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Fernes Erbe

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  • #31
    AW: Fernes Erbe

    Ratlos zuckte Orlowyn mit den Schultern. Es gab nicht viel zu erzählen, über die Zeit, in der Lór weg getreten war. Zumindest erklärte er seinem Gegenüber, dass er an seinem Bett gewacht hatte, um ihn alle paar Stunden wieder in den Schlaf zu schicken, sollte er erneut aufwachen. Auch verschwieg er nicht, dass er so manch schlaflose Nacht durchgemacht hatte, um an seiner Seite zu sein. Dabei hielt er alles noch im Maß, ließ die schmerzhaften Stellen heraus oder verminderte sie. Doch das Ereignis mit dem unbekannten Attentäter verschwieg er keinesfalls.
    Als die Erzählung des Elben geendet hatte, war Lór mehr als erstaunt. Er wusste nicht, wie er es in Worte fassen sollte - Überraschung, völlige Ratlosigkeit, aber auch Dankbarkeit mischte sich in ihm. Nach einigen Herzschlägen, in denen der Schwertmeister wartend schwieg, begann der Zwerg zu antworten: "Ich danke dir", brachte er mit dünner Stimme hinaus.
    "Das brauchst du nicht. Es war eine Frage der Ehre, an deiner Seite zu bleiben. Das gleiche hattest du schließlich für mich oben auf dem Nebelgebirge getan. Ein abgerungenes, flüchtiges Lächeln folgte.
    Laut seufzend vergrub Lór sein Gesicht in den Handflächen. "Nie hätte ich erwartet, dass ein zwergischer Krieger so lange außer Gefecht setzt werden könnte."
    Orlowyn grinste diesmal breit. "Wir alle werden alt."
    Auch Lór erwiederte das Grinsen, jedoch eher mit Spott. "Du nicht, Herr Elb, du nicht ... ich glaube, ich gehe wieder auf mein Zimmer. Ich fühle mich noch immer etwas entkräftet ... stimmt das wirklich mit den vielen Wochen?"
    Betrübt nickte der Elb.
    Ebenso mit gesenktem Haupt verließ der kleine Krieger die Bibliothek, auf dem Weg zu seiner Kammer. Dabei fuhr er mit der Hand über die steinerne Wand, als wollte er Abschied von seiner Heimat nehmen. Eine schlechte Vorahnung kroch in Orlowyn auf - Lór schien eine schnelle Abreise zu planen. Doch wer sollte dann der Clanlord werden? Warum hatte der Zwerg den früheren umgebracht, um sein Volk dann wieder zu verlassen.
    Lór steckte voller ungeklärter Fragen, sodass der Schwertmeister beschloss, nicht weiter darüber nach zu denken. Das führte sowieso zu nichts. Stattdessen vertiefte er erneut seinen Blick in das Lehrbuch über zwergische Sprachen.

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    • #32
      AW: Fernes Erbe

      Allein stand er auf dem Gang. Fackeln beleuchteten ihn, und Kunstwerke jeglicher Art schmückten die Wände. Jeder Zwerg würde Luftsprünge machen ob dieser zwergischen Meisterleistungen, doch Lór interessierte dies nicht. Dieses mal trug er keine Rüstung, und selbst seine Axt hatte er hinter sich gelassen. Missmutig wartete er auf das Unvermeidbare. Dann öffnete sich eine der großen Flügeltüren, und eine Wache winkte ihn herein. Das Herz pochte ihm bis zum Hals, als er das Tor durchschritt. Die Halle war gigantisch. Die Decke ließ sich nur erahnen, und riesige Säulen stützten die Konstruktion. Auch dieser Raum war mit Fackeln und Kohlebecken erleuchtet, und vor ihm breitete sich ein langer roter Teppich auf dem kalten Steinboden aus. Er endete vor einigen Stufen. Fasziniert folgte sein Blick dem Teppich und den Stufen, und kam an einem gigantischen Steinthron an, der mit Edelsteinen und allerlei Edelmetallen verziert war. Oben auf saß eine prächtige Gestalt. Ein langer roter Pelzmantel hing von seinen Schultern, und eine mächtige Krone, die einem Helm nicht unähnlich schien, saß auf seinem Kopf. Unweigerlich fiel ihm die Kinnlade herunter. Dort saß Dain, König aller Zwerge. Nie zuvor hatte er ihren König gesehen, doch Gerüchte gab es allerhand.

