sitzt auf seinem Platz und grübelt.
Dann erhebt er sich.
"Feyhd..."
Feyhd dreht sich blitzschnell um.
"Ja, Herr Ka'Leut?"
Pharian tritt näher an Feyhd heran und legt ihm einen Arm auf die Schulter.
"Ich möchte ein Außenteam auf Ferendûr absetzen."
Feyhd scheint in seinem Element zu sein.
"Ist in wenigen Minuten einsatzbereit, Kapitän.
Ich..." beginnt er, wird aber von Pharian unterbrochen.
"Feyhd, Feyhd...ich denke, Sie sind ein hervorragender Offizier."
Darauf ist Feyhd nicht gefasst gewesen.
Etwas ruhiger entgegnet er:
"Pharian, was...?"
"Ich gehe runter", kommt ihm Pharian zuvor.
Entschlossen bewegt er sich auf die Tür zu, die sich lautlos vor ihm öffnet.
Über seine Schulter sehend, ruft er Feyhd noch etwas zu:
"Erster Offizier? Sie haben die Brücke!"
Dann schließt sich die Tür und Pharian ist auf dem Weg zum Transporterraum 3.
Eine knappe halbe Stunde später materialisieren sechs Personen auf der Oberfläche Ferendûrs.
Zwei der Soldaten sichern den nahen Bereich um das Team, während Varkhat, ein junger Ingenieur, die Atmosphäre und Oberfläche von Ferendûr scannt.
"Keine überwiegenden Gifte in der Luft. Ich habe hier einen leichten Anteil Ammoniak entdeckt, der hält sich jedoch lokal begrenzt auf einen Punkt 2 Kilometer nördlich von hier.
Wird wahrscheinlich die Einschlagstelle des Meteors sein."
Pharian prüft derweil erst mal die Kommunikationsverbindung zur Taunus-Re.
"Nichts als Rauschen", entfährt es ihm.
"Irgend etwas stört hier den Empfang."
Fa'Ind läuft unruhig auf und ab.
Keine Nachricht mehr von König für über eine Stunde.
Er fasst einen Entschluß.
"Luviél, wir müssen zu Fechtner. Er muß uns einfach da runter lassen. Er ist unser Hauptmann, verdammt. Nicht seiner.
Wir sind in gewissem Masse verantwortlich für ihn."
Dies sagt er mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht, während er sein Gewehr vor die Brust hält.
Luviél stimmt ihm zu, findet aber auch, daß Fechtner nicht unbedingt davon erfahren müsse.
"Wir lassen uns von der Taunus-Re direkt von hier auf den Planeten transportieren. Das sollte hinhauen."
Thravat und Saphiel stimmen zu.
"Na gut, wessen Kommunikator ist noch intakt?"
Fa'Ind nimmt das kleine Gerät von Saphiel entgegen und kontaktiert die Taunus-Re.
Thravat sieht Saphiel hoffnungsvoll an.
"Endlich runter von diesem verfluchten Schiff!"
Erschöpft lehnt sich König an eine Felswand.
Als er merkt, daß sie nicht ganz stabil zu sein scheint, beginnt er das Gestein abzutasten.
Tatsächlich.
Eine Fingerbreite Spalte in der Wand sagt ihm, daß dies ein künstliches Tor sein muss.
Nur welcher Mechanismus öffnet es?
Er weiß nicht einmal, was sich dort hinter verbrigt, und dennoch ist es sein sehnlichster Wunsch hinein zu gelangen.
Es ist sein Antrieb.
Sein Wille.
Sein Wille?
König beginnt, die Wand mit seinen Fäusten zu bearbeiten, doch nichts rührt sich. Genauso gut könnte er versuchen, Nebel an die Wand zu nageln, es ist sinn- und zwecklos.
Als er beginnt auf den Boden zu sinken, bemerkt er kleinere Fugen neben dem Spalt.
Etwas in ihm sagt, daß er lieber verschwinden sollte, doch seine Gier ist stärker.
Er muß dort hinein, was auch immer sich dahinter verbergen mag.
König legt die Hand auf die Fugen in der Wand, die ein Smbol bilden:
.:7:.
Ein gleißendes Licht durchströmt seinen Körper, lässt ihn erstrahlen. Es durchdringt ihn, bis in seine tiefste Seele.
Dort forscht es nach seiner Begierde, Königs Verlangen und nährt es, nährt seine Wut, den Zorn in ihm.
Das Licht scheint König für würdig zu erachten, denn kurz darauf öffnet sich der Berg, und das Licht erlischt.
König sieht auf seine Handinnenfläche.
