AW: Kapitel 6 - Die Vorboten des Schattens
Westfold – Unterirdischer Gang
Mehrere Meilen haben die Gefährten nun bereits in der Finsternis untertags bewältigt. Dennoch fiel es ihren Augen trotz GenROWLiars Leuchtkristall schwer, sich an die Dunkelheit anzupassen. Die scharfen Felskanten der Höhlenwand, die mittlerweile die erdige Beschaffenheit des unterirdischen Gangs abgelöst hatten, stellten die einzige wahrnehmbare Veränderung dar, die sich ihnen darbot. Die stickige, modrige Luft, die besonders Ithmir zu schaffen machte, wich plötzlich einem kühlen, frischeren Äther, der seit längerem wieder Gelegenheit für tiefes Durchatmen bot, sowie den aufrechten Gang ermöglichte. Sie befanden sich nun in einer natürlichen Tropfsteinhöhle, von dessen Decke das Sickerwasser zu tropfen begann. Jene von der Außenwelt abgeschottete Umgebung sorgte für den stetigen Verlust des Zeitgefühls, welcher eine unwirkliche Wahrnehmung von Raum und Zeit zu Folge hatte. Die Gruppenmitglieder hätten sich wie Körper in einem schwerelosen Mikrokosmos gefühlt, wären ihre Ohren nicht in kurzen Abständen von qualvollen Schmerzensschreien ihres verletzten Freundes Thalicair erfüllt worden. Trotz der Behandlung mit dem Heilkraut und der ständigen Pflege durch Aria, die ihre Trinkreserven aufbrauchte, um mit einem nassen Stofffetzen seine fiebrige Stirn zu kühlen, war der Zustand des Bogenschützen kritisch. Die schwankenden Bewegungen des Pferderückens erschwerten den Schlaf benötigenden Genesungsprozess. „Haltet durch, tapferer Thalicair, wir haben das Lager der Truppen Gondors bald erreicht. Dort wird Euch Heilung zuteil.“, redete sie dem verletzten Mut machend zu, ehe die besorgte Halb-Elbin fragend zu GenROWLiar blickte. Der Zauberer, der durch die ihm ins Gesicht geschriebene Erschöpfung keinerlei Heilzauber zu wirken im Stande war, antwortete zögerlich, ohne seine Schritte zu verlangsamen: „Meine Sinne verraten mir, dass sich nun über uns die Ebenen der Westfold erstrecken. Angesichts unseres beeinträchtigten Vorankommens dürfte die Pforte Rohans und somit der Höhlenausgang, noch einen Tagesmarsch entfernt sein. Aber ich denke unser zäher Freund besitzt das Herz eines Kämpfers und sollte dies überstehen.“ Lorgan hingegen teilte den Gefährten seine Sorge um ihre hartnäckigen Verfolger mit. Er fürchtete, sie würden einen Weg finden, zu ihnen aufzuschließen und warf den Schluss des Zuges bildend in stets kürzer werdenden Abständen befangene Blicke nach hinten, als versuchte er eine Bewegung, oder ein Geräusch in dem schwarzen Nichts auszumachen. Es dauerte nicht lange, bis der graue Kämpfer auch Aria mit seiner Besorgnis ansteckte. Daraufhin begann die Assassine ihre Gedanken ablenkend, Lorgan auf eine Beobachtung anzusprechen, die sie während dessen Ohnmacht im Fangorn gemacht hatte. Als sich ihre menschlichen Mitstreiter nämlich durch einen Zauber im Tiefschlaf befunden hatten, war der Söldner der Einzige gewesen, der von Alpträumen geplagt um sich schlug, während er immer wieder die Namen Sarah und Kamir laut ausschrie. Er müsse endlich mit dem Tod der Beiden abschließen, um seine volle Stärke wiederzuerlangen, riet sie ihm. Nicht nur sein eigenes Wohl, sondern auch das der gesamten Gruppe hinge davon ab. Es sei der volle, uneingeschränkte Einsatz jedes Einzelnen von Nöten, um gegen die widrigen Umstände bestehen zu können. Und dies sei lediglich mit einem befreiten Geiste möglich, fügte sie abschließend hinzu. Doch Lorgan, hatte bereits auf stur geschaltet, nachdem er die beiden Namen gehört hatte und fühlte sich persönlich angegriffen, woraufhin er jegliches Wohlwollen seiner Gefährtin ausblendete: „Die Art, mit der ich meine Probleme löse, dürft Ihr gerne mir überlassen, oh unfehlbare Frau Aria. Ich weiß schon was ich tue.“, sprach er im zynischen Ton und setzte nach: „Ausgerechnet Ihr, sprecht von befreitem Geiste? Dass ich nicht lache. Wie frei und ungeplagt war Euer Gewissen, als Ihr uns in Bezug auf Mondragon von Anfang an belogen habt?“ Unvorbereitet auf solch eine Abwehrhaltung gefolgt von Anschuldigungen, die sie bereits geklärt glaubte, konnte sie nicht sofort antworten. Doch noch ehe es einem Konter bedurfte, entschärfte Ithmir, der Diplomat, die Situation, indem er Beide aufforderte ihre Kräfte zu schonen und nicht mit Nebensächlichkeiten zu verschwenden. Daraufhin besannen sich Beide und Lorgan entschuldigte sich für seine unangemessene Reaktion, die er damit begründete, dass sie bei ihm einen wunden Punkt getroffen hätte, den er zwar verdrängt, aber offensichtlich noch nicht verarbeitet hatte. Doch er sah in jenem Moment ein, dass er seine verstorbenen Freunde gehen lassen musste, um nicht seinen lebendigen Freunden zu schaden. Insofern war er seinem inneren Frieden ein Stück näher gekommen. Durch die Einsicht des sonst so kühlen, wie sturen Söldners, beschloss Aria nicht nachtragend zu sein und über die von Selbstschutz getriebenen Anfeindungen ihres Begleiters hinwegzusehen.