      Eine Wache räusperte sich, und schreckte ihn auf. Er schloss den Mund, und lief langsam aber zielstrebig los. Der Thron kam immer näher. Er fragte sich, ob er in früheren Leben genauso ausgesehen hatte, doch bevor er eine Antwort fand, erreichte er den Thron. Er kniete nieder und senkte das Haupt, um seinem König Treue und Unterwürfigkeit zu zeigen. Dieser stand ohne eine Miene zu verziehen auf. Vermutlich hatte er diese Prozedur schon zu oft durchlaufen um dem etwas abzugewinnen. "Sei gegrüßt, Lór vom Clan der Steinfäuste. Wie ich hörte hast du das Duell gegen Truin erfolgreich überlebt." Abwartend sah er Lór an, der ratlos nickte. Was wollte der König von ihm? "Nun, du solltest wissen, dass nicht unberechtigte Zweifel von Zwergen deines Clans an mein Ohr drangen, die ich nicht überhören kann.", sagte er ruhig, aber bestimmt. Eine peinliche Stille endstand, doch immernoch war Lór ratlos. "Ich verstehe nicht, worauf ihr hinaus wollt, mein König." Dain seufzte und setzte sich wieder.

      "Es ist so, dass der Mord an einem jungen und fähigen Clanlord einige Proteste auf sich zieht. Viele verstehen nicht, warum du Lardin's Sohn aus Rache tötest, obwohl deine Rache Lardin selbst galt." Lór ging ein Licht auf. "Ich verstehe was Ihr meint, doch ich fürchte ich verstehe die wahre Absicht hinter diesem Tun. Und ich kann auch verstehen, dass meine Wenigkeit nicht den Status erreicht, den mein Vater oder mein Bruder ihrer Zeit erreichten. Was immer der Wunsch meines Clans ist, ich werde dem Folge leisten." "Wahr gesprochen. Es scheint du bist in deinen Jahren bei den Elben nicht weniger weise geworden. Jedoch wünscht deine Familie immernoch deinen Tod.", sagte der König bedauernd. Plötzlich ergab alles einen Sinn. Der Assassine von dem Orlowyn erzählt hatte, war vermutlich von ihnen angeheuert worden. "Das dürfte den Assassinen erklären, der mich im Haus des Heilers aufsuchte.", erwiderte er bitter.

      Nun war es an Dain überrascht zu sein. "Ich wusste nicht, dass sie dich derartig dringend loswerden wollen. Ich hörte, dass du Elrond von Bruchtal gebeten hast, ein gutes Wort bei mir für dich einzulegen. Und auch dass du neuerdings Freundschaften zu den Elben hegst ist uns neu." Etwas drohendes lag in seiner Stimme. "Ab-", wollte Lór antworten, doch er schnitt ihm sofort die Worte ab. "Nichts aber. Es mag sein, dass Elben und Zwerge manches Mal zusammen tapfer gekämpft haben, doch dies geht zu weit. Ich werde nicht zulassen dass offene Freundschaften zu den Elben gehegt werden. Auch darüber habe ich mit deinem Clan gesprochen. Sie sind bereit, dich als Oberhaupt zu akzeptieren, wenn du den Kontakt zu den Elben abbrichst, und dich voll und ganz dem Leben eines Zwerges verschreibst. Ansonsten ist es dir freigestellt zu gehen, doch gilst du dann als Exilant, und die Rückkehr bleibt dir verwehrt." Lór spürte wie sich eine Gänsehaut über ihn ausbreitete. Die Worte des Königs Dain waren kalt wie Stein. Unsicher sah er ihn an, wich seinem Blick jedoch aus und starrte schließlich zu Boden. "Wie Ihr wünscht, mein König. Ich erbitte jedoch eine Bedenkzeit, da dies keine Entscheidung ist, die man von jetzt auf gleich treffen sollte.", bat er. Gütig nickte der König. "So sei es. Geh nun." Lór verbeugte sich tief, und trottete zum Ausgang. Seine Gedanken überschlugen sich. Als er an der Bibliothek vorbeikam, blieb er kurz stehen, und überlegte. Kopfschüttelnd ging er weiter. Dies war kein Problem mit dem er Orlowyn belasten wollte. Dieses Mal war er auf sich alleine gestellt.

      Er schlug den Weg in die Richtung seines Quatiers ein, und bemerkte gedankenversunken nicht die schattenhafte Gestalt die ihm folgte, gehüllt in eine dunkelbraune Robe...
      Gandalf? Yes... that was what they used to call me. Gandalf the Gray. That was my name. I am Gandalf the White. And I come back to you now - at the turn of the tide.

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      • #33
        AW: Fernes Erbe

        Müde stand Orlowyn auf, und legte das Buch zur Seite. Sein Blick glitt durch die Bibliothek. Seit geraumer Zeit versuchte er, die Sprache der Zwerge zu erlernen. Doch die Bücher schienen die Sprache nicht recht preisgeben zu wollen. Er dachte daran was er vor vielen Jahren von Zwergen gehört hatte, bevor er selbst ihre Bekanntschaft machte. Sie gaben ihre Sprache nur ungern Preis, und auch ihre Namen hüteten sie wie ein Geheimnis. Nur ein einziger Zwerg hatte seinen Namen jemals vor vielen Zeitaltern offen getragen, vor vielen Zeitaltern. Azagal, Herr von Belegost. Er gähnte, und warf einen erneuten Blick auf das Buch. Bis jetzt beherrschte er nur wenige Worte, im Vergleich zu der Zeit die er tagtäglich aufwand, war das nichts. Dann machte er sich auf den Weg zum Ausgang.