Das Mal der .:7:. prangt dort, wie bei der Leiche auf der Phellaeon.
Varkhat dreht sich zu dem gleißend hellen Licht um, seine Kameraden tun es ihm gleich.
"Das kommt von dort drüben, hinter dem Hügel.
Los, hin. Marsch Marsch!"
Pharian und sein Außenteam rennen los.
Sie sehen König noch gerade durch die nun offene Wand gehen, als ihnen klar wurde, vor welchem Berg sie gerade stehen.
"Sorgons Vermächtnis", flüstert Pharian voller Ehrfucht.
Pharian und sein Team bewegen sich stetig, aber vorsichtig auf den Berg zu.
Eine Stimme lässt ihn herumfahren:
"Herr Ka'Leut, Herr Ka'Leut! Hier hinten, hier sind wir. Warten Sie."
Pharian versucht, etwas im Vordergrund einer der untergehenden Sonnen auszumachen.
Inmitten der flirrenden Luft erkennt er vier Personen.
"Saphiel?", fragt Pharian, als er die erste Gestalt besser sehen kann.
Eine Stimme aus der anderen Richtung bringt Unruhe ins Außenteam:
"Herr Ka'Leut, hier sind wir."
"Verda...was ist hier los? Fange ich an zu spinnen?"
Fa'Ind, Luviél, Saphiel und Thravat kommen auf das Team zu, einmal vom Osten und einmal vom Westen her!
Luviél redet auf das Außenteam ein:
"Leute, hört her, das da vorne sind nicht wir. Das muß eine Art Trugbild sein."
Die andere Luviél widerspricht:
"Hört nicht auf sie, es ist dieser verfluchte Planet, er will uns irre machen. Wir kommen gerade von der Phellaeon. Wer weiß, welche Teufelei wieder dahintersteckt."
Die Soldaten des Außenteams bilden automatisch einen Ring um den Kapitän und dem jungen Ingenieur. Dabei halten sie ihre Gewehre in Anschlag.
"Keinen schritt näher!", ruft einer von ihnen.
Die acht Doppelgänger stehen sich nun gegenüber.
Fa'Ind hebt sein Gewehr und zielt. Sein Spiegelbild tut es ihm gleich.
Pharian weiß mit so einer Situation nichts anzufangen.
Er denkt an König im Innern dieses Berges.
"Beruhigt euch. Alle. Was ist hier los?"
Saphiel antwortet, hält den Blick und das Gewehr aber weiterhin auf sein Gegenüber gerichtet.
"Wir baten die Taunus-Re um einen Direkttransfer von der Phellaeon hierher. Wir wollten König folgen. Wir sind die Echten, so glaubt uns doch."
Der andere Saphiel lacht.
"Ha, soviel Unvollkommenheit zusammengefasst in Milliarden von Molekülen. Menschen! Sie sind so erbärmlich."
Die anderen fragen sich noch, was diese Worte bedeuten mögen, als aus den Händen Saphiels blitzschnelle Tentakel flossen, kaum dicker als eine Wäscheleine.
Sie graben sich tief in Augen, Mund und Nase des anderen Saphiels, der anfing, sich wie von Krämpfen durchrüttelt, zu schütteln.
Die Soldaten begreifen erst dann, was hier geschieht.
"Zur Hölle mit ihnen!", schreit ein junger Kämpfer aus Pharians Außenteam und pumpt den Tentakelschwingenden Doppelgänger mit Kugeln aus seinem Gewehr voll.
Dieser schaut ihn teilnahmslos an:
"Zur Hölle mit uns? Was glaubst Du, wo wir gerade herkommen? Mensch!"
Während er diese Worte spricht, verändert sich sein Äußeres.
Gesicht wird zur Fratze, Mund zu Schnabel. Die vorher menschlich wirkenden Augen schrumpfen zu kleinen schwarzen Knöpfen und seine Arme bilden sich zurück.
Silberne Schwingen wachsen nun aus seinen Schulterblättern. Das Licht der Sonne spiegelt sich in ihnen und blendet diejenigen, die direkt hineinsahen.
Fa'Ind, der dies alles mit ansieht, fackelt nicht lange.
Das Wesen öffnet den Schnabel und stößt einen markerschütternden Schrei aus, so hoch, daß er fast die Schmerzgrenze erreicht.
Fa'Ind drückt ab.
Die Granate schießt aus dem Rohr, passiert das Außenteam und verschwindet im Schlund des Dämons.
Dies alles scheint in Zeitlupe abzulaufen, Pharian könnte schwören, daß er das sirren der Granate gehört hat, als diese dicht an ihm vorbeigeflogen ist.