Einige Stunden vergingen, bis die beklommene Stille von einem leisen Geräusch durchbrochen wurde. Da Thalicair indes in den dringend benötigten Heilschlaf verfallen war, konnten sie das leise Plätschern von fließendem Wasser vernehmen, das sich unweit von ihnen befinden musste. Mit jedem Schritt schienen sie sich der Geräuschquelle zu nähern, bis schließlich der massive Untergrund endete. zu ihren Füßen befand sich eine hölzerne Hängebrücke, die über eine schmale Klamm führte. Nachdem der Marsch vorerst zum Stillstand gekommen war, streckte der Zauberer seinen Stab zunächst in die Höhe, um die Brücke mit dem Lichtkegel zu erfassen. Dadurch offenbarte sich ihnen eine wackelige Konstruktion mit fehlenden Holzstreben, die sich über den Abgrund erstreckte. Danach senkte der Greis seinen Stab, um die Tiefe der Felsspalte herauszufinden. Das Wasser, dessen anfängliches Plätschern nun als deutliches Rauschen zu hören war, befand sich jedoch nicht im Lichtradius. Anschließend hob Eomolch, sich nicht an jenen Übergang erinnernd, einen größeren Stein vom Boden auf, nur um ihn gleich darauf in den Abgrund zu werfen. Er zählte die Sekunden bis zum Aufkommen des Steines und schloss daraufhin auf eine Tiefe von 65 Fuß, die ungefähr 20 Metern entsprachen. Diese tödliche Tiefe beunruhigte sie nicht nur wegen der fragwürdigen Tragfähigkeit der morschen Brücke, sondern auch aufgrund der unbekannten Gegebenheiten am Grund der Kluft. Weder im seichten Wasser zu zerschellen, noch vom reißenden Strom des unterirdischen Flusses in den nassen Tod gespült zu werden, stand ihnen im Sinn. Da ihnen aber der Rückweg versperrt war, mussten sie die gefährliche Überquerung wagen. Um die Brücke jedoch so wenig wie möglich zu belasten, betrat jeweils nur eine Person auf dem instabilen Gefüge aus mürbem Holz und vermodertem Seil. Vorsichtig wagte der Zauberer als Erster den gewagten Gang und nahm bedächtig eine Strebe nach der anderen, gewahr der fehlenden Balken. Erleichterung machte sich in ihm breit, als sich schließlich fester Boden unter seinen Füßen befand. Danach drehte er sich um und beleuchtete seinen Nachfolgern den gefahrvollen Weg. Als Aria daraufhin ebenso problemlos die andere Seite erreichte, wie Ithmir nach ihr, war nun der kräftige Lorgan an der Reihe, der erschwerend seinen bewusstlosen Freund Thalicair geschultert trug. Unter bedrohlichem Knartschen tat er einen Schritt nach dem anderen. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn, als er konzentriert versuchte, das Gewicht beider Männer möglichst gleichmäßig zu verteilen. Doch das Ziel bereits in greifbarer Nähe, unterlief dem erfahrenen Manne ein folgenschwerer Fehler. Er hatte einen fehlenden Querbalken übersehen und drohte nun unaufhaltsam in die Tiefe zu stürzen. Als unsere Helden mit ansehen mussten, wie die Umrisse ihrer beiden Freunde unter panischem Aufschrei aus dem Licht verschwunden waren, erstarrten sie vor Schreck. Sogleich wollten einige von ihnen ihren Freunden zu Hilfe eilen, doch Ithmir, am nächsten zur Brücke stehend, rief ihnen zu: „Nicht alle zugleich, sonst stürzen wir alle in den Tod!“ Sogleich setzte er einen Fuß auf den Übergang, merkte aber, dass sich das Trageseil erst zu spannen begann und sich anschließend dessen Fasern auflösten. Instinktiv trat er wieder fluchtartig zurück. In jenem Augenblick bemerkte er entgegen jeglicher Hoffnung die Hand des Totgeglaubten im Licht, sich an einer noch intakten Holzstrebe festklammernd. „Senkt ein wenig Euren Stab!“, forderte die Stimme des Weißen Turmes den Zauberer auf. Somit war nun zu erkennen, wie der Söldner mit seiner verletzten Linken den inzwischen erwachten Bogenschützen an dessen Handgelenk festhielt. Mit schmerzverzerrter Stimme hörte man Lorgan sagen: „Lasst um keinen Preis los, Thalicair. Ihr müsst Euch jetzt mit aller Kraft an mir hochziehen.“ Noch nicht wieder ganz bei Sinnen verschwendete der Waldläufer keinen Gedanken an seine prekäre Lage und folgte trotz brennender Wunde instinktiv der Anweisung seines Freundes, bis er sich schließlich an der breiten Schulter seines Retters empor hangelte und den ausgestreckten Zauberstab GenROWLiars ergriff. Mit vereinten Kräften zogen auf jene Art und Weise der Magier, die Assassine, sowie der Bote aus Minas Tirith zuerst den Bogenschützen und hinterher den Söldner auf das sichere Gesteinsplateau. Mindestens so erschöpft, wie erleichtert lagen alle Fünf auf dem kalten Boden und konnten ihr Glück, dem Tod noch einmal entkommen zu sein, nicht fassen. „Ich stehe tief in Eurer Schuld, tapferer Lorgan.