Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.

Fernes Erbe

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • #16
    AW: Fernes Erbe

    Viele Stunden, nachdem die Gemeinschaft den Anduin überschritten hatte, brach die Dunkelheit über sie hinein. Man hatte die Elben vorgeschickt, damit sie ein Gasthaus finden konnten. Noch einmal wollte niemand von ihnen die Nacht unter freiem Himmel verbringen. Außerdem benötigten Orlowyn und Lór noch immer ärztliche Hilfe. Keiner war sich sicher, ob nicht doch bleibende Schäden an den beiden aufgetreten waren ...

    Auf dem langen Marsch fand der Schwertmeister endlich die Gelegenheit, sich mit Beredor unterhalten zu können. Das Duo lies sich ein wenig von der Gruppe zurück fallen.
    "Was gibt es, Orlowyn?", fragte Waldors Sohn den Elb. "Ich habe bereits bemerkt, dass du dich nach einem Gespräch sehnst."
    Erstaunt musterte dieser den Waldläufer. Wer hätte gedacht, dass die Menschen eine solche Einschätzungsgabe besaßen?
    "Hat dir dein Vater je etwas von einer Person namens Silberhand erzählt?"
    Ebenso überrascht schaute Beredor zurück. "Ja ... woher wisst ihr ..."
    "Ich bin Orlowyn Silberhand. Ich habe Waldor sehr gut gekannt. Er war ein guter Freund, für die Zeit, die ich mit ihm im Düsterwald verbracht hatte." Er machte eine Pause, um beherzt Luft zu holen. "Er hat mir etwas anvertraut. Etwas, was an seinen Sohn gehen sollte. Nach seinen Tod solltest du, als sein einziger Nachfolger, sein Erbe antreten. In einer kühlen Nacht sagte er folgendes zu mir: ..."
    Der Schwertmeister wurde von dumpfen Schritten unterbrochen. Aus der Dunkelheit des Waldpfades traten einige Gestalten ... die Späher.
    "Wir reden später weiter", entschuldigte Orlowyn sich bei Beredor. Dieser nickte nur stumm, als sich der Elb zu seinen Gefolgsmännern gesellte.
    Kefastur trat vor und erstattete Bericht. "Keine zwei Meilen von hier liegt die letzte menschliche Gaststätte, bevor der Wald zum Reich des Düsterwaldes gehört. Ich habe bereits mit dem Wirt gesprochen. Es stehen uns genügend Zimmer zur Verfügung. Außerdem lässt man uns einen besseren Heilkundigen schicken."

    Kommentar


    • #17
      AW: Fernes Erbe

      Schließlich saßen die vier in der Taverne. Sie war bis auf einen alten Mann, der am Tresen saß, vollkommen leer. Sie setzten sich an einen Tisch in der Ecke. Sofort war der war der Wirt bei ihnen. "Was wünscht ihr?", fragte er schnell, als wenn er Angst hätte sie könnten jeden Moment wieder gehen. "Vier Humpen Bier.", sagte Beredor müde. "Und Euren besten Braten, Meister!", warf Lór hinterher, als der Wirt sich umdrehen wollte. Dieser nickte und verschwand in einem Nebenraum. Still saßen sie an ihrem Tisch, und starrten Löcher in die Luft. Erst als der Wirt mit dem Bier zurückkehrte, prostete Lór den anderen zu, und brach die Stille. "Was ist eigentlich mit dem Heiler?", fragte Orlowyn den Wirt. "Ähm, ich denke, er müsste bald kommen. Er wohnt in einer kleinen Siedlung, einige Meilen von hier.", erwiderte dieser. Lór leerte mit einem letzten Zug seinen Humpen, und wedelte damit vor der Nase des Menschen hin und her. "Vergesst den Heiler. Mir geht es gut." Er wirkte sehr selbstsicher, doch Orlowyn dachte anders. Sein Kopf hatte etwas abbekommen, sicher war die Wunde noch offen. Er selbst dagegen fühlte sich in Ordnung. Seit sie in wärmere Gefilde gekommen waren, war auch die letzte Steifheit seiner Glieder gewichen, und nichts schien ihn an die Reise zu erinnern. So saßen sie beisammen, tranken, und sprachen über Beredor's Erbe. Plötzlich stutzte Orlowyn, und verschluckte sich fast an seinem Bier. Irgendetwas hatte er Beredor sagen wollen, doch er hatte es vergessen. Hatte es vielleicht mit dem Erbe zu tun? Er schüttelte den Kopf. Vermutlich war es nur eine Einbildung. Dann trat endlich der Heiler ein. Ein Mann mittleren Alters mit einem stoppeligen Bart kam auf sie zu. Aschblond fiel ihm sein Haar bis zu den Schultern. Seine Kleidung wirkte ausgezehrt, und ein einfacher Wanderstab war sein Begleiter. Er verbeugte sich kurz, als er an den Tisch trat. "Seid gegrüßt, Wanderer. Mein Name ist Dorius, Heilkundiger von Beruf. Ich hörte ihr habt nach mir rufen lassen?" Fragend sah er in die Runde.
      Zuletzt geändert von urre; 14.08.2007, 16:48.
      Gandalf? Yes... that was what they used to call me. Gandalf the Gray. That was my name. I am Gandalf the White. And I come back to you now - at the turn of the tide.

      Kommentar


      • #18
        AW: Fernes Erbe

        "Ihr hattet richtig gehört, wir sind es die eines Heilers bedürfen, da unseren Heilkräftte hier wohl nicht ausreichen." sagte Beredor. "Nun wenn ihr so eilig eines Heilers bedarft, sagt mir welcher eurer höchstgesund aussehenden Runde, ist der Kranke?" fragte Dorius etwas verwirrt. "Es sind der Zwerg und der Elb dort drüben." sprach Leagorn und zeigte auf Orlowyn. "Nun, wenn ihr so krank seid, sagt mir was fehlt euch? Habt ihr Schmerzen, Wunden, Vergiftungen, oder sonstiges?" "Mir fehlt nichts, gebt mir einfach nochmal einen Humpen Bier und lasst mich in Ruhe trinken. Kümmert euch besser um den Elbenjungen dort, der macht einen nicht so fitten Eindruck." sagte Lór etwas angetrunken. "Ihr solltet euch beide untersuchen lassen, wir gehen lieber auf Nummer sicher." empfohl Beredor und nickte Orlowyn zu.

        "Ihr könnt das Hinterzimmer benutzen, dort habt ihr mehr Ruhe." bot ihnen der gerade herangekommene Wirt an. "Gerne werden wir uns diesen Raum nehmen, wir sind euch sehr dankbar für eure Gastfreundschaft." sagte Orlowyn zum Wirt und zerrte Lór von der Bank. Widerwillig trapte dann auch der Zwerg hinterher, immer mit dem schlimmen Gedanken, dass es vielleicht doch etwas ernsteres sei. Dann verschwanden die 3 im Hinterzimmer und der Wirt begab sich wieder hinter seinen Tresen.

        Leagorn und Beredor blieben sitzen und tranken ihr Bier sehr bedächtig und mit dem Tunnelblick an sich vorbeischauend. Was wird der Heiler berichten? Ist es ernst? Wird es den weiteren Verlauf der Reise gefährden? All diese Fragen schossen beiden durch den Kopf, als Leagorn plötzlich fragte "Wollt ihr mir nun genauerres über eure Reise erzählen? Jetzt sind wir ja alleine und es eilt auch nicht?" "Nun, im Angesicht der Tatsachen, habt ihr Recht. Ich werde euch nun erzählen was ich vorhabe, lasst uns aber trotzdem hoffen, dass unsere zwei Gefährten keine bleibenden Schäden davongetragen haben. Es begann alles als ... " Beredor wurde von einem lauten Schrei des Zwerges unterbrochen der aus dem Hinterzimmer schallte, es war kein Schrei des Schmerzes eher ein Schrei des Zornes. Sie sprangen beide auf und rannten Richtung Hinterzimmer, was war geschehen?
        Zuletzt geändert von Uruk90; 19.08.2007, 21:49.
        sigpic

        Kommentar


        • #19
          AW: Fernes Erbe

          Leagorn und Beredor stürmten den Raum und sahen, wie der Zwerg den Heilder am Kragen gepackt hatte. "Was soll das heißen wir müssen 20 Goldstücke bezahlen?", schrie er auf den heiler ein. "Lór! Lass ihn los!", brüllte der Elb vor Lachen. Beredor und Leagorn konnten sich das Lachen auch nicht verkneifen. Der Heiler wusste nicht mehr wie es um ihn geschah. Der Zwerg ließ ihn los und stimmte in das schallernde Gelächter mit ein. "Jaja", sagte der Heiler. "Lachen ist die beste Medizin." ^.^ "Und wie steht es um die beiden?", fragte Beredor, als die anderen wieder am Tresen saßen und am Bier trinken waren. "Ganz gut es war nichts schlimmes die Kopfverletztung des Zwerges heilt wieder schnell und der Leb müsste auch bald wieder besser gelaunt sein."