Mit einem dumpfen Knall und einem ekelerregenden Platschen zerplatzt der Alptraum der Hölle und hinterlässt hässliche Flecken auf dem Erdboden.
Die anderen Doppelgänger werden durch die Explosion zurückgeworfen.
Luviél nutzt die Ablenkung, um Saphiel aufzuhelfen, der wie benommen wirkt.
"Saphiel, mein Gott, bist Du in Ordnung?"
Saphiel blickt sich um, als würde er diese Welt zum ersten Mal mit eigenen Augen betrachten.
"J-Ja...ich denke, ich bin...noch ich selbst."
Luviél atmet erleichtert auf.
"Puh, na dann steh auf, komm."
Sie hält ihm einen Arm hin, den er dankend ergreift.
Währenddessen kümmert sich das Außenteam von Pharian um die anderen drei Doppelgänger. Die Wesen wechseln ihre Gestalt, winden und krümmen sich auf dem Boden, doch die Soldaten feuern weiter aus allen Rohren, bis sich nichts mehr regt.
Saphiel geht schnurstracks auf Pharian zu. Thravat packt ihn von hinten an der Schulter.
"Schön, daß es Dir wieder besser geht."
Saphiel dreht sich um und blickt Thravat aus gelben Augen mit schlitzförmigen Pupillen an:
"Am 7. Tage trennten wir die Wahrheit von der Lüge...
...doch wir verschwiegen euch, wie man sie voneinander unterscheidet..."
Thravat blickt Saphiel schräg an.
"Hä?"
Da packt Saphiel Thravats Kopf und dreht ihn mit unmenschlicher Kraft um 180 Grad.
Varkhat beugt sich nach vorn und übergibt sich bei diesem Anblick.
Luviél kann es nicht fassen. Mit Tränen in den Augen schreit sie:
"Saphiel, nein! Was tust Du?"
Kraftlos senkt sie den Lauf ihres Gewehres und droht, zusammenzubrechen.
Saphiel geht auf sie zu und streicht ihr dann durchs Haar.
"Sie werden kommen. Es ist zu eurem Besten."
"Das bist doch nicht Du, der da spricht.", antwortet Luviél schluchzend.
Einen Moment später stürzen sich zwei kräftige Soldaten auf Saphiel und schlugen mit ihren Gewehrkolben auf seinen Hinterkopf ein.
Immer und immer wieder.
König weiß, daß es dunkel ist.
Aber es stört ihn nicht, denn er kann sehen.
König weiß, es ist nicht richtig, daß er hier ist, er gehört hier nicht her.
Doch auch dies stört ihn nicht, denn er weiß, wenn er angekommen ist, wird dies sein zu Hause sein.
Als kenne er den Weg, schreitet er ohne anzuhalten immer tiefer in den Berg hinein.
Doch er fühlt keine Angst, er fürchtet sich einfach nicht.
Sein Hochmut treibt in weiter.
Es scheint, als hätte Phelor König den Wasserfall des Wahnsinns schon längst überschritten und schwimmt nun mit den Fischen auf der anderen Seite...
Saphiel liegt auf dem Rücken, die zweite Sonne blendet ihn.
Dann schiebt sich eine Silhouette vor die gelbe Scheibe.
Pharian.
"Was sollen wir mit ihm machen, Herr Ka'Leut?"
Pharian sieht Saphiel direkt in die Augen, diese fremden Augen.
Dann spricht er, sanft und ruhig: "Erlöst ihn", dreht sich um und geht.
Die beiden Soldaten, die Saphiel überwältigt haben, hoben ihre Gewehre und feuerten jeweils einen Schuß in die Stirn, genau auf die Stelle, wo die .:7:. prangt und pulsiert...
Als der Trupp am Berg angekommen ist, sieht Pharian, daß der Eingang noch offen steht.
Er befiehlt seiner Vorhut, mit Taschenlampen voranzuschreiten.
Sie vernehmen merkwürdige Stimen, die direkt aus dem Gestein rings um sie herum zu kommen scheinen.
"...sie halten mich..."
"geh nicht...bleib"
Die Soldaten sehen sich nervös um.
"...hier bin ich. Fa'Ind...sieh her"
"...sie sind hier..."
"...geht nicht weiter..."
Fa'Ind bleibt plötzlich stehen. Hat er soeben seinen Namen gehört?
"Hol mich hier raus...ich will nicht hier bleiben."
Diese Stimmen. Sie scheinen direkt aus dem Gestein in das Hirn einzudringen, ohne den Umweg über die Ohren zu nehmen.
Ein Soldat rempelt Fa'Ind an, da dieser plötzlich stehen geblieben ist.