“, flüsterte der Gerettete, ehe er die Augen schloss und erneut in Ohnmacht viel. Sofort kniete sich Aria an seine Seite und hielt dessen Hand. Der schwerverletzte Bogenschütze war jedoch nicht der Einzige, der nun den Beistand der Gefährten benötigte, denn Eomolch stand der riskante Weg noch bevor. Der Rohirrim sprach Lorgans Ross gut zu, ehe er ihn mittels sanftem Klaps auf dessen Hinterteil über die Brücke delegierte. Zunächst stellte sich der Vierbeiner ziemlich gut an, bewältigte Balken um Balken, setzte unter der genauen Beobachtung Eomolchs eine Hufe nach der anderen. „Gut so, du hast es bald geschafft.“, fieberte der pferdekundige Mann in seinen Gedanken mit. Doch auf halbem Wege galoppierte plötzlich auch Ithmirs Gaul seinem tierischen Gefährten folgend am überrumpelten Manne Rohans vorbei, bis er sich letztendlich ebenfalls mitten auf der Hängebrücke befand. Noch ehe irgendjemand ins Geschehen eingreifen konnte, gab die Brücke unter der großen Last nach, die Seile zerrissen und die beiden Wiederkäuer stürzten unter lautem Wiehern in die Tiefe. Jene schrecklichen Bilder trafen den Pferdeherren besonders hart, ließen ihn aus Trauer und Verzweiflung niederknien. Durch all die Trauer um den unerwarteten Verlust seiner liebgewonnenen Tierfreunde blendete er die Tatsache, dass es nun auch um sein eigenes Überleben schlecht stand, völlig aus. Von der gegenüberliegenden Seite versuchten ihm seine erneut um einen Freund bangenden Mitstreiter, aufmunternde Worte zuzurufen: „Euch trifft keine Schuld, Eomolch.“ „Wir finden schon eine Möglichkeit, Euch über den Abgrund zu schaffen.“ Gebt nicht auf!“ Nur wenig später schienen die lautstarken Aufmunterungen zu fruchten, denn der Krieger Rohans erhob sich langsam. Er stieg in den Sattel seiner Stute Morgenwind, während er ihr etwas zuflüsterte. Danach wies er seine Freunde an, zurückzutreten, als er schließlich selbst rückwärts den Lichtkegel verließ, sodass er in der Dunkelheit verschwand. Verdutzt schauten sich die Gefährten gegenseitig an und ahnten bereits, was ihr kühner Mitstreiter vorhaben musste. Sie wollten ihn noch davon abbringen, doch es war bereits zu spät. Mit einem lauten, entschlossenen „Flieg Morgenwind, fliiieeg!“ tauchten ihre Silhouetten unter schallendem Galopp, sowie Pferdewiehern erneut in den Lichtradius ein. Die kräftigen Hinterbeine stießen sich mit einem mächtigen Satz vom Klippenrand ab und beförderten die Beiden in die Höhe. Mit weit geöffneten Augen verfolgten die Anderen deren steigende Flugbahn. Wie ein morgendlicher Windhauch, der das Ende einer finsteren Nacht und somit den hoffnungsverheißenden Sonnenaufgang ankündigte, glitten die Stute Morgenwind samt ihrem behelmten Reiter in die Lüfte, dem rettenden Plateau entgegen. Man hätte meinen können, dem Tier wären Flügel gewachsen, so elegant schwebte es über den Abgrund hinweg. Nach einer gefühlten Ewigkeit setzten die Hufen schließlich auf dem sicheren Steinboden auf und Erleichterung machte sich in den Gemütern Aller breit. Dennoch hielt sich die Freude Eomolchs über die tollkühne Bewältigung des todverheißenden Hindernisses in Grenzen, als er zu seinen um sich gescharten Freunden herabstieg, ehe er sein Pferd liebevoll tätschelte. „Es steckt wahrlich mehr in Euch, als erwartet, Pferdeherr.“, empfing Ithmir seinen Gefährten. Jener jedoch nahm mit bedrückter Miene seinen Helm ab und antwortete: „Dennoch gelang es mir nicht, die prächtigen Rösser zu retten.“ Daraufhin trat der Zauberer heran und meldete sich zu Wort: „Keiner von uns kann die feste Bindung eines Manne Rohans zu dessen getreuen Pferden nachempfinden. Dies ändert aber nichts daran, dass Ihr nun nichts mehr für sie tun könnt. Unser Freund Thalicair jedoch…“ Sie richteten ihre Blicke auf ihren angeschlagenen Mitstreiter, der soeben durch Ithmir und Lorgan erneut auf Morgenwinds Rücken gehievt wurde. „…benötigt dringend Heilung, die er im Lager der Gondor-Reiter erhalten soll. Auch Lorgan bedarf es an medizinischer Hilfe. Uns bleibt keine Zeit Vergangenem hinterher zu trauern, denn hier und jetzt müssen wir abermals zusammenhalten, um das Leben unseres Gefährten zu retten! Also folgt mir, rasch.“ Jene Ansprache galt zwar insbesondere Lorgan und Eomolch, doch auch die Übrigen gewannen neue Kraft aus den mitreißenden Worten des Magiers. Und so folgten sie dem Greis schnellen Schrittes in das spärlich beleuchtete Dunkel.