          Das waren mal Gute Nachrichten, dachte sich Beredor. "Herr Beredor!", rief Leagorn. "Das Essen ist da!" Auf dieses Festmahl hatten sie schon lange gewartet. Sie aßen, tranken, und erzählten sich Witze und Geschichten. nach dem Festmahl wollten alle schlafen gehen. Der Wirt gab ihnen die Schlüssel für die Zimmer. "Macht mir die Böden nicht schmutzig.", ermahnte er noch. Leagorn wollte mit den anderen nach oben gehen, als Beredor ihn zurückhielt. "Wollt ihr nun kommen?", rief der Zwerg von der Treppe herab. "Gleich!", antwortete Beredor. "Ich muss mit Leagorn noch was besprechen!" Leagorn schaute gespannt drein. "Ich erzähle dir jetzt, was ich vorher sagen wollte...."
          Zuletzt geändert von Ravo92; 20.08.2007, 18:14.
          ->
          XFire Username: ravo92 suche danach

          Kommentar


          • #20
            AW: Fernes Erbe

            Leagorn machte große Augen. Gespannt starrte er Beredor an. Dieser war sichtlich nervös. "Also... ich war mir erst nicht sicher, ob ich es euch sagen soll, aber ich denke ihr solltet es erfahren..." Der Gondorianer konnte die Spannung kaum aushalten. "Orlowyn denke ich, glaubt, dass das Erbe meines Vaters ihn in irgendeiner Form beinhaltet. Und Lór hofft einfach auf ein paar Schätze." Kurz sah er Leagorn an, der die Augenbrauen hochzog. "Nicht dass ich es ihen nicht gönnen würde...", fügte Beredor hastig hinzu. "Aber ich denke, dass mein Vater mir etwas anderes vermacht hat. Elrond hat mir gegenüber einige Anmerkungen gemacht." Er holte kurz Luft, als müsste er zu eienm Sprung ansetzen. "Ich glaube, dass es sich um seinen Sohn handelt." Der Waldläufer aus Ithilien machte ein verdutztes Gesicht. "Sein Sohn? Dein Erbe ist sein Sohn?!" Beredor fiel auf, dass er nicht versuchte, seine Enttäuschung zu verbergen. Vermutlich war es dafür zu überraschend gekommen. "Aber was meinst du damit?" Beredor seufzte leise. "Elrond meinte etwas von einer Elbin, die mein Vater über alles liebte, und er sagte etwas von einem Nachkommen. Mittlerweile dürften ca 15 Jahre vergangen sein, aber sicher weiß ich es nicht."Abwartend sah er Leagorn an, dem es sichtlich schwer fiel, sich zu sammeln. "A-also du hast einen Bruder, einen Halbelben, der im Düsterwald lebt?", fragte er vorsichtig. Beredor nickte. Leagorn nahm einen tiefen Zug aus seinem Humpen. "Denkst du, das ist das einzige was dein Vater dir vermacht?" Sein Gegenüber zuckte mit den Schultern. "Nachdem, was ich von diversen Elben gehört habe, würde es gut zu ihm passen, meinen Bruder in meine Obhut zu geben. Er schätzt zwar die Elben, aber ich denke er will, dass er unter Menschen aufwächst." Plötzlich stand Orlowyn im Raum. "Was ist denn? Wir müssen morgen bei Kräften sein. Selbst Lór-" Beredor warf Leagorn einen viel sagenden Blick zu, was dem Elb nicht entging. Dann nickte er Orlowny zu. "Gut, ein bischen Ruhe wird uns gut tun." Mit diesen Worten verschwand er auf der Treppe.
            Gandalf? Yes... that was what they used to call me. Gandalf the Gray. That was my name. I am Gandalf the White. And I come back to you now - at the turn of the tide.

            Kommentar


            • #21
              AW: Fernes Erbe

              Ohne große Eile sattelte die Gemeinschaft ihre Pferde. Es war ein sonniger Mittag, die Vögel sangen, als gäbe es kein Morgen mehr. Leise knurrten die Äste der Bäume, die die viel benutzte Straße flankierten. Alles in allem war es eine wundervolle Melodie, die nur von einem Elbenwald stammen konnte. Noch konnten sie sich daran erfreuen, denn sie befanden sich noch am Rand des Düsterwaldes. Im Inneren, da herrschte Finsternis und Stille.
              Das Ziel der Gemeinschaft war das Zentrum des Düsterwalds. Es war für eine Beteiligten eine große Überraschung, wenn nicht gar ein Schock gewesen, dass Beredors unbekanntes Erbe wohl aus einem Halbelben bestand. In seinem langem Leben war Orlowyn nur einem einzigen Halbelben begegnet: Elrond. Ob der geheimnisvolle Bruder wohl mehr Elb oder Mensch sein würde? Schwertmeister blieb skeptisch. Er wollte dies mit eigenen Augen sehen.

              Scheifend langsam ging die Reise voran. Die Pferde hatten lange Zeit gehabt, sich auszuruhen, aber es schien, als würde der Wald sie festhalten wollen. Keiner der Gefährten konnte sich das erklären. Es lag wohl an der Ehrfurcht, die den Rössern gebot, nicht im Galopp zu laufen. Das würde nur der Harmonie der Bäume schaden.
              Je tiefer sie ins Grün eintauchten, desto stiller wurde es, und die Dunkelheit nahm zu. Mit dem Schweigen der Vögel wuchs Unheimlichkeit der Umgebung.
              Gegen Abend schlug die Gemeinschaft ihr Lager auf. Beredor schätzte, dass sie noch ein bis zwei Tagesritte benötigten würden, bis sie auf die erste elbische Siedlung trafen. Dort würden sie sich dann nach einem Halbelfen erkundigen. Es gab sicherlich nicht sehr viele hier im Düsterwald, wenn nicht in ganz Mittelerde. Außerdem wäre es eine Torheit, mitten in der Nacht durch den Düsterwald zu wandern. Ab der Dämmerung konnte man seine eigene Hand nicht mehr vor Augen sehen.
              Während Orlowyn sein Nachtlager fertig machte, trat Lór an seine Seite. Er schien ihm etwas mitteilen zu wollen.
              "Was gibt es denn, Herr Zwerg?", fragte der Schwertmeister freundlich, als er über seine Schulter blickte.
              Der kleine Krieger schien einige Worte zu sammeln, denn er schieg. Dann sprach er: "Als du bewusstlos warst, habe ich dies hier an mich genommen." Mit der Rechten reichte Lór Orlowyn ein silbernes Medaillion. "Ich ahnte, dass es dir viel bedeutet, daher habe ich es an mich genommen. Es hätte bei dem Trubel kaputt gehen können."
              Erschrocken fasste sich der Schwertmeister unter sein Gewand nahe am Hals. Tatsächlich, das Kleinod war nicht mehr da. Warum war ihm das noch nicht aufgefallen? Er hätte sich ohrfeigen können.
              Zögernd nahm Orlowyn die Kette wieder an sich. "Danke", sagte er schließlich. "Du hast das richtige getan. Ich danke dir." Dann wand sich der Elb herum, um sich schweigend schlafen zu legen ...
              Zuletzt geändert von Orlowyn; 16.09.2007, 17:44.

              Kommentar


              • #22
                AW: Fernes Erbe

                Etwas enttäuscht legte sich auch Lór hin. Er hatte sich natürlich etwas mehr erhofft. Während er die Augen schloss, spürte er, wie die Müdigkeit der Reise ihn übermannte. Schnell verlor er jegliches Gefühl, für das was um ihn herum geschah, und dann umschloss ihn die Dunkelheit.

                Als die Gemeinschaft am nächsten Tag aufwachte, stellten sie fest, dass der Tag bereits weit fortgeschritten war. Da dieser Wald in einer ständigen Dunkelheit lag, hatten sie verschlafen, und nun galt es einiges an Zeit aufzuholen. Schnell packten sie zusammen, und zogen weiter. Je weiter sie in den Wald vorstießen, desto dunkler schien er zu werden. Das Blätterdach wurde dichter, und bald sahen sie nur sehr selten Sonnenlicht. Auch Beredor gab mittlerweile die Hoffnung auf, einige Waldelben zu treffen. Nach einiger Zeit vermochten sie nichtmehr zu sagen, wie lange sie bereits marschierten, oder wo sie genau waren. Die Vorräte gingen schnell zur Neige, und Orlowyn opferte seine Ration für die anderen, was ihm bereits eine ungesunde Blässe ins Gesicht einbrachte.