Es ist Unteroffizier Eisen, Klaus Eisen. Einer der Elitesoldaten unter Kapitän Pharians direktem Kommando.
"Fa'Ind, hörst Du das auch? Meine Kinder, sie rufen nach mir."
Fa'Ind sieht Eisen nervös an:
"Deine Kinder? Wieso hörst Du Deine Kinder?"
Tränen steigen Eisen in die Augen.
"Sie sind in den Steinen. Hörst Du sie nicht rufen? Sie wollen zu mir."
Dann dreht er sich um und sieht...
...Maria, seine 5-jährige Tochter!
Sie ist damals bei einem Brand ums Leben gekommen, ebenso ihr 2 Jahre älterer Bruder Michael.
Doch nun steht sie da, erwartet ihn mit offenen Armen. Sie scheint so weit weg zu sein. Eisen rennt los.
Fa'Ind ruft ihm hinterher:
"Eisen! Bleiben Sie hier!"
Die anderen hören das Geschrei und drehen sich um, gerade als Eisen an ihnen vorbeiläuft.
Seine Tochter scheint so nah zu sein, daß er nur seine Arme schließen muß, um sie zu halten, doch je näher er kommt, desto weiter scheint sie sich zu entfernen.
Pharian schreit sich fast die Lunge aus dem Leib.
"Eisen! Kommen Sie auf der Stelle zurück. Hören Sie nicht? Das ist ein Befehl, Eisen!"
Eisens persönliche Umgebung verändert sich. Sie sind zu Hause, er und seine Tochter.
Doch an diesem Abend ist er nicht zu Hause gewesen. Er erinnert sich daran. Maria dreht sich um und legt das Gesicht in ihre Hände. Eisen vernimmt ein leises Schluchzen.
"Hey, Maria. Weine nicht, ich bin doch da."
"Nein, bist Du nicht! Du bist nicht da gewesen."
Die Temperatur scheint zu steigen.
Dieser Abend ist es also. Maria dreht sich um.
Ihr Gesicht beginnt, Blasen zu werfen. Die Haut verfärbt sich dunkel vor Ruß.
Vor seinen Augen verbrennt Maria in heißem Feuer.
"Du bist nicht da gewesen! Ich hasse Dich!"
Eisen verzweifelt langsam vor Trauer. Er kniet sich zu ihr hinunter.
"Maria ich...ich weiß nicht, was..."
"Nein, Du weißt nicht, was. Du wußtest nie auch nur irgendwas. Du musstest ja immer im Universum hin und her fliegen."
Mittlerweile steht Maria vollkommen in Flammen, und auch Eisen wird es schon wärmer.
Pharian und die anderen rennen Eisen hinterher. Direkt vor ihnen war ein Spalt im Boden. Schmal genug, um hinüberzuspringen, aber Eisen scheint irgendwie abwesend zu sein.
Maria entfernt sich von Eisen. Ihr Haar brennt und verschmort zu kleinen schwarzen Klumpen.
Eisen geht ihr hinterher. Plötzlich bekommt er ein Gefühl von Geschwindigkeit, zusätzlich wird ihm immer heißer.
"Neeeeeeeiiiiiiin!!!"
Pharian kniet vor dem kleinen Abgrund und sieht hinunter. Weit unten sieht er noch, wie Eisen in der Tiefe verschwindet, und zwar mitten in den riesigen Flammen, die aussehen, als würden sie aus der Hölle selbst kommen.
"Dieser verfluchte Planet!", schimpft Luviél. "Er macht uns alle noch wahnsinnig."
"Ich habe auch eine Stimme gehört", gibt Fa'Ind zu.
"Es klang nach meiner Frau, Jaina.
Doch ich weiß, sie ist tot, und nichts bringt sie zurück. Auch kein Alptraum aus der Hölle."
Luviél legt Fa'Ind einen Arm um die Schulter.
"Komm, wir müssen weiter, wenn wir König noch erwischen wollen."
Den Abgrund überquerten alle mit Leichtigkeit. Wenn man bei Sinnen ist, scheint er noch kleiner zu sein, als er für jemanden wäre, der vom Käse der Irrationalität genascht hat.
Dann hören sie die Flügelschläge...
König steht vor ihm. Sorgon. Hier muß er einfach begraben liegen. Seine Gruft liegt direkt vor ihm.
Mehrere Dämonen kreuzten seinen Weg, doch sie ließen ihn durch.
Nun steht er hier, im innern von Sorgons Vermächtnis.
Wenige Schritte trennen ihn nun von einem großen Tor aus Stein mit einem Siegel.