Beinahe ein ganzer Tag war verstrichen, ohne Rast, ohne Aufnahme von Nahrung oder Flüssigkeit – denn inzwischen waren nicht nur ihre Kräfte, sondern auch das Proviant zur Neige gegangen – bis sie endlich etwas entdeckten. Ein kleiner, heller Punkt tauchte am Ende ihrer Sichtweite auf. „Das muss der Ausgang sein.“, atmete Eomolch erleichtert auf. Zielstrebig hasteten sie dem sprichwörtlichen Licht am Ende des Tunnels entgegen. Nicht nur der schlechte Gesundheitszustand des Bogenschützen trieb sie an, sondern auch die Sehnsucht jener beklemmenden Dunkelheit zu entkommen und endlich wieder die warmen Sonnenstrahlen auf ihrer Haut zu spüren. Sie alle hatten mit den Strapazen zu kämpfen. Ihre Körper lechzten unentwegt nach Nahrung und Wasser, ihre Gemüter dürsteten nach Befreiung aus dem finsteren Kerker. Dennoch stellten sie erneut ihr außerordentliches Durchhaltevermögen unter Beweis und versuchten ihre Bedürfnisse weitestgehend zu ignorieren. „Elben sind nicht für das Leben untertage geschaffen. Ebenso wenig die Menschen. Liebend gern überlasse ich diese triste Welt wieder den Orks und dem Geschlecht der Zwerge.“, bekundete Aria ihre Vorfreude auf das ersehnte Tageslicht, als sich die Gruppe der Lichtquelle näherte. Zustimmend nickte jeder einzelne für sich und ging schweigsam weiter. Als der Ausgang greifbar nahe war, hielten sie ihre Hände schützend vors Gesicht, um die Augen vor der grellen Nachmittagssonne zu schützen. Sobald sie nacheinander in das Licht tauchten, fanden sie sich am Fuße eines Ausläufers des Nebelgebirges wieder. Die Heldengruppe wurde freudig von der Natur mit heiterer Wetterlage empfangen. Es gab keinerlei Anzeichen mehr für den wütenden Sturm des Vortages, als ob der unterirdische Gang ein Portal in eine andere, freundlichere Welt gewesen wäre. Der in den Fels gehauene Ausgang befand sich wie Eomolch es bereits vorausgesagt hatte, am Rande einer ehemaligen Siedlung. Mehrere Ruinen und brach liegende Behausungen waren jedoch die einzigen Zeugen für ehemals herrschendes Leben in jener verlassenen Gegend. Während sich Eomolch und GenROWLiar anhand von Karten und dem Stand der Sonne orientierten, füllten die Übrigen ihre Wasservorräte am Brunnen der Siedlung auf, nachdem sie vorerst eifrig ihren Durst gestillt hatten. Darüber hinaus wurden die Verletzungen notdürftig versorgt, indem einerseits Lorgans provisorischer Verband ausgewaschen und neu angelegt wurde, andererseits Thalicairs Wunde ausgespült und anschließend dessen Stirn mit dem kühlen Nass betröpfelt wurde. Es dauerte nicht lange, bis die neue Marschroute festgelegt wurde und sie also ihre Reise gen Westen fortsetzen konnten. Ihr Weg führte sie nun durch karge, felsige Gefilden, sowohl in nördlicher, als auch in südlicher Richtung prägten majestätische Gebirgszüge das Land. Nun waren sie nicht mehr fern von ihrem Ziel. Die Pforte von Rohan und die dahinter gelegenen Furten des Isen waren lediglich einen halben Tagesmarsch entfernt.