                Eines Abends rasteten sie erneut am Weg. Leagorn hatte ein Feuer entfacht, und Orlowyn, dessen ausgemerkeltes Gesicht im Schein des Feuers nahezu gespenstisch aussah, brütete über einer Karte, die Beredor mit sich getragen hatte. Lór schärfte seine Äxte, und Beredor war fortgegangen, um zu jagen. Doch niemand räumte ihm eine echte Chance ein, in diesem Wald etwas zu erlegen. Plötzlich blickte Lór auf, nahm seine Pfeife aus dem Mund, und starrte auf das Gebüsch vor ihm. Er warf Leagorn und Orlowyn einen kurzen Blick zu, sie schienen nichts zu bemerken, und schaute wieder zu dem Gestrüpp. Blinzelnd starrte er ins Nichts. Er hätte schwören können, dass sich etwas bewegt hatte. Kopfschüttelnd nahm er seine Pfeife auf, und führte seine Arbeit fort. Wieder raschelte es, diesmal links von ihm, und diesmal blickte auch Orlowyn auf. Wachsam sah er sich um. Dann hörten sie es, und alle drei fuhren zusammen. "Was wollt Ihr hier, Fremde?" Die Stimme war eisig, und nichts Lebendiges schien in ihr zu liegen. Orlowyn stand auf. "Ich bin Orlowyn Silberhand, Elb aus Bruchtal.", sprach er zu der Stimme. "Wir kommen ohne kriegerische Absichten." Ein kaltes Lachen erschallte, und es schien als wenn es überall wäre. "Natürlich. Wer schickt Euch? Elrond von Bruchtal?" Die drei hörten, wie Bögen gespannt wurden. Leagorn schätzte sie auf ca fünf oder sechs, und griff nach seinem Bogen. Orlowyn hatte eine Hand an seinem Schwertgriff. Nur Lór saß dort, und begann wieder seine Axt zu schärfen. "Ihr solltet vorsichtig sein mit Euren Taten.", hörten sie wieder aus dem Unterholz. Lór warf Orlowyn und Leagorn einen viel sagenden Blick zu, und sie wussten was er meinte. Menschen!, schoß es Orlowyn durch den Kopf. Wenn dies Elben wären, oder gar Orks, wären sie nichtmehr am Leben. Auch hätte sich ein Trupp von Elben sicher nicht bemerkt gemacht. Noch bevor er diesen Gedanken zu Ende gefasst hatte, traten einige Gestalten aus dem Unterholz. Leagorn behielt Recht. Fünf von ihnen zielten mit Bögen auf sie, drei weitere hielten Langschwerter in Händen. Ihr Anführer trat direkt vor Orlowyn aus dem Gebüsch. Auch er hielt ein Langschwert in Händen, auf seinem Rücken war ein Bogen verstaut. Hellblond fiel ihm das Haar über die Schultern, und sein narbiges Gesicht wurde durch einen grau-braunen Stoppebart unterstrichen. Seine hellgrünen Augen schienen die drei zu durchdringen, als er sie musterte. Wieder stieß er sein kaltes Lachen aus. "Gebt uns alle Wertsachen die ihr besitzt, und eure Leben werden verschont." Er grinste breit, und sah die drei nacheinander wartend an. Seine Männer legten grimmig-entschlossene Mienen auf, um seine Aufforderung zu unterstreichen. Lór stand auf, und verstaute seine Pfeife. Langsam balancierte er die Axt in seiner Hand. Dann fixierte er den Banditen, und hielt seinem Blick stand. "Was ist, wenn wir uns weigern, Freund?" Das letzte Wort betonte er spöttisch. Wieder begann dieser zu grinsen, und deutete auf die Bogenschützen. "Es ist Eure Entscheidung, Herr Zwerg." Gerade wollte Orlowyn einschreiten, als einer der Schützen nach vorne gerissen wurde, und vor Lór's Füßen liegen blieb. Dieser machte überrascht und fluchend einen Schritt zurück. Überrascht drehten sich die Banditen um, als einer nach dem anderen fiel. Ihr Anführer verschwand plötzlich im Unterholz, doch sofort hob Leagorn seinen Bogen, und man hörte wie ihn der Pfeil einholte, und surrend sein Ziel traf. Dann trat Beredor aus dem Busch, seinen Bogen in der Hand. Grinsend ging Lór auf ihn zu. "Warum hat das so lange gedauert?" "Tut mir Leid, ich wurde aufgehalten.", erwiderte dieser, als eine Gruppe von vier Elben aus dem Gebüsch traten. Einer von ihnen trat vor. "Seid gegrüßt, Wanderer. Mein Name ist Legolas, Thranduil's Sohn." Orlowyn verneigte sich hastig, während Leagorn und Lór nur perplex herumstanden. "Habt Dank. Was verleiht uns die Ehre Eures Besuches?", fragte Orlowyn. "Wir waren gerade in der Gegend." Er blickte fragend in die Runde. "Doch mich würde interessieren, warum Ihr hier seid?"
                Zuletzt geändert von urre; 17.09.2007, 22:54.
                Gandalf? Yes... that was what they used to call me. Gandalf the Gray. That was my name. I am Gandalf the White. And I come back to you now - at the turn of the tide.

                Kommentar


                • #23
                  AW: Fernes Erbe

                  Beredor räusperte sich. "Nun, wir sind auf der Suche nach einem... Verwandten von mir." Er blickte flüchtig in die Runde. "Wie meint Ihr das?", fragte der Elb verwirrt. Lór schüttelte den Kopf, und sagte: "Lasst gut sein Herr Elb. Das sollten wir wahrlich nicht hier draußen besprechen." Legoals nickte verständnisvoll. "Lasst uns gehen, es ist ein Fußmarsch von drei Tagen."

                  Endlich tauchte der große Berg vor ihnen auf. Wie ein steinerner Riese ragte er zwischen den Bäumen hervor. Dank Legolas konnten sie jegliche Wachen passieren. Dunkle Gänge waren in den Fels geschlagen. Roher als zwergische Kunst, doch immernoch nicht schlecht, stellte Lór fest. Die Wände wurden durch Fackeln erleuchtet, und die Gänge schienen wie leergefegt. "Ist niemand hier?", erlaubte sich Leagorn die Frage. Legolas sah bekümmert aus. "Wir waren nie viele, doch seit einiger Zeit machen uns Banditen, Ostline und Orks aus den Bergen stark zu schaffen." Plötzlich hatte Lór das Bild der großen Schlacht vor Augen. Elben, Nordmenschen und Zwerge hatten unter großen Verlusten den Sieg errungen. Schließlich erreichten sie die große Halle. Auch sie war nur grob gehauen, doch ihre Ausmaße verschlug ihnen den Atem. Selbst Lór schien erstaunt. Auf einem großen steinernen Thron saß er. Thranduil, Oropher's Sohn. Er stand auf, als sie näher traten. "Grüße, Orlowyn aus Bruchtal.", sagte er langsam. Dieser war erstaunt. "W-oher kennt Ihr mich?" Dieser warf ihm einen mysteriösen Blick zu. "Nun, es soll nicht heißen dass ich zu unseren Brüdern und Schwestern im Westen keinen Kontakt habe. Ich habe gehört was in Bruchtal geschehen ist." Er wandte sich dem Zwerg zu. "Und Ihr? Der Verstoßene, der Verbannte. Lór, Laîn's Sohn." Ein Schmunzeln stahl sich für einen Augenblick auf sein Gesicht. "Ihr habt Glück, dass mein Volk Euch so manches verdankt, ansonsten wärt Ihr nichteinmal an unser Tor gelangt.", sagte er weniger freundlich. Lór ignorierte dies. "Habt Dank, Thranduil, oh Herr der Waldelben." Er verbeugte sich tief, und grinste. "Und was haben wir hier? Zwei Menschen. Ich kenne dich, Beredor, Wandor's Sohn. Dein Vater war hier stehts willkommen." Der Mensch verbeugte sich knapp. Leagorn trat als letzter vor. "Seid gegrüßt, Herr Thranduil. Mein Name ist Leagorn, Waldläufer aus Gondor." Er sank auf die Knie und wartete ab. Der Elb setzte sich, schmunzelnd erklärte er: "Ich bin kein König, junger Gondorianer. Nur ein Abkömmling edlen Blutes. Die wahren Könige sind seit vielen Zeitaltern tot. Es sind nur wenige geblieben." Überrascht stand Leagorn auf. "Doch nun zur Sache. Was wünscht ihr in meiner Halle?" Beredor trat erneut vor. "Wir sind auf der Suche nach einem... Familienmitglied von mir." Der Elbenherrscher wirkte überrascht. "Es ist kein Mensch, wie Ihr vielleicht denkt.", erklärte er weiter. "Mein Vater lebte viele Jahre hier, und Elrond von Bruchtal sagte mir, dass er mit einer Elbin zusammenlebte, und Kinder hatte." Erwartungsvoll sah er den Elbenfürsten an. Dieser schien für einen Moment in Gedanken versunken. Legoals schaltete sich ein: "Ich weiß von wem er spricht, adar." Thranduil sah auf. "Sie lebt abgeschieden. Und sie hat einen Sohn. Ich wusste nicht, dass er Halbelb ist...", fügte er verwundert hinzu. Der Elbenherrscher nickte seinem Sohn zu. "Dann ist das geklärt. Mein Sohn wird euch zu ihr bringen. Lebt wohl." Lór hob die Hand. "Entschuldigt, aber können wir uns eventuell kurz... beraten?", fragte er. Großzügig nickte der Elb. Die Gruppe zog sich in eine Ecke der Halle zurück.