Er sieht das Siegel an und findet es wunderschön.
.:7:.
Plötzlich beginnt das Mal zu leuchten und das Tor öffnet sich.
König schreitet hindurch.
Drinnen brennen ein paar Fackeln mit schwarzem Feuer.
Eine Steinplatte wird von dunklem Licht erhellt, und König erkennt die fremde Schrift, als wäre es seine Muttersprache.
Hier liegt der Eine von den Dreien
Höre seinen Ruf, er dringt durch Mark und Bein
Verstoßen aus Raum, verstoßen aus Zeit
bringt er zurück, den Schmerz und das Leid
Gefangen, scheinbar für alle Zeiten
kehrt er zurück, zur Reinigung von
Menscherbärmlichkeiten
Lasst uns nun gemeinsam singen
auf daß er spreizt, seine schwarzen Schwingen
Ein Donnern fährt durch den Raum. König fühlt sich groß.
Etwas scheint im Begriff zu sein, sein Bewußtsein zu übernehmen.
Es dringt in ihn ein, schwächt sein Selbst.
Erst wehrt König sich dagegen, doch als er merkt, welch Kraft in ihm wohnt, was ihm geschenkt wird, lässt er es geschehen und nimmt das Geschenk an.
Sein Geist macht Platz für das fremde Bewußtsein und lässt es gewähren.
Dann wird ihm schwarz vor Augen und er fällt in eine tiefe Dunkelheit...
Die ersten Wahrnehmungen, die ersten Eindrücke.
Alles scheint so, als sehe er zum ersten Mal mit seinen Augen.
Die Macht, die schier unendliche Macht, die er nun besitzt, sie durchströmt ihn, scheint jede Faser seines Körpers zusammen zu halten.
Noch nie hat König sich so gefühlt. Er sieht auf seine Hände. Sie sehen eher aus wie Klauen, doch ihm kamen sie normal vor, als hätten sie schon immer 7 Finger gehabt.
Dann spürt er noch etwas anderes.
Menschen.
Hier.
Schwächliche Kreaturen, am Rande des Daseins, nicht würdig zu existieren.
Er entschließt sich, sie zu finden.
Während er unterwegs ist, macht er sich nicht einmal die Mühe, sein Herz schlagen zu lassen; er braucht es nun nicht mehr.
"Wir müssen König finden, bevor etwas ihn findet", schlägt Pharian vor.
"Und hütet euch vor diesem Ort", fährt er fort, "er zeigt einem Dinge. Verschließt euren Geist."
Die 7 Männer gehen vorsichtig weiter, tiefer in den Berg hinein.
Zu viele Verluste hat diese verdammte Mission schon gefordert.
Erst Fréi auf der Phellaeon, dann Thravat und Saphiel.
König wird vermisst, und Eisen hat sich selbst zu Tode gestürzt.
Ganz abgesehen von Fechtners Außenteam. Obwohl sie ja wußten, daß diese Männer schon seit mehreren Jahrhunderten Tod sind. Oder sind sie erst heute gestorben?
Sind sie gestorben, weil die Taunus-Re zurück in die Vergangenheit geschleudert worden war?
Pharian beschließt, drei Kreuze zu machen, wenn sie hier lebend wieder herauskamen.
Dann hören sie das Donnern. Sie erreichen eine große Höhle, hell erleuchtet. Teile der Decke beginnen, hinunter zu stürzen.
"Der Berg stürzt ein!", ruft Varkhat.
"Wir müssen sofort hier raus", stimmt Luviél zu, doch Pharian winkt ab.
"Ich gehe nicht ohne König, er ist mein Freund, verdammt noch mal."
Einer seiner Soldaten packt Pharian am Arm:
"König ist verloren, Herr Ka'Leut. Wir müssen gehen. Jetzt."
Pharian reißt sich los.
"Verdammt, was ist nur mit euch los? Er ist euer Hauptmann."
Fa'Ind macht plötzlich große Augen.
"Das glaube ich nicht."
Sofort drehen sich alle um, und schauen in die selbe Richtung wie Fa'Ind.
Tausende und Abertausende Dämonen scheinen sich direkt aus der Hölle hinauf in den Berg zu graben. In der Decke sind inzwischen Löcher, so daß der Himmel zu sehen ist.
Durch diese Löcher entfliehen die Dämonen, flügelschwingend gleiten sie auf der durch die Lava erhitzten Luft nach oben.
"Verdammt, ich glaube ich spinne", ruft einer der Soldaten von Pharians Außenteam. Fa'Ind erinnert sich daran, daß er wohl Reija heißen muß.