Westfold – Unterirdischer Gang
Mehrere Meilen haben die Gefährten nun bereits in der Finsternis untertags bewältigt. Dennoch fiel es ihren Augen trotz GenROWLiars Leuchtkristall schwer, sich an die Dunkelheit anzupassen. Die scharfen Felskanten der Höhlenwand, die mittlerweile die erdige Beschaffenheit des unterirdischen Gangs abgelöst hatten, stellten die einzige wahrnehmbare Veränderung dar, die sich ihnen darbot. Die stickige, modrige Luft, die besonders Ithmir zu schaffen machte, wich plötzlich einem kühlen, frischeren Äther, der seit längerem wieder Gelegenheit für tiefes Durchatmen bot, sowie den aufrechten Gang ermöglichte. Sie befanden sich nun in einer natürlichen Tropfsteinhöhle, von dessen Decke das Sickerwasser zu tropfen begann. Jene von der Außenwelt abgeschottete Umgebung sorgte für den stetigen Verlust des Zeitgefühls, welcher eine unwirkliche Wahrnehmung von Raum und Zeit zu Folge hatte. Die Gruppenmitglieder hätten sich wie Körper in einem schwerelosen Mikrokosmos gefühlt, wären ihre Ohren nicht in kurzen Abständen von qualvollen Schmerzensschreien ihres verletzten Freundes Thalicair erfüllt worden. Trotz der Behandlung mit dem Heilkraut und der ständigen Pflege durch Aria, die ihre Trinkreserven aufbrauchte, um mit einem nassen Stofffetzen seine fiebrige Stirn zu kühlen, war der Zustand des Bogenschützen kritisch. Die schwankenden Bewegungen des Pferderückens erschwerten den Schlaf benötigenden Genesungsprozess. „Haltet durch, tapferer Thalicair, wir haben das Lager der Truppen Gondors bald erreicht. Dort wird Euch Heilung zuteil.“, redete sie dem verletzten Mut machend zu, ehe die besorgte Halb-Elbin fragend zu GenROWLiar blickte. Der Zauberer, der durch die ihm ins Gesicht geschriebene Erschöpfung keinerlei Heilzauber zu wirken im Stande war, antwortete zögerlich, ohne seine Schritte zu verlangsamen: „Meine Sinne verraten mir, dass sich nun über uns die Ebenen der Westfold erstrecken. Angesichts unseres beeinträchtigten Vorankommens dürfte die Pforte Rohans und somit der Höhlenausgang, noch einen Tagesmarsch entfernt sein. Aber ich denke unser zäher Freund besitzt das Herz eines Kämpfers und sollte dies überstehen.“ Lorgan hingegen teilte den Gefährten seine Sorge um ihre hartnäckigen Verfolger mit. Er fürchtete, sie würden einen Weg finden, zu ihnen aufzuschließen und warf den Schluss des Zuges bildend in stets kürzer werdenden Abständen befangene Blicke nach hinten, als versuchte er eine Bewegung, oder ein Geräusch in dem schwarzen Nichts auszumachen. Es dauerte nicht lange, bis der graue Kämpfer auch Aria mit seiner Besorgnis ansteckte. Daraufhin begann die Assassine ihre Gedanken ablenkend, Lorgan auf eine Beobachtung anzusprechen, die sie während dessen Ohnmacht im Fangorn gemacht hatte. Als sich ihre menschlichen Mitstreiter nämlich durch einen Zauber im Tiefschlaf befunden hatten, war der Söldner der Einzige gewesen, der von Alpträumen geplagt um sich schlug, während er immer wieder die Namen Sarah und Kamir laut ausschrie. Er müsse endlich mit dem Tod der Beiden abschließen, um seine volle Stärke wiederzuerlangen, riet sie ihm. Nicht nur sein eigenes Wohl, sondern auch das der gesamten Gruppe hinge davon ab. Es sei der volle, uneingeschränkte Einsatz jedes Einzelnen von Nöten, um gegen die widrigen Umstände bestehen zu können. Und dies sei lediglich mit einem befreiten Geiste möglich, fügte sie abschließend hinzu. Doch Lorgan, hatte bereits auf stur geschaltet, nachdem er die beiden Namen gehört hatte und fühlte sich persönlich angegriffen, woraufhin er jegliches Wohlwollen seiner Gefährtin ausblendete: „Die Art, mit der ich meine Probleme löse, dürft Ihr gerne mir überlassen, oh unfehlbare Frau Aria. Ich weiß schon was ich tue.“, sprach er im zynischen Ton und setzte nach: „Ausgerechnet Ihr, sprecht von befreitem Geiste? Dass ich nicht lache. Wie frei und ungeplagt war Euer Gewissen, als Ihr uns in Bezug auf Mondragon von Anfang an belogen habt?“ Unvorbereitet auf solch eine Abwehrhaltung gefolgt von Anschuldigungen, die sie bereits geklärt glaubte, konnte sie nicht sofort antworten. Doch noch ehe es einem Konter bedurfte, entschärfte Ithmir, der Diplomat, die Situation, indem er Beide aufforderte ihre Kräfte zu schonen und nicht mit Nebensächlichkeiten zu verschwenden. Daraufhin besannen sich Beide und Lorgan entschuldigte sich für seine unangemessene Reaktion, die er damit begründete, dass sie bei ihm einen wunden Punkt getroffen hätte, den er zwar verdrängt, aber offensichtlich noch nicht verarbeitet hatte. Doch er sah in jenem Moment ein, dass er seine verstorbenen Freunde gehen lassen musste, um nicht seinen lebendigen Freunden zu schaden. Insofern war er seinem inneren Frieden ein Stück näher gekommen. Durch die Einsicht des sonst so kühlen, wie sturen Söldners, beschloss Aria nicht nachtragend zu sein und über die von Selbstschutz getriebenen Anfeindungen ihres Begleiters hinwegzusehen.