                  "Was hast du vor, Lór?!", fragte Orlowyn. Beredor ahnte worum es sich handelte. "Also, hier kommt das Ende.", sagte er, als Lór gerade ansetzte. Dieser nickte schließlich. "Wir wissen es alle. Beredor hat seinen Bruder gefunden. Was nun?" Orlowyn zuckte mit den Schultern. "Ich denke ich werde zurück nach Bruchtal gehen. Ich denke das Beredor hier bleibt?" Der Mensch nickte. Lór räusperte sich. "Nun, Freunde. Es sieht so als wäre dies das Ende. Ich werde zum Erebor reisen. "Leagorn machte große Augen. "Ich dachte deine Familie hat dich verstoßen." Der Zwerg brummte etwas in seinen Bart, dann sagte er: "Mein Bruder ist tot. Sein Wort hat keine Bedeutung mehr in den Hallen meines Clans." Stille breitete sich aus. "Ich komme mit dir, Freund.", sagte Orlowyn plötzlich, und legte Lór eine Hand auf die Schulter. Leagorn seufzte. "Ich wünschte ich könnte euch begleiten, und die Heimat der Zwerge mit eigenen Augen sehen, aber ich fürchte es ist mir vergönnt. Man wird mich in Gondor bereits vermissen." Sie kehrten zu Thranduil zurück. Legolas war verschwunden. Sie teilten ihm ihre Pläne mit, und er willigte ein, sie für die Reise auszurüsten.
                  Zusammen verließen sie die Halle, um eine Schenke oder etwas in der Art zu suchen.

                  Am nächsten Morgen standen die vier Gefährten bereits am großen Tor, als die Sonne aufging. Der Wald lag friedlich vor ihnen. Am Horizont zeichntete sich der Umriss des Erebor ab. "Hm, also war es das.", sagte Orlowyn schließlich, als sie eine Weile still nebeneinander standen. "Es war mir eine Ehre, mit euch auf Reise zu gehen." Er ließ den Blick zwischen den Menschen schweifen. Leagorn nickte. "Macht es gut, Freunde. Vielleicht sehen wir uns irgendwann wieder." Er zwinkerte ihnen zu, dann machte er sich auf. Langsam verschwand er im Wald, kurz bevor er außer Sicht geriet, winkte er, dann wurde er von der Dunkelheit verschluckt. Nun regte sich auch Beredor. "Viel... Glück.", sagte er. Lór grinste ihn an. "Was ist los, Großer? Nicht traurig sein. Wir kommen dich sicher mal besuchen.", lachte er. Beredor grinste zurück. "Lasst euch nicht von den bösen Zwergen ärgern." Orlowyn checkte seine Ausrüstung durch. "Ich denke das hat er gehört.", sagte er beiläufig. "Mach es gut, Beredor. Ich hoffe du findest hier was du gesucht hast." Trauer schwang in seiner Stimme mit. Er schien keinen Hehl aus seinen Gefühlen zu machen. "Leb wohl." Orlowyn und Lór wandten sich zum gehen. Noch von weitem sahen sie den großen Menschen winken. Dann betraten sie den Wald, und die Dunkelheit des Düsterwaldes umfing sie. "Auf gehts!", sagte Lór zu Orlowyn. "Habe ich dir eigentlich schon von meiner Heimat erzählt?!", fragte er. Der Elb stöhnte. Das würde eine lange Reise werden. "Du wirst es aber kaum glauben..." Ihre Stimmen wurden immer leise als sie tiefer in den Wald eindrangen.
                  Zuletzt geändert von urre; 03.10.2007, 12:54.
                  Gandalf? Yes... that was what they used to call me. Gandalf the Gray. That was my name. I am Gandalf the White. And I come back to you now - at the turn of the tide.

                  Kommentar


                  • #24
                    AW: Fernes Erbe

                    Leise raschelte das Laub unter den Füßen des ungleichen Duos. Langsam lichtete sich der Dunkelwald vor ihren Augen. Die Umgebung um sie herum wurde lebhafter, heller. Die Vögel stimmten wieder ihr tägliches Morgenlied an, während um sie herum der Wald wieder zum Leben erwachte. Thranduils Reich wurde hinter sich gelassen, denn Elb und Zwerg strebten dem Erebor entgegen.
                    Vor wenigen Stunden noch hatten sie ihr Nachtlager abgebrochen. Der Proviant verging schnell, denn sie hatten nicht viel mit sich genommen. Nur das Nötigste, um sich nicht mit mehr zu belasten als wichtig wäre.
                    Lór schien es eilig zu haben. Am gestrigen Tage hatte er in einer fast endlosen Erzählung sein Heimatland gepriesen. Wie eindrucksvoll die aus dem Stein gehauenen Türme doch sein, wie gut das zwergische Bier schmecke und wie hübsch die Zwergenweiber doch sein würden. Dabei hatte Orlowyn immer gelesen, dass es nicht viele weibliche Exemplare der kleinen Rasse geben sollte. Vielleicht kamen sie auch nie aus ihren Höhlen und Festungen heraus? Voder sie hatten einfach nie Zeit, eine große Reise durch Mittelerde zu machen. Wer wusste das schon? Vemutlich war das alles nur Aberglaube. Wie sonst hätten die Zwerge so viele Generationen überstehen können, ohne auszusterben? Der Schwertmeister beschloss, nicht weiter auf das Thema ein zu gehen.
                    Nachdem Lórs begeisterter Vortrag geendet hatte, war es auch schon Nacht geworden. Das Dou hatte ihr Lager aufgeschlagen und war früh zu Bett gegangen, um am nächsten Tag mehr Strecke hinter sich bringen zu können.

                    Da wanderten sie nun. Seite an Seite erkannten sie nun, wie sich der Düsterwald nach und nach vor ihnen lichtete. Fast schon hatten sie das Reich der Elben verlassen.
                    Nach wenigen Stunden führte ihr Pfad sie neben dem Strom Eilend her. Sie folgten dem Fluss. Dabei erzählten Zwerg und Elb sich die sonderlichsten Geschichten aus ihren langen Leben. Mal tragisch, mal abenteuerlich war es ein unterhaltsamer Zeitvertreib für eine solch große Reise wie diese.

                    Mir braucht niemand sagen, dass das ein viel zu kurzer und schlechter Post ist. Aber ich hab urre schon gewarnt. Stinknormale Reisen zu schreiben ist eben nichts für mich^^ der nächste wird besser, versprochen.

                    Kommentar


                    • #25
                      AW: Fernes Erbe

                      Je weiter sie gen Norden vorstießen, desto kälter wurde es. Auf Lór's Rat hatten sie die Stadt Esgaroth umgangen, und waren direkt weiterzogen. Wenn man der Geschichte des Zwerges Glauben schenken durfte, waren die Menschen seit einiger Zeit sonderbarer, und nichtmehr so gut auf Fremde zu sprechen wie Jahre zuvor, als reger Handel mit den Zwergen geführt wurde. Also zogen sie weiter, und bald war die Straße nach Norden umsäumt von riesigen schneebedeckten Ebenen. Nichts was größer wurde als ein Strauch schien hier zu wachsen.

