Bitte neu starten - Impressionen aus dem Iran
direkt von der Front von unserer Reporterin im Iran,
Alberta C. Broccoli
"Nach 21 Tagen Wüste,Sand und Steinen dreht hier jeder am Rad.
Drei Stunden Dienst bei 40° im Schatten und Du erschiesst auch Deine
eigene Mutter und merkst es nicht einmal mehr."
Ganz so schlimm geht es mir nicht. Aber nach 2 Wochen "Dienstzeit" als
eingebettete Journalistin bei einer Aufklärungseinheit glaube ich diesem
Sergeant, der lieber nicht namentlich genannt werden will, was er sagt.
Und er sagt vieles, er heult sich aus bei der einzigen Frau hier, die nicht
sofort den Kopf verhüllt wenn er sich nähert. Über den Druck, die
ständige Gefahr, gefallene Kameraden, deren Körper in der Hitze schnell
wie Michelin- Männchen aussehen und die man gar nicht sehen, geschweige
denn berühren will. Obwohl man weiß, daß es eben die Kameraden sind,
denen man noch am Tag vorher jede Hilfe versprochen hatte.
"Man prügelt sich das in den Kopf aber dann siegt jedesmal der Ekel. Ich
habe mal gelesen, dass Katzen ihre Eigentümer schon 2 Stunden nach dem
Tod nicht mehr wiedererkennen und sie anfressen. Das hatte ich nie
geglaubt."
Viele der Soldaten sind zum ersten Mal in einem Einsatz wie diesem. Sie
sind geschockt, frustriert, verängstigt aber auch wie benommen vom
ständigen Vorgehen gegen einen zahlenmäßig und ausrüstungstechnisch
unterlegenen Feind.
"Die Frontlinie verändert sich schnell. Als Aufklärer ist man mal vor, mal
hinter der Front im schnellen Wechsel. Man muß immer bereit, immer
alarmiert, immer auf dem Sprung sein."
sagt Major Warren Lightning (Name geändert), der als mein Presseoffizier
dafür zuständig ist, das ich das alles was ich erlebe auch genau und richtig
zuordnen kann. Und der uns so lenken muß, dass uns im Einsatz nichts
zustößt und wir trotzdem alles mitbekommen was für uns wichtig ist.
Manchmal sind wir da verschiedener Meinung. Auch in unserer Wahr-
nehmung der Iraner:
"Sie sehen das zu sehr von der fraulichen Seite her. Hey, es läuft
gut, wir haben ordentlich Strecke gemacht und sind erst einmal in
echte Gefechte verwickelt worden. Der Gegner schafft es nicht recht-
zeitig, die Truppen zu mobilisieren. Wir bilden lokale Schwerpunkte,
brechen durch und rollen die Fronten auf. Ganz einfach. Die könnten uns
viel gefährlicher werden wenn sie koordiniert vorgehen würden. Aber
die sind ganz anders ausgebildet. Die rennen einfach los und wollen
irgenteinen umnieten und dann Helden sein. Wie die Kinder oder wie bei
einem First Person Shooter.
Aber das hier ist kein Spiel. Du wachst auf und Deine Stadt ist genommen
und Du kannst nicht einfach sagen, hey, starte mal bitte den Server neu."
Ich lache bitter und muß an die Gesichter am Straßenrand denken wenn
wir an Flüchtlingen vorbeifahren und an die Michelin- Männchen in den
Dünen, die man nicht alle findet und denke:
"Das wärs jetzt irgentwie, ein Neustart."
__________________________________________________ ____________
Nähere Informationen zu Operation Pandora Trigger findet Ihr unter:
www.operation-pandora.de
und regelmäßig in diesem Thread.
Kommentar