        Als Lór das Haus betrat, lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken. Er konnte förmlich spüren, dass etwas nicht stimmte. Wie ein Dieb schlich er durch die Gänge und Zimmer, und schnappte sich unterwegs eine seiner Äxte. Ein leichter Windhauch zog durch den Gang, der ihm die Nackenhaare zu Berge stehen ließ. Die wenigen Kerzen erloschen. Dann trat der Schatten eines gewaltigen Mannes aus einer düsteren Ecke hervor. Sofort hob der Zwerg alamiert die Hand. Ruhig hob der Mann die Hand, und murmelte etwas undeutliches. Lór's Körper zuckte, und wurde gegen die Wand geschmettert. Steinstaub rieselte auf ihn hinab, als er keuchend aufstand. "Lór Laîn's Sohn, Mörder von Truin Lardin's Sohn und Verräter des eigenes Vaters. Ein Fluch lastet auf dir, der deiner Familie schadet.", sagte die Stimme in einer beinahen überirdischen Kälte. Ein verdammter Zauberer!, dachte der Zwerg, und überlegte was zu tun war. Dieser Mann würde ihn sicher gnadenlos abschlachten wenn er sich nicht wehrte. Erneut hob er die Axt, und wartete ab. Nach einigen Sekunden hob der Mann erneut die Hand. Seine Lippen zuckten, und etwas zischte knapp an Lór's Kopf vorbei, der sich zur Seite gerollte hatte. Er schwang die Axt, und stürmte los. Überrascht hob der Magier die Hände, und als die Axt auf ihn hernieder fuhr, prallte sie an einer unsichtbaren Barriere ab, die dem Zwerg die Waffe aus der Hand prellte. Schnell brachte er sich aus der Reichweite des Zauberkundigen, und hielt seine Axt erneut in Händen. Mit einem kurzen Blick prüfte er sie. Nichts schien auf eine Beschädigung hinzuweisen. Dein Glück, dachte er und stürmte erneut vor, als der Magier einen weiteren Zauber wirkte. Hastig zog dieser eine neue Barriere hoch, doch der Feuerball den er zuvor beschworen hatte, blieb in der Kuppel hängen. Der Zwerg schloß sie Augen, als der Raum micht Licht geflutet wurde. Dann verschwand die Barriere, und von dem Magier blieben nur wenige verkohlte Überreste. "Das hätte ich sein können...", murmelte er, als Orlowyn eintrat. "Was ist hier passiert?", fragte dieser sichtlich irritiert. Lór schilderte ihm in aller Schnelle was geschehen war. "Wir müssen wieder gehen, Lór. Deine Familie versucht dich zu töten!", sagte der Elb aufgebracht. Der Zwerg schüttelte den Kopf. "Nein, sie werden mich in Ruhe lassen. Da gibt es etwas das du wissen solltest. Mein König Dain hat mich zu sich gerufen. Er sagte, ich habe die Wahl. Entweder ich bleibe hier und breche den Kontakt zu jeglichen Elben ab, oder ich gehe mit dir wieder davon, und darf nie wieder zurückkehren." Traurig wandte er den Blick zu Boden, er konnte es nicht ertragen, Orlowyn anzusehen. "Es tut mir Leid, aber es ist das Beste für mich und meine Familie, wenn ich bleibe. Denk nicht ich sei undankbar, die Abenteuer mit dir haben in mir nocheinmal ein Feuer entfacht, von dem ich nicht geglaubt hätte, es noch zu besitzen. Doch an einer Stelle heißt es Abschied nehmen, und ich fürchte dieser Zeitpunkt ist gekommen." Für einen Moment standen sie nur da. Durch die offene Tür wehte ein leichter Windzug herein, der den unangenehmen Geruch von verbranntem Fleisch mit sich trug. Orlowyn stand nur da, fassungslos. "Du hast Recht, es war töricht zu glauben, dass wir unsere Völker zusammen bringen. Machs gut. Ich werde dich nicht weiter belästigen, Freund." Er schritt durch die Tür, und verschwand in der Dunkelheit.
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        • #34
          AW: Fernes Erbe

          Seit Tagen hatten die beiden es vermieden sich zu sehen, und die Stunde des Abschieds war gekommen. Die beiden durchschritten das große Tor. Das Bild des Abschieds in Düsterwald drängte sich