                      Am vierzehnten Tag ihrer Reise erreichten sie schließlich den einsamen Berg. Orlowyn fiel unweigerlich die Kinnlade herunter, als sie durch das große Tor traten. Lór grinste über das Erstaunen seines Begleiters. Um sie herum wuselten viele seines Volkes, regen Geschäften nachgehend. Der Anblick seiner Heimat schien alte Erinnerungen hervorzubringen, Orlowyn glaubte einen Moment Tränen in seinen Augen zu entdecken, doch sicher war er nicht. Jedoch führte ihn Lór bestimmt und sicher durch das Gewirr von Gassen. Immer tiefer führte er ihn in den Berg, bis sie vor einem etwas größeren Tor standen. Der Zwerg wirkte nervös, und sah den Elben vielsagend an. Dann klopfte er. Innerhalb von Sekundenbruchteilen öffnete sich eine Tür. Ein untersetzter alter Zwerg trat heraus, und musterte die beiden. "Was wollt ihr?", fragte er knapp, als er Orlowyn musterte. Lór räusperte sich. "Sag deinem Clanlord, dass ein vermisstes Familienmitglied heimkehrt.", sagte er, gespannt, wie sein Gegenüber reagieren würde. Der Alte kniff die Augen zusammen, schien zu überlegen. "Wer seid Ihr?", fragte er langsam, und starrte Lór an. Dann weiteten sich seine Augen, und er rief: "Wie kann das sein?! Ihr seid Lór, Laîn's Sohn!" Der Angesprochene lächelte, und nickte. "Zurückgekehrt von den Verdammten. Ich hörte vom Schicksal meines Bruders. Nun bin ich hier, um die Gnade seines Nachfolgers zu erbitten."
                      Der wachende Zwerg machte eine sorgenvolle Miene. "Ich wünsche Euch viel Glück, Laîn's Sohn. Ich fürchte er eifert seinem Vater sehr stark nach..." Mit diesen Worten ließ er sie passieren, obwohl er dem Elb einen misstrauischen Blick zuwarf. Orlowyn hatte kein Wort verstanden, obwohl sie in der Gemeinsprache gesprochen hatten. Lór würde ihm später alles erklären müssen. Durch lange, mit kunstvollen Teppichen und Waffen staffierte Gänge führte Lór sie, bis sie schließlich vor einem weiteren Tor standen. Der Zwerg blieb stehen. Genau diese Szene hatte er damals bereits erlebt. Bei der Versammlung, auf der damals der neue Clanführer bestimmt wurde, hatte sich sein Bruder durchgesetzt, indem er ihn beschuldigt hatte, seinen Vater im Kampf gegen den Feind im Stich gelassen zu haben. Dafür wurde er verbannt. Er seufzte, und stieß das Tor auf. Drinnen saßen einige Zwerge an schweren Holzbänken. Am anderen Ende des Saales erhob sich ein Podium, auf dem ein schwerer steinerner Thron stand, flankiert von zwei kleineren hölzernen Versionen. Dort oben saß ein junger Zwerg, um die 50 Jahre. Die goldbesetzte Rüstung des Oberhaupts schien ihm zu groß. Lór lief mitten in den Raum, worauf das Gemurmel der Anwesenden verstumme. Orlowyn blieb unsicher in der Tür stehen. Schließlich kam der Zwerg vor dem Podium zum stehen, und kniete nieder. Der Junge stand auf. "Was wünscht Ihr in meinen Hallen, Fremder. Und wer seid Ihr?" Lór erhob sich wieder, und begann: "Mein Name ist Lór, mein Herr. Laîn's Sohn." Sofort brach Gemurmel aus, alle starrten den Neuankömmling an. "Ich komme, um Gnade zu erbitten." Er neigte den Kopf leicht, um seine Demut zu zeigen. Der junge Clanlord kam ein paar Schritte auf ihn zu. "Ihr seid Lór, der Verbannte? Derjenige der meinen Großvater sterben ließ, und von meinem Vater verbannt wurde?", fragte er. Verwunderung und auch Spott waren deutlich herauszuhören. "Ich hätte nicht gedacht, dass Ihr nocheinmal den Mut zeigt, Euch in den Hallen Eurer Väter blicken zu lassen, Onkel." Beim letzten Wort fuhr ein Stich in Lór's Herz. Doch er nickte. "Wisset, ich kann Euch nicht vergeben. Eure Schuld könnt Ihr nicht abtragen.", sagte er kalt. "Nehmt was von Eurem Leben was übrig geblieben ist und geht. Mein Vater hätte Euch bereits mit eigenen Händen getötet für diesen Frevel." Seine Hand klammerte sich an den Griff seiner Axt. Zorn schwang in seiner Rede mit. Lór sah auf. Traurig sah er seinen Neffen an. "Dann lässt du mir keine Wahl." Mit gehobenen Brauen warte der junge Zwerg ab. "Hiermit fordere ich dich, Truin, Lardin's Sohn, zum Duell.", spuckte Lór die Worte aus für einen Moment . schien sich nichts zu regen, dann fiel Truin in lautes Gelächter. "Ist das Euer Ernst, alter Mann?" Sein Gegenüber nickte grimmig. "Wie Ihr gesagt habt, mein altes Leben ist nichts mehr wert, ich habe nichts zu verlieren." Für einen Moment dachte er Angst in den Augen des Herausgeforderten zu erkennen, doch er war sich nicht sicher. "Wie Ihr wünscht. Es ist Euer gutes Recht. Sagen wir in zwei Tagen vor den Toren der Stadt, zur vierten Stunde?" Lór nickte nur. Plötzlich stand Orlowyn hinter Lór, und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Überrascht drehte sich der Zwerg um, und sah den Elben dankend an. "Wer ist dieser Elb überhaupt?", wollte Truin wissen. Bevor Lór antworten konnte, sagte Orlowyn:"Mein Name ist Orlowyn Silberhand. Ich bin ein Elb aus Bruchtal, und begleite meinen Freund." Truin musterte ihn erneut. "Nungut. Ihr werdet ein Quatier bis zum Kampf bekommen, sowie Zugang zu den Trainingsräumen und Waffenkammern. Niemand soll sagen Ihr hättet keine Chance gehabt Euch vorzubereiten. Nun geht, bitte. Ihr stört die Versammlung." Lór verbeugte sich kurz, und die beiden verließen den Saal. Es wurde getuschelt, und er hörte viele seinen Namen sagen. Dann standen sie draußen, wo ein Zwerg bereits auf sie wartete, um sie zu ihren Quatieren zu bringen.
                      Gandalf? Yes... that was what they used to call me. Gandalf the Gray. That was my name. I am Gandalf the White. And I come back to you now - at the turn of the tide.