Einige Stunden vergingen, bis die beklommene Stille von einem leisen Geräusch durchbrochen wurde. Da Thalicair indes in den dringend benötigten Heilschlaf verfallen war, konnten sie das leise Plätschern von fließendem Wasser vernehmen, das sich unweit von ihnen befinden musste. Mit jedem Schritt schienen sie sich der Geräuschquelle zu nähern, bis schließlich der massive Untergrund endete. zu ihren Füßen befand sich eine hölzerne Hängebrücke, die über eine schmale Klamm führte. Nachdem der Marsch vorerst zum Stillstand gekommen war, streckte der Zauberer seinen Stab zunächst in die Höhe, um die Brücke mit dem Lichtkegel zu erfassen. Dadurch offenbarte sich ihnen eine wackelige Konstruktion mit fehlenden Holzstreben, die sich über den Abgrund erstreckte. Danach senkte der Greis seinen Stab, um die Tiefe der Felsspalte herauszufinden. Das Wasser, dessen anfängliches Plätschern nun als deutliches Rauschen zu hören war, befand sich jedoch nicht im Lichtradius. Anschließend hob Eomolch, sich nicht an jenen Übergang erinnernd, einen größeren Stein vom Boden auf, nur um ihn gleich darauf in den Abgrund zu werfen. Er zählte die Sekunden bis zum Aufkommen des Steines und schloss daraufhin auf eine Tiefe von 65 Fuß, die ungefähr 20 Metern entsprachen. Diese tödliche Tiefe beunruhigte sie nicht nur wegen der fragwürdigen Tragfähigkeit der morschen Brücke, sondern auch aufgrund der unbekannten Gegebenheiten am Grund der Kluft. Weder im seichten Wasser zu zerschellen, noch vom reißenden Strom des unterirdischen Flusses in den nassen Tod gespült zu werden, stand ihnen im Sinn. Da ihnen aber der Rückweg versperrt war, mussten sie die gefährliche Überquerung wagen. Um die Brücke jedoch so wenig wie möglich zu belasten, betrat jeweils nur eine Person auf dem instabilen Gefüge aus mürbem Holz und vermodertem Seil. Vorsichtig wagte der Zauberer als Erster den gewagten Gang und nahm bedächtig eine Strebe nach der anderen, gewahr der fehlenden Balken. Erleichterung machte sich in ihm breit, als sich schließlich fester Boden unter seinen Füßen befand. Danach drehte er sich um und beleuchtete seinen Nachfolgern den gefahrvollen Weg. Als Aria daraufhin ebenso problemlos die andere Seite erreichte, wie Ithmir nach ihr, war nun der kräftige Lorgan an der Reihe, der erschwerend seinen bewusstlosen Freund Thalicair geschultert trug. Unter bedrohlichem Knartschen tat er einen Schritt nach dem anderen. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn, als er konzentriert versuchte, das Gewicht beider Männer möglichst gleichmäßig zu verteilen. Doch das Ziel bereits in greifbarer Nähe, unterlief dem erfahrenen Manne ein folgenschwerer Fehler. Er hatte einen fehlenden Querbalken übersehen und drohte nun unaufhaltsam in die Tiefe zu stürzen. Als unsere Helden mit ansehen mussten, wie die Umrisse ihrer beiden Freunde unter panischem Aufschrei aus dem Licht verschwunden waren, erstarrten sie vor Schreck. Sogleich wollten einige von ihnen ihren Freunden zu Hilfe eilen, doch Ithmir, am nächsten zur Brücke stehend, rief ihnen zu: „Nicht alle zugleich, sonst stürzen wir alle in den Tod!“ Sogleich setzte er einen Fuß auf den Übergang, merkte aber, dass sich das Trageseil erst zu spannen begann und sich anschließend dessen Fasern auflösten. Instinktiv trat er wieder fluchtartig zurück. In jenem Augenblick bemerkte er entgegen jeglicher Hoffnung die Hand des Totgeglaubten im Licht, sich an einer noch intakten Holzstrebe festklammernd. „Senkt ein wenig Euren Stab!“, forderte die Stimme des Weißen Turmes den Zauberer auf. Somit war nun zu erkennen, wie der Söldner mit seiner verletzten Linken den inzwischen erwachten Bogenschützen an dessen Handgelenk festhielt. Mit schmerzverzerrter Stimme hörte man Lorgan sagen: „Lasst um keinen Preis los, Thalicair. Ihr müsst Euch jetzt mit aller Kraft an mir hochziehen.“ Noch nicht wieder ganz bei Sinnen verschwendete der Waldläufer keinen Gedanken an seine prekäre Lage und folgte trotz brennender Wunde instinktiv der Anweisung seines Freundes, bis er sich schließlich an der breiten Schulter seines Retters empor hangelte und den ausgestreckten Zauberstab GenROWLiars ergriff. Mit vereinten Kräften zogen auf jene Art und Weise der Magier, die Assassine, sowie der Bote aus Minas Tirith zuerst den Bogenschützen und hinterher den Söldner auf das sichere Gesteinsplateau. Mindestens so erschöpft, wie erleichtert lagen alle Fünf auf dem kalten Boden und konnten ihr Glück, dem Tod noch einmal entkommen zu sein, nicht fassen. „Ich stehe tief in Eurer Schuld, tapferer Lorgan.