Reija schoß nun unaufhörlich mit seinem Gewehr auf die Flut der monströsen Gestalten. Plötzlich bildet sich eine Lücke in der Masse an Körpern, um eine Gestalt durchzulassen.
König.
Sein Körper ist nun so entstellt, daß man ihn fast nur noch an den Fetzen der Uniform erkennen kann, die an seinen Schultern hängen.
Pharian will ihm helfen, will zu ihm eilen, da bemerkt er, daß König brennende Fußstapfen hinterlässt.
"Fa'Ind!, schreit Pharian gegen den tosenden Lärm an, "sucht einen Weg nach draußen und sagt der Taunus-Re, sie soll diesen Teil des Planeten mit so ziemlich Allem bombardieren was wir an Bord haben. Schnell!"
"Das kann ich leider nicht zulassen."
Pharian krümmt sich auf dem Boden zusammen. Diese Stimme schneidet sein Bewußstsein, wie eine besonders scharfe Schere ein dünnes Blatt Papier.
Den anderen geht es nicht anders. Varkhat läuft bereits das Blut aus der Nase.
"Du hättest nicht herkommen sollen, Pharian, Pherovar, Mensch!"
Das letzte Wort spuckt König aus wie ein besonders schlecht schmeckender Wein.
König scheint zu wachsen, doch es ist Sorgon, der in ihm wächst.
"Es ist nicht ganz das, was Du erwartet hast, oder?"
Pharian schaut ihn unter Schmerzen fragend an.
"Vielleicht dachtest Du eher an...so etwas?"
Mit einem Fingerzeig in eine bestimmte Richtung, bringt er eine Felswand zum zerbersten. In der Dunkelheit dahinter hört Pharian plötzlich Hufgetrappel und das hoch klingende Geschrei wahnsinnig gewordener Pferde.
Vier Gestalten auf schrecklichen Rössern galoppieren ihm nun entgegen.
Einer der Vier reitet auf einem Skelettpferd und trägt eine schwarze Sense, deren Klinge blau zu leuchten scheint.
Ein anderer Reiter sitzt auf einem prächtigen Schlachtross, doch die Rüstung, die es trägt, bringt ihn zum Wahnsinn. Gemacht aus Menschenkörpern, die noch zu leben scheinen, spannt es sich um die kräftigen Flanken dieses Geschöpfes. Krieg selbst trägt eine Halskette aus Menschenschädeln um seinen mächtigen Hals.
Das Pferd des Dritten Reiters sieht aus, als hätte es in seinem ganzen Leben nicht einmal etwas zu essen bekommen. Unwirklich scheint es Pharian, daß diese dünnen Beine den eigenen Körper und den des Reiters überhaupt tragen können.
Hunger selbst sieht aus, als würde er überhaupt nicht in diese Dimension passen, so dünn ist er. Trotzdem strahlt er etwas aus, was die meisten Menschen zur Verzweiflung treibt, so auch Pharian.
Der Vierte trägt einen langen Kapuzenumhang. Darunter scheint es nur Dunkelheit zu geben. Dann erklingt ein Summen wie in einem Bienenstock und aus der Kapuze kommen abertausende Fliegen angeflogen. Dem Pferd fehlen hier und dort ein paar Stücke des Fleisches, welches das Skelett zusammenhalten soll. Der Kopf des Tieres ist halb verwest, wobei sich Pharian langsam an den Gedanken gewöhnt, daß dies nie und nimmer Tiere sein können. Immerhin gibt es die Apokalyptischen Reiter schon so lange, wie die Menschen zurückdenken können.
Diese 4 Alpträume reiten nun auf Pharian zu, doch bevor sie ihn zu Tode trampeln verschwinden sie wieder in das Nichts, dem sie entsprangen.
König, nun um ein Vielfaches größer als sein Körper auszuhalten vermochte, beugt sich zu ihm hinunter.
"Doch dies ist nicht mein...Stil." Dann wird seine Stimme leiser, bis Pharian sie nicht hörte, sondern nur noch im Kopf spürt:
"Jetzt zeige ich Dir, was wirkliche Schmerzen sind."
Mit diesen Worten projiziert er Bilder in Pharians Kopf.
Rasend schnell hämmern die Eindrücke seinen verstand zu Brei.
Er sieht Menschen, Menschen die gequält werden. Ist dies die Hölle?
Er sieht Menschen, die in zwei Hälften von der Decke herabhängen, aufgehangen mit riesigen Eisenhaken durch ihre Augenhöhlen.