                      Kommentar


                      • #26
                        AW: Fernes Erbe

                        "Es war die richtige Entscheidung." Pfeifend schlug die Klinge des Schwertmeisters auf den Oberarm der Holzpuppe nieder. "Es ist dein gutes Recht, den Thron zurück zu fordern." Die Waffe zog einen Halbkreis und prallte mit der flachen Seite auf auf die Schläfe des leblosen Gesichtes. "Ich wünsche dir viel Glück für das Duell morgen. Du solltest dich bis dahin aufwärmen und fleißig üben." Ein eine kurze Finte, dann folgte ein Hieb auf den Hals. Das Kinn der Holzpuppe splitterte. Anschließend wanderte Orlowyns Waffe zurück in die Scheide, während sich der Elb zu seinem Kameraden herum wandte. "Wie läuft's?"
                        Lór stemmte die Arme in die Hüften und ließ ein erschöpftes Pfeifen erklingen. An seiner Hüfte lehnten seine beiden kurzstieligen Äxte. "Ich fühle mich frischer denn je. Nur der Gedanke, an meinen eigenen Neffen anzutreten bereitet mir Unbehagen. Unsere erste Begegnung war ohnehin schon sehr feindselig. Dann umklammerten die Hände des Zwerges erneut dessen Waffen und er übte weiter. Der kleine Krieger könnte sich keine Pause, was ihm Orlowyns Respekt einbrachte. Denn dieser hatte noch nie jemanden mit solch einer Inbrunst trainieren sehen.
                        Das Duo befand sich im Keller ihres Mietshauses, welches der junge Clanlord ihnen zur Verfügung gestellt hatte. Nachdem sie eine ruhige Nacht im oberen Geschoss verbracht hatten, waren sie bereits zur frühen Stunde aufgestanden, um im Übungsraum zu exerzieren.
                        Mitten in einer Drehung ließ Lór seine Äxte sinken und lenkte seine Aufmerksamkeit auf den Elben. "Du erinnerst dich noch an unseren kleinen Kampf im Bruchtal?", wollte er grinsend wissen.
                        Überrascht blickte Orlowyn auf. "Natürlich, wie könnte ich den vergessen?
                        "Wie wäre es mit einer kleinen Revanche?"
                        Diesmal zeigte auch das Gesicht des Schwertmeisters ein Lächeln, jedoch eher eins zynischer Art. "Du willst mich wohl wieder besiegen, habe ich Recht?"
                        "Nun sei nicht gleich beleidigt, Herr Elb! Du hast eine gute Chance zu gewinnen. Vielleicht warst du das letzte Mal einfach ... abgelenkt." Lór setzte eine bittende Miene auf.
                        Seufzend erhob sich Orlowyn von seinem Stuhl und ging zu dem mit Sand ausgelegten Arena zu ihrer Rechten. "Wenn es euer Wunsch ist", raunte er gleichgültig.
                        Nun schien Lórs Gesicht vor Freude zu strahlen. Beide Waffen in den Händen platzierte sich der Zwerg vor seinen Freund, welcher ebenfalls seine zwei Schwerter gezückt hatte. Das Duo prüfte ihren festen Stand. Dann folgte ein stilles Warten.
                        Einige Augenblicke bohrten sich die beiden Augenpaare buchstäblich ineinander. Plötzlich machte der Zwerg einen Schritt nach vorn, die kurzstieligen Äxte schlugen wie zwei bissige Schlangen nach vorn. Zwei mal erklang ein Klirren, denn Orlowyn schlug den Angriff mühselig zur Seite.
                        Dann rannten sie aufeinander zu, nur kurz, denn ihre Klingen verkeilten sich augenblicklich ineinander. Ein kleines Kräftemessen folgte, bis sich der kleine Krieger unter Orlowyns Streich hinweg duckte. Dieser nahm etwas abstand von seinem Gegner, um sich neu zu sammeln. Nun waren es seine beiden Schwerter, die durch die Luft wirbelten. Wie zwei rotierende Windmühlen beschrieben sie vor der Brust des Elben immer wieder eine liegende Acht. In dieser Bewegung kam er Lór näher und näher, bis dieser zurück weichen musste. Dann stieß die Rechte des Schwertmeisters vor. Die flache Seite des Schwertes wurde kurz vor dem Oberarm des Zwerges pariert. Dieser stieß Orlowyns Waffe zurück, um einen Konter zu starten. Von unten nach oben ließ er beide Äxte auf die Hüfte des Elben zu fliegen. Doch er hatte wohl einen Block erwartet, denn als sich Orlowyn mit einem Ausfallschritt aus der Gefahrenzone beförderte, stolperte Lór -vom Schwung des Hiebes mitgerissen- nach vorn. Sofort war der Elb neben ihm und half der Sache ein wenig nach. Wenig später landete der Zwerg mit dem Gesicht zuerst im Sand. Instinktiv schaffte er es jedoch, sich zur Seite zu rollen. Doch als Lór auf dem Rücken lag, schossen zwei elbische Schwerter dicht links und rechts von seinem Kopf in den Boden.

                        Eine Stunde später saß das Duo an einem brennenden Kamin in der oberen Stube und entspannten ihre schmerzenden Glieder.
                        "Das war ein guter Kampf", gab Lór zu. "Einzigstes Problem war, dass ich verloren habe." Die beiden lachten ausgelassen.
                        "Darf ich dir einen Tipp geben?, fragte Orlowyn. Er erntete ein neugieriges Nicken seines Gegenübers. "Du solltest deine Umgebung mehr nutzen. Es hört sich zwar nicht nach zwergischer Technik an, aber sei einfach ein wenig ... mobiler. Weiche aus oder mache mehrere kleine Schläge, anstatt mit einem großen die ganze Deckung aufzugeben. Im Kampf gegen einen anderen Zwerg verschafft dir dies vielleicht manch einen Vorteil."
                        Zuletzt geändert von Orlowyn; 07.10.2007, 18:49.

                        Kommentar


                        • #27
                          AW: Fernes Erbe

                          Am dritten Tag standen sie erneut in aller Frühe auf. Angespannt sah Lór aus dem Fenster. Die Sonne bahnte sich bereits ihren Weg über den Horizont. Als er aus seinem Quatier trat, wartete Orlowyn bereits auf ihn. Er ging kurz sicher, ob seine Rüstung saß, dann nickte er dem Elben zu, und sie machten sich auf den Weg. Es schien ein Tag wie jeder andere zu sein. Zwerge drängten sich durch die Gänge des Erebor, ihren täglichen Geschäften nachgehend. Schließlich traten sie aus dem Tor. Schweigend standen sie dort, und starrten der Sonne entgegen. Schließlich räusperte sich Lór, und wandte sich seinem Freund zu. "Weißt du, ich muss dir danken. Du warst der einzige der geglaubt hat das ich es schaffen kann.
                          Vermutlich verdient ein alter seniler Zwerg wie ich deine Freundschaft nicht, aber ich danke dir dass du mir beistehst."
                          , sagte er unsicher. Orlowyn's Blick wanderte über die weiten Ebenen unter ihnen und den Saum des Düsterwaldes. "So ein Abenteuer lasse ich mir doch nicht entgehen!", sagte er lachen, doch bald hörte er auf. Er merkte, dass es aufgesetzt klang. Lór grinste nur in sich hinein, und sie gingen weiter.
                          Der Zwerg ahnte was in seinem elbischen Freund vorging. Schließlich erreichten sie den vereinbarten Ort.
                          Man sah Lór seine Nervosität deutlich an, als er Truin ihm in seiner silbrig glänzenden Rüstung gegenüber stand. Er selbst trug nur sein Kettenhemd sowie sein Fellwams. Orlowyn stand an der Seite, und sah zu. Schließlich zogen beide Kontrahenten ihre Waffen. "Truin, Lardin's Sohn. Hiermit fordere ich Euch zum Duell, und um die Herrschaft über den Clan der Steinfäuste. Nehmt Ihr die Herausforderung an?", fragte Lór feierlich. Truin lachte auf. "Du kannst dir nicht vorstellen, wie lange ich auf diesen Tag gewartet habe.
                          Ich werde meinem Großvater alle Ehre machen."
                          , spottete er seinem Onkel. Lór konnte sich eines Grinsens nicht verwehren. Das hatte er vermisst. "Warte ab, bis ich dir das dreckige Lachen aus dem Gesicht schneide!", erwiderte er, und begann den Kampf.