“, flüsterte der Gerettete, ehe er die Augen schloss und erneut in Ohnmacht viel. Sofort kniete sich Aria an seine Seite und hielt dessen Hand. Der schwerverletzte Bogenschütze war jedoch nicht der Einzige, der nun den Beistand der Gefährten benötigte, denn Eomolch stand der riskante Weg noch bevor. Der Rohirrim sprach Lorgans Ross gut zu, ehe er ihn mittels sanftem Klaps auf dessen Hinterteil über die Brücke delegierte. Zunächst stellte sich der Vierbeiner ziemlich gut an, bewältigte Balken um Balken, setzte unter der genauen Beobachtung Eomolchs eine Hufe nach der anderen. „Gut so, du hast es bald geschafft.“, fieberte der pferdekundige Mann in seinen Gedanken mit. Doch auf halbem Wege galoppierte plötzlich auch Ithmirs Gaul seinem tierischen Gefährten folgend am überrumpelten Manne Rohans vorbei, bis er sich letztendlich ebenfalls mitten auf der Hängebrücke befand. Noch ehe irgendjemand ins Geschehen eingreifen konnte, gab die Brücke unter der großen Last nach, die Seile zerrissen und die beiden Wiederkäuer stürzten unter lautem Wiehern in die Tiefe. Jene schrecklichen Bilder trafen den Pferdeherren besonders hart, ließen ihn aus Trauer und Verzweiflung niederknien. Durch all die Trauer um den unerwarteten Verlust seiner liebgewonnenen Tierfreunde blendete er die Tatsache, dass es nun auch um sein eigenes Überleben schlecht stand, völlig aus. Von der gegenüberliegenden Seite versuchten ihm seine erneut um einen Freund bangenden Mitstreiter, aufmunternde Worte zuzurufen: „Euch trifft keine Schuld, Eomolch.“ „Wir finden schon eine Möglichkeit, Euch über den Abgrund zu schaffen.“ Gebt nicht auf!“ Nur wenig später schienen die lautstarken Aufmunterungen zu fruchten, denn der Krieger Rohans erhob sich langsam. Er stieg in den Sattel seiner Stute Morgenwind, während er ihr etwas zuflüsterte. Danach wies er seine Freunde an, zurückzutreten, als er schließlich selbst rückwärts den Lichtkegel verließ, sodass er in der Dunkelheit verschwand. Verdutzt schauten sich die Gefährten gegenseitig an und ahnten bereits, was ihr kühner Mitstreiter vorhaben musste. Sie wollten ihn noch davon abbringen, doch es war bereits zu spät. Mit einem lauten, entschlossenen „Flieg Morgenwind, fliiieeg!“ tauchten ihre Silhouetten unter schallendem Galopp, sowie Pferdewiehern erneut in den Lichtradius ein. Die kräftigen Hinterbeine stießen sich mit einem mächtigen Satz vom Klippenrand ab und beförderten die Beiden in die Höhe. Mit weit geöffneten Augen verfolgten die Anderen deren steigende Flugbahn. Wie ein morgendlicher Windhauch, der das Ende einer finsteren Nacht und somit den hoffnungsverheißenden Sonnenaufgang ankündigte, glitten die Stute Morgenwind samt ihrem behelmten Reiter in die Lüfte, dem rettenden Plateau entgegen. Man hätte meinen können, dem Tier wären Flügel gewachsen, so elegant schwebte es über den Abgrund hinweg. Nach einer gefühlten Ewigkeit setzten die Hufen schließlich auf dem sicheren Steinboden auf und Erleichterung machte sich in den Gemütern Aller breit. Dennoch hielt sich die Freude Eomolchs über die tollkühne Bewältigung des todverheißenden Hindernisses in Grenzen, als er zu seinen um sich gescharten Freunden herabstieg, ehe er sein Pferd liebevoll tätschelte. „Es steckt wahrlich mehr in Euch, als erwartet, Pferdeherr.“, empfing Ithmir seinen Gefährten. Jener jedoch nahm mit bedrückter Miene seinen Helm ab und antwortete: „Dennoch gelang es mir nicht, die prächtigen Rösser zu retten.“ Daraufhin trat der Zauberer heran und meldete sich zu Wort: „Keiner von uns kann die feste Bindung eines Manne Rohans zu dessen getreuen Pferden nachempfinden. Dies ändert aber nichts daran, dass Ihr nun nichts mehr für sie tun könnt. Unser Freund Thalicair jedoch…“ Sie richteten ihre Blicke auf ihren angeschlagenen Mitstreiter, der soeben durch Ithmir und Lorgan erneut auf Morgenwinds Rücken gehievt wurde. „…benötigt dringend Heilung, die er im Lager der Gondor-Reiter erhalten soll. Auch Lorgan bedarf es an medizinischer Hilfe. Uns bleibt keine Zeit Vergangenem hinterher zu trauern, denn hier und jetzt müssen wir abermals zusammenhalten, um das Leben unseres Gefährten zu retten! Also folgt mir, rasch.“ Jene Ansprache galt zwar insbesondere Lorgan und Eomolch, doch auch die Übrigen gewannen neue Kraft aus den mitreißenden Worten des Magiers. Und so folgten sie dem Greis schnellen Schrittes in das spärlich beleuchtete Dunkel.