Er sieht mächtige Dämonenklauen, wie sie nackte Menschen zerstampfen, er sieht in Blut schwimmende Gliedmaßen, Menschen, die ihre eigenen Arme abbeißen, sich selbst zerfleischen. Pharian schreit, er schreit so laut er kann.
"Aufhören!!"
Die Bilderflut ebbt ab. König grinst ihn an, doch es ist nicht länger Königs Gesicht.
Dieses Gesicht scheint verschwommen zu sein, er kann es nicht ganz erfassen, doch er meint, zwei riesige schwarze Augen auszumachen.
"König, was..."
Der Dämon packt Pharian am Hals, und mit einer Stimme, die das Bewußtsein des jungen Kapitäns endgültig zerstörte, unterbricht er Pharian:
"Nenn mich Azrael!"
Mit einer Drehung seines Körpers stößt Azrael sich vom Boden ab und fliegt der Schar Dämonen hinterher, die aus dem Berg Sorgons entflieht.
Hoch oben, am -durch die vielen Dämonen- verdunkelten Himmel, macht Azrael eine kleine Gruppe von Menschen auf dem Boden aus.
Er schleudert Pharian auf sie zu und lacht. Lacht, daß der Himmel brennt.
Die Gruppe um Fa'Ind scheint in Sicherheit zu sein. Luviél will gerade die Taunus-Re kontaktieren, da zerschmettert plötzlich ein Körper direkt auf dem Boden vor ihnen.
Luviél schreit und sieht schnell weg.
Für die anderen ist dieser Anblick auch zuviel. Zwei wurden auf der Stelle ohnmächtig und auch Fa'Ind unterdrückt nur schwer den Brechreiz.
Pharian!
Nun sind sie wirklich vollkommen allein...
Nachdem die immer kleiner werdende Gruppe sich etwas von den Leichenteilen ihres Kapitäns entfernt hat, versucht Luviél wieder, Kontakt mit der Taunus-Re aufzunehmen. Befehl ist Befehl, ob der Kapitän nun tot sei oder nicht. Sie hofft nur, daß sie noch rechtzeitig aufgesammelt werden, bevor der Planet bombardiert wird.
"Major Fehyd! Major Fehyd, hören Sie mich? Hier spricht Gefreiter Luviél aus Königs Aussenteam. Major Feyhd, bitte melden."
Enttäuscht sieht sie Fa'Ind an.
"Was soll ich tun?"
Fa'Ind sieht einmal in die Runde. Er erblickt angeschlagene Gesichter von Männern und einer Frau, die jeglichen Glauben verloren seit sie die Phellaeon gefunden haben.
"Gib den Befehl zum Bombardement."
Varkhat sieht ihn ungläubig an. "Was glaubst Du, was das bringt? Was ist wenn da oben niemand mehr zuhört? Was ist, wenn wir es nicht rechtzeitig hier raus schaffen, bevor die Bomben fallen? Was..."
"Reiß Dich zusammen, Mann!", schreit Reija, der Varkhat an der Uniform packt und schüttelt. "Sie werden uns schon holen."
Luviél nickt Fa'Ind zu und widmet ihre Aufmerksamkeit dann wieder dem Kommunikator in ihren Händen:
"Hier spricht Gefreiter Luviél. Auf Anweisung von Kapitän Pharian veranlasse ich hiermit die Bombardierung des Planeten Ferendûr. Diesem Befehl ist sofort Folge zu leisten."
Eine kurze Pause folgt.
"Major Feyhd, wenn sie diese Nachricht noch rechtzeitig empfangen...es wäre schön, wenn sie uns vorher hier rausholen könnten, o.k.?"
Einer der Soldaten, die etwas abseits stehen, um die Umgebung zu sichern, keucht plötzlich auf.
Das Ungetüm aus dem Kometen hat ihn gepackt und hebt ihn nun mit seinen Flügeln in die Höhe. Die Flammen in seinen Augenhöhlen brennen nun heller als je zuvor. Sein gehörnter Schädel dreht sich in die Richtung, aus der die restliche Gruppe mit aufblitzendem Mündungsfeuer angerannt kommt. Der Dämon packt den hilflos in der Luft hängenden Soldaten mit zwei seiner Pranken und reisst ihn auseinander. Plötzlich herrscht Stille in der Umgebung, als der andauernde Schrei des Kriegers abbricht. Es scheint so, als wäre sein Todesschrei das einzige Geräusch, welches die Menschen in dem Aussenteam noch zu hören vermögen.
Fa'Ind stellt das Feuer ein, da ihm bewußt wird, daß Kugeln dieser Kreatur nichts anhaben können. Da lässt ihn ein Tosen aus dem Himmel über ihm aufblicken.