                          Er stürzte nach vorne, und schlug mit einer seiner Äxte nach dem Kopf seines Neffen. Dieser hob geistesgegenwärtig den Schild, und machte einen Schritt zurück. Doch sofort stand Lór vor ihm, und ließ eine Reihe von Schlägen auf ihn niederfahren. Dabei prügelte er sich dermaßen in Rage, dass er seine Deckung vernachlässigte.
                          Plötzlich wurde der Schild zurückgezogen, und der gezackte Streitkolben Truin's fuhr auf ihn hernieder. Mühevoll blockierte er die Waffe mit seinen Äxten, und stieß ihn ein Stück von sich weg. Abschätzend standen sie sich gegenüber, bis diesmal Truin die Initiative ergriff, und versuchte, Lór einen Schlag mit seinem Schild zu verpassen. Dieser machte einen Schritt zur Seite, und stellte für einen Moment erstaunt fest, dass Orlowyns Tipp erstklassig funktionierte. Völlig ungeschützt stand Truin neben ihm. Doch, immernoch vollkommen verblüfft, ließ Lór die Chance verstreichen. Leise fluchend hob der junge Clanlord seinen Schild gegen ihn, und schien keine Anstalten zu machen, ihn zu attackieren. Dann, für Lór überraschend, sprang er hinter seiner Deckung hervor.
                          Sein Streitkolben beschrieb einen hohen Bogen, und rechtzeitig erkannte Lór, dass dieser Bogen an seinem Kopf enden würde.
                          Er kreuzte die Äxte, und blockte die Waffe vor seiner Stirn, um Truin mit einer ruckartigen Bewegung zu entwaffnen. Die Waffe flog ihn einem hohen Bogen davon. Lór grinste. Nun hatte er ihn da, wo er ihn brauchte. Unbeeindruckt zog Truin eine Streitaxt aus dem Gürtel, und hob den Schild. Herausfordernd sah er Lór über den Rand seines Schutzes an. Grummelnd trat er näher. Mit einem großen Schritt stand er direkt vor ihm, und deckte ihn mit Schlägen ein. Orlowyn, der am Rand stand, schmunzelte.
                          Dieser Trick hatte bei ihm schon bei ihrem ersten Trainingskampf funktioniert. Der Schild erwieß sich auf diese Distanz als äußerst hinderlich, deshalb stieß Truin Lór damit davon, und ließ ihn zu Boden fallen, um seine Axt beidhändig zu greifen. Wieder stürmte Lór vor. Der Kampfrausch packte ihn, und mit fließenden Bewegungen stieß er immer wieder nach dem Kopf des Gegners. Orlowyn stutzte.
                          Lór's Kampfweise hatte er noch nie derartig betrachtet. Es sah beinahe aus wie ein Tanz. Jede Bewegung schien einstudiert, und ohne Pause ließ der Zwerg seine Schläge niederprasseln. Truin geriet sichtlich ins Schwitzen, doch er schafte es gerade noch die Schläge zu blocken. Doch immer weiter trieb ihn Lór vor sich hin. Immer weiter prügelte er auf ihn ein, bis ein stechender Schmerz in seinem Arm auftrat. Fassungslos sah er an sich hinab.
                          Geistesgegenwärtig hatte Truin seine fehlende Deckung genutzt, und seine Axt tief in seinen Arm versenkt. Augenblicklich ließ er die Axt fallen. Auch Truin ging wieder auf Abstand, ein gewinnendes Lachen im Gesicht. Mit einem Schrei warf sich Lór mit seinem ganzen Gewicht nach vorne, und stieß mit seinen verblieben Axt nach Truin. Locker blockte er die Axt, und stieß Lór vor die Brust. Überrascht wurde dieser nach hinten gerissen, und verlor die zweite Axt.
                          Fluchend versuchte er sich aufzurichten, doch Truin setzte ihm einen Stiefel auf die Brust. Mit erhobener Axt stand er über ihm. Schnaufend lag Lór unter ihm. Blutverschmiert starrte er seinen Kontrahenten an, und wartete auf den vernichtenden Schlag. Blitzschnell wurde der Fuß weggezogen, und die Axt sauste nieder. Auf diesen Moment hatte Lór gewartet. Sich zur Seite rollend, packte er seine Axt, und sprang auf die Beine.
                          Mit einem Ruck riss Truin seine Axt aus dem Boden, und drehte sich zu ihm. Sofort gingen sie wieder auf einander los. Schlag um Schlag prallte aufeinander, und immer schneller prallte Stahl auf Stahl. Lór sah die Attack nichteinmal mehr kommen. Truin machte einen Schritt zurück, um dem Schlaghagel auszuweichen, und als er erneut vorstieß, bohrte sich der Sporn seiner Axt in Lór's Brust.
                          Fassunglos sank dieser auf die Knie. Mit einem Ruck zog Truin die Axt aus seinem Körper, und holte zum Schlag aus. Mit letzter Kraft hob Lór die Axt, und parierte den Schlag halbherzig. Er hatte viel Blut verloren, und plötzlich fühlte er sich müde. Wankend kam er noch einmal auf die Beine. Sein Blick verschwamm immer wieder, doch er fixierte den Gegner. Selbstsicher griff Truin erneut an. Mit letzter Kraft machte Lór einen Schritt zur Seite.
                          Die Umstehenden schienen die Luft anzuhalten. Wieder stand er neben seinem völlig ungedeckten Gegner. Diesmal stieß er zu. Kraftlos schlug er zu, die Schwerkraft erledigte den Rest. Dumpf traf die Axt den Hals Truin's, der nach vorne stolperte. Knackend bohrte sich der Stahl durch Fleisch und Knochen, bis sein lebloser Körper zu Boden ging. Für einen Moment stand Lór einfach nur da. Die Zeit schien stehen geblieben zu sein, und jegliche Geräusche wurden ausgeblendet. Gebannt starrte er auf sein Werk. Ihn durchzuckte eine Welle kalten Schauders, dann umhüllte ihn Dunkelheit, und bevor er aufschlug war er weggetreten.
                          Zuletzt geändert von urre; 07.10.2007, 22:13. Grund: Orlowyn hat sich beschwert das Absätze fehlen -_- *grummel*
                          Gandalf? Yes... that was what they used to call me. Gandalf the Gray. That was my name. I am Gandalf the White. And I come back to you now - at the turn of the tide.

                          Kommentar


                          • #28
                            AW: Fernes Erbe

                            Man konnte sich nichtsonderlich leicht in die Rolle eines Zwerges hinein versetzen - vorallem nicht, wenn man ein Elb war, so wie Orlowyn. So konnte dieser auch nicht nachempfinden, was sich Lór nun denken würde.
                            Müde blinzelnd öffnete der kleine Krieger die Augen, um sie gleich darauf wieder zu schließen. Grell schien ihm ein Lichtstrahl aus dem Dachfenster genau ins Gesicht. Stöhnend wand er sich auf seinem Bett. Er lag nur dort, seine Glieder schmerzten höllisch. Ihm war klar, was passiert war. Truin hatte ihn am gestrigen Tage schwer verletzt, doch das Risiko hatte sich gelohnt. Lór hat seine Rechnung beglichen.
                            Vorsichtig wagte der Zwerg einen zweiten Versuch. Diesmal nahm die Umwelt deutlichere Kunturen an. Alles schien doppelt und dreifach zu existieren, manche Möbel tanzten im Zimmer wie zwei Elflein in einem kühlen Sommerabend. Benommen den Kopf schüttelnd zwang er sich zur Vernunft. Mit einem Mal fügte sich alles zu einem realen Bild zusammen. Das Störenste daran war, dass Orlowyns Gesicht den Großteil seiner Sichtweite in Anspruch nahm. Was für ein egoistischer Elb ...
                            "Er kommt zu sich", hörte man den Schwertmeister raunen, das Glück in seiner Stimme war mehr als merklich. Ob ihn die anderen im Raum verstanden, war ihm gleich.
                            Mit zitterndem Oberkörper versuchte Lór sich aufzurichten. "Wo ... was ist ... wo bin..." - doch der Elb drückte ihn behutsam zurück auf sein Lager.
                            "Bleib liegen. Du hast viel Blut verloren. Du kannst von einer Eingebung der Götter reden, dass du nicht schon lange von uns gegangen bist." Ein Lächeln nahm den Worten ihre Schärfe. Orlowyn war mehr als Glücklich, dass sein Freund es geschafft hatte. Dabei sah es anfangs so schlecht für ihn aus. Gleich einem Aufseher hatte der Schwertmeister darüber gewacht, dass die Heiler nicht fuschten. Wer konnte wissen, ob es nicht auch unter den zwergischen Ärzten Neider gab, die Lór, den angeblichen Verräter, an den Kragen wollten?
                            Die beiden Barbiere wechselten ein paar Worte in ihrer Muttersprache, dann verließen zwei von ihnen das Zimmer. Mit seinen geringen Kenntissen in der Zwergensprache hatte Orlowyn einige Bruchstücke heraus gehört. Und die Worte passten sehr zu den verächtlichen Blicken, die sie ihm mehrmals zugeworfen haben. "Elbenpack", hatte der eine geraunt ...
                            Der Schwertmeister lehnte sich wieder über das Bett, um sich um Lór zu kümmern. Hinter ihm legte einer der verbliebenen Heiler einen neuen Verbandsstreifen zurecht. Der alte hatte sich mittlerweile mit Blut vollgesogen und hing schlaff vom Oberarm des kleinen Kriegers hinab. Doch dies war die kleinere Sorge. Viel eher beunruhigte sie die fast schon riesige Wunde in Lórs Brust. Sie war einen Handbreit groß und fast so tief wie der kleine Finger eines Menschen. Man konnte von Glück reden, dass keine Organe getroffen worden waren. Dort mussten die Ärzte nähen, ganze zwei Sonnenläufe lang hatten sie dafür benötigt. Nun, da der Zwerg bei Bewusstsein war, hieß es, ihn ruhig zu halten - die Schmerzen mussten höllisch sein.
                            Wie auf's Stichwort bäumte sich der Verletzte neben dem Elb auf, die Augen waren vor Schmerz geweitet. Ein markerschütternder Schrei hallte durch das steinerne Hospital. An einer Wand bröckelten sogar ein Teil des Mosaiks zu Boden.
                            Wild keuchend sank Lór wieder zurück in sein Kissen. Sein ganzer Körper war verkrampft, sodass sich die Muskelstränge des Zwerges überall von den Gliedern abhob. Es war ein schreckliches Bild.
                            Gerade wollte Orlowyn seinem Freund bei stehen, da berührte etwas Nasses seinen Oberarm. Der verbliebene Heilkundige reichte ihm einen feuchten Lappen, dann sagte er etwas auf zwergisch. "... auf Nase ... Mund ..." Mehr verstand der Schwertmeister nicht, doch es genügte schon.
                            Barsch riss er seinem Gegenüber den Lappen aus der Hand und drückte ihn auf das Gesicht des Verwundeten. Augenblicke später endete das Schauspiel. Lór kam zur Ruhe, bis er schließlich einschlief.
                            Das würden sie nun immer so machen, wenn der Patient aufwachte, dachte Orlowyn. Solang die Wunden noch offen waren, konnte man es Lór einfach nicht zutrauen, mit den Schmerzen fertig zu werden.
                            Erneut erklangen einige Worte in der fremden Sprache. Als nächstes schwor sich der Elb, ordentlich Zwergisch zu lernen, nachdem das hier durchgestand war.

                            Kommentar


                            • #29
                              AW: Fernes Erbe

                              Orlowyn war am Ende seiner Kräfte. Seit Wochen tat er nichts, außer neben dem verletzten Zwerg zu wachen, und ihn alle paar Stunden zurück in den Schlaf zu schicken, wenn er aufwachte. Schließlich stand er resigniert auf. In diesem Zustand war er seinem Freund keine Hilfe. Ein zwergischer Heiler in einem Kittel betrat den Raum. Hilflos stand Orlowyn da. Er gähnte und zeigte auf sich, dann zur Tür. Der Zwerg folgte seiner Bewegung mit dem Kopf, und nickte. Der Elb lächelte ihn schwach an, und verließ den Raum. Hastig sah er sich noch einmal um. Lór schlief tief und fest, während der Heiler neue Verbände anlegte. Mühevoll schleppte er sich auf die Straße und drängte sich durch das geschäftige Treiben. Plötzlich tauchte etwas rechts von ihm aus. Aus dem Augenwinkel beobachtete er den Schatten. Als er sicher war, dass niemand dort gewesen war, ging er langsam weiter. Trotz der Müdigkeit versuchte er wachsam zu bleiben, was ihm sichtlich schwer fiel. Dann verließ er die große Hauptstraße, und bog in eine Gasse zu seinem Quatier ein. Wieder hatte er das Gefühl, beobachtet zu werden. Instinktiv griff er zur Waffe, um festzustellen dass er sich in seinem Quartier gelassen hatte. Dann tauchte eine große Gestalt vor ihm auf, und trat aus dem Schatten. Eine hochgewachsene Gestalt kam auf ihn zu. Ein dunkelbrauner Mantel und eine Kapuze verhüllten ihn. Auf Anhieb sah er keine Waffen, doch sicher war er nicht. Er wich an eine Wand. Der Mann blieb kurz vor ihm stehen. "Seid gegrüßt, Orlowyn Silberhand. Haltet Euch aus den Angelegenheiten des Steinfaust-Clans, Elb.", sagte er ruhig. "Meine Klienten schätzen es nicht, dass Ihr Euch in Dinge einmischt, die Euch nichts angehen. Haltet Euch von ihm fern, oder eine Überraschung erwartet Euch." Orlowyn meinte ein Grinsen unter der Kapuze zu erkennen. "Entschuldigt mich nun. Ich habe noch eine Aufgabe zu erledigen. Bald werdet Ihr Euch nicht mehr um den armen Lór kümmern müssen. He he he." Mit diesen Worten verschwand er.
                              Fluchend rannte der Elb zur Hauptstraße zurück. Die Müdigkeit war wie davon geblasen. So schnell wie nur irgendwie möglich sprintete er die Straße entlang, bis er das Haus der Heilung erreichte. Irritiert hielt ihn ein zwergischer Heiler an. Wild gestikulierend versuchte er ihm zu erklären was geschehen war, und brabbelte vor sich hin, in der Hoffnung verstanden zu werden. Der Zwerg zuckte mit den Schultern. Orlowyn stieß ihn davon, und rannte zu dem Raum in dem Lór lag. Dort angekommen, blieb sein Herz fast stehen. Der Vermummte beugte sich soeben über den Zwerg, in der Hand einen Dolch. Er riss ein Messer von einem Tisch neben ihm, und verharrte für einen Moment. Seine Gedanken rasten um das eine Ziel, den Attentäter zu treffen. Er nahm kurz Maß, und warf das Messer. Überrascht drehte der Vermummte sich um, als ihn das Messer in die Schulter traf. Der Dolch glitt zu Boden. Fluchend entfernte der Attentäter das Messer aus seiner Schulter. Er hob die Waffe, und stürme direkt auf Orlowyn zu, der sich blitzschnell zur Seite warf. Ein kleiner Tisch mit Verbänden und Heilpflanzen wurde weggerissen. Doch der Attentäter erreichte was er wollte. Die Tür lag frei vor ihm, und er stürmte hinaus. Orlowyn, der noch halb in dem Nachttisch hing, versuchte aufzustehen, und ihn zu verfolgen, doch er war bereits in der Menge verschwunden. Seufzend sank er zu Boden.
                              Gandalf? Yes... that was what they used to call me. Gandalf the Gray. That was my name. I am Gandalf the White. And I come back to you now - at the turn of the tide.

                              Kommentar


                              • #30
                                AW: Fernes Erbe

                                Ein einzelner Sonnenstrahl fiel durch die Nische, und traf sein Gesicht. Mürrisch schlug Lór die Augen auf. Er befand sich in einem weichen Federbett, auf einem kleinen Nachttisch neben ihm brannte eine Kerze, die den Raum spärlich beleutete. Für einen Moment beobachtete er die Schatten an der Wand. Dann wurde ihm schlagartig alles klar. Er hatte das Duell schwer verwundet überlebt. Danach konnte er sich an nichts erinnern. Er schlug die Decke zur Seite, und machte anstalten aufzustehen. Doch seine Beine fühlten sich taub an, und als er auftrat knickten sie unter ihm weg. Mit viel Mühe gelang es ihm, sich am Bett festzuhalten, und wieder hochzuziehen. Wie lange war ich denn weg?!, dachte er überrascht. Er hörte Schritte, und als ein großer Schatten in der Tür auftauchte, dachte er zunächst, Orlowyn sei gekommen. Doch stattdessen wuselte ein Zwerg mit einem Kittel herbei, und schob ihn mit sanfter Gewalt ins Bett zurück. Mit lautem Protest stieß er den Heiler zurück. "Wo ist mein Freund Orlowyn?", verlangte er zu wissen. Der Arzt hob überrascht die Brauen. "Er ist in der großen Bibliothek. Ich glaube er versucht unsere Sprache zu erlernen." Lór nickte dankend, und versuchte aufzustehen. Diesmal klappte es wesentlich besser, also griff er sich seine Sachen. Als er fertig war, stapfte er aus dem Haus, ohne den Heiler eines weiteren Blickes zu würdigen, oder ohne ein weiteres Wort mit ihm zu wechseln. Dieser stand stumm und fassungslos neben dem Bett, und starrte ihm nach.

                                Innerhalb weniger Minuten erreichte er die riesige Bibliothek. Diese zwergische Bibliothek war eines der wenigen Dinge, das die Zwerge nicht von den Elben unterschied. Bis an die hohe Decke ragten hölzerne, teilweise sogar steinerne Regale. Mit langen Leitern erklomm man die höheren Etagen, während einige Tische in der Mitte standen. Überall in der staubigen Luft roch es nach Tinte. Orientierungslos lief er auf die Tischgruppe zu, an denen nur Zwerge saßen. Schließlich fand er wen er suchte. Der Elb kam soeben auf einen leeren Tisch zu, ein Buch in der Hand. Überrascht glitt ihm der Foliant zu Boden, als er Lór sah. "S-sie haben dich rausgelassen? Sie wollten mir Bescheid sagen wenn es dir besser geht.", sagte er vollkommen perplex und entschuldigend. Der Zwerg nickte. "Ich bin in Topform. Meine Beine sind noch etwas steif, doch ansonsten geht es mir gut. Bis auf Narben habe ich nichts aus dem Kampf davongetragen.", fügte er zufrieden hinzu. "Wie lange war ich eigentlich weg?" Als er das Buch aufhob, überlegte Orlowyn. "Das dürften ca fünf oder sechs Wochen gewesen sein." Lór wurde blaß, und setzte sich. Orlowyn tat es ihm gleich. "Kannst du mir erzählen, was alles passiert ist, seit ich Truin getötet habe?"
                                Zuletzt geändert von urre; 10.10.2007, 18:44.
                                Gandalf? Yes... that was what they used to call me. Gandalf the Gray. That was my name. I am Gandalf the White. And I come back to you now - at the turn of the tide.

                                Kommentar

                                Lädt...
                                X