Beinahe ein ganzer Tag war verstrichen, ohne Rast, ohne Aufnahme von Nahrung oder Flüssigkeit – denn inzwischen waren nicht nur ihre Kräfte, sondern auch das Proviant zur Neige gegangen – bis sie endlich etwas entdeckten. Ein kleiner, heller Punkt tauchte am Ende ihrer Sichtweite auf. „Das muss der Ausgang sein.“, atmete Eomolch erleichtert auf. Zielstrebig hasteten sie dem sprichwörtlichen Licht am Ende des Tunnels entgegen. Nicht nur der schlechte Gesundheitszustand des Bogenschützen trieb sie an, sondern auch die Sehnsucht jener beklemmenden Dunkelheit zu entkommen und endlich wieder die warmen Sonnenstrahlen auf ihrer Haut zu spüren. Sie alle hatten mit den Strapazen zu kämpfen. Ihre Körper lechzten unentwegt nach Nahrung und Wasser, ihre Gemüter dürsteten nach Befreiung aus dem finsteren Kerker. Dennoch stellten sie erneut ihr außerordentliches Durchhaltevermögen unter Beweis und versuchten ihre Bedürfnisse weitestgehend zu ignorieren. „Elben sind nicht für das Leben untertage geschaffen. Ebenso wenig die Menschen. Liebend gern überlasse ich diese triste Welt wieder den Orks und dem Geschlecht der Zwerge.“, bekundete Aria ihre Vorfreude auf das ersehnte Tageslicht, als sich die Gruppe der Lichtquelle näherte. Zustimmend nickte jeder einzelne für sich und ging schweigsam weiter. Als der Ausgang greifbar nahe war, hielten sie ihre Hände schützend vors Gesicht, um die Augen vor der grellen Nachmittagssonne zu schützen. Sobald sie nacheinander in das Licht tauchten, fanden sie sich am Fuße eines Ausläufers des Nebelgebirges wieder. Die Heldengruppe wurde freudig von der Natur mit heiterer Wetterlage empfangen. Es gab keinerlei Anzeichen mehr für den wütenden Sturm des Vortages, als ob der unterirdische Gang ein Portal in eine andere, freundlichere Welt gewesen wäre. Der in den Fels gehauene Ausgang befand sich wie Eomolch es bereits vorausgesagt hatte, am Rande einer ehemaligen Siedlung. Mehrere Ruinen und brach liegende Behausungen waren jedoch die einzigen Zeugen für ehemals herrschendes Leben in jener verlassenen Gegend. Während sich Eomolch und GenROWLiar anhand von Karten und dem Stand der Sonne orientierten, füllten die Übrigen ihre Wasservorräte am Brunnen der Siedlung auf, nachdem sie vorerst eifrig ihren Durst gestillt hatten. Darüber hinaus wurden die Verletzungen notdürftig versorgt, indem einerseits Lorgans provisorischer Verband ausgewaschen und neu angelegt wurde, andererseits Thalicairs Wunde ausgespült und anschließend dessen Stirn mit dem kühlen Nass betröpfelt wurde. Es dauerte nicht lange, bis die neue Marschroute festgelegt wurde und sie also ihre Reise gen Westen fortsetzen konnten. Ihr Weg führte sie nun durch karge, felsige Gefilden, sowohl in nördlicher, als auch in südlicher Richtung prägten majestätische Gebirgszüge das Land. Nun waren sie nicht mehr fern von ihrem Ziel. Die Pforte von Rohan und die dahinter gelegenen Furten des Isen waren lediglich einen halben Tagesmarsch entfernt.
Kommentar