Die Taunus-Re und die Phellaeon schieben sich fast auf Bodenlevel über die Oberfläche von Ferendûr und bombardieren das Antlitz des Planeten.
Azrael sind diese Schiffe ein Dorn im Auge. Seine Höllenbrut macht sich an der Hülle der Phellaeon zu schaffen, bis diese nachgibt und zerbricht. Dann begibt er sich selbst in dieses Schiff und findet es zu seinem Erstaunen nicht leer vor.
Major Feyhd rast völlig aufgelöst auf der Brücke hin und her und bellt Befehle. Er kann nicht so recht an Pharians Tod glauben, aber falls es doch wahr sein sollte, so würde er diesem Planeten und dessen Ausgeburt der Hölle platt machen. So einfach ist das.
Über Funk kommen plötzlich nur noch Schreie und Explosionsgeräusche von der Phellaeon, und Feyhd fragt sich noch, was da vor sich geht, als ein Quantentorpedo die Taunus-Re trifft und einen Teil des Hecks abreißt.
Plötzlich hallt Königs Stimme durch die Lautsprecher.
"Ihr gehört mir..."
Der Himmel ist immer noch dunkel vor lauter geflügelten Wesen, doch dort, wo die Schiffe eine Schneise brechen, lugt immer wieder mal die Sonne hervor.
Plötzlich fällt Reija etwas auf.
"Hey, Fa'Ind. Sieh dort hinüber. Sind das Blindgänger?"
Reihas Finger zeigt auf die Phellaeon, deren abgeworfene Bomben beim Einschlag nicht detonieren.
Luviél sieht durch ihren Feldstecher und schüttelt langsam den Kopf.
"Nein, das sind keine Blindgänger...d-das sind noch nicht einmal Bomben irgendeiner Art."
Dann wendet sie den Blick ab.
Fa'Ind nimmt ihr das Fernglas aus der Hand und schaut selbst hindurch. Nach einiger Zeit murmelt er.
"Menschen."
Reija sieht in fragend an: "Was?"
"Menschen! Es sieht ganz danach aus, als würde die Crew der Phellaeon sich ganz besonders auf Landurlaub auf Ferendûr freuen."
"Nett. Wirklich...sehr nett. Und was machen wir jetzt?"
Das letzte Wort geht in einem Getöse unter, als plötzlich ein leuchtend blauer Strahl in der Luft steht. Die Taunus-Re wird aus ihrem Kurs gerissen und ein Teil des Hecks knickt sichtlich ab. Das Schiff droht, auseinanderzubrechen und abzustürzen.
"König", meint Fa'Ind mehr zu sich selbst, als zu seinen Kameraden.
Die Taunus-Re schlingert gefährlich in ihrer Flugbahn direkt auf Sorgons Vermächtnis zu. Major Feyhd fordert sämtliche Crewmitglieder auf, das Schiff zu verlassen, doch da ist es bereits zu spät.
Noch bevor der Computer die Kernschmelze ankündigt, explodiert der Fusionsreaktor des Antriebs in einem nuklearen Feuerball, kurz bevor die Taunus-Re auf die Oberfläche stürzt.
Unten sieht Fa'Ind noch einmal Luviél in die Augen, aus denen eine einzelne Träne fließt. Dann vergehen die Soldaten in sekundenschnelle in der bis auf mehrere Millionen Grad erhitzten Luft.
"Jaina", ist der letzte Gedanke, den Fa'Inds Bewußtsein zustande bringt, bevor sein Selbst eins mit dem Höllenfeuer wird, welches sich nun auftut, da Sorgons Vermächtnis durch den Aufprall der Taunus-Re komplett in sich zusammenfällt.
Das Feuer frißt sich durch den gesamten Planeten, wie ein Virus durch eine Datenbank.
Ferendûr beginnt nun, völlig zu bersten, und die Phellaeon nimmt Geschwindigkeit auf, um diesem Disaster zu entkommen.
Als nur noch vereinzelte Felsbrocken im All davon zeugen, daß hier einst ein paradiesischer Planet seine Umlaufbahnen zog, wird der Hyperraumantrieb der Phellaeon gezündet und das Schiff verschwindet aus dieser Zeit und diesem Raum.
Im Innern der Phellaeon sitzt König auf der Brücke und grinst. In seinem Innern wiederum ruht Azrael, der sein Werk nun endlich vollendet hat...oder war es doch erst der Anfang?
König beginnt zu einer bekannten Melodie zu summen, die aus den Lautsprechern dringt, und beim Refrain fängt er sogar an zu singen:
"Noone knows, what it's like,
to be the bad man..."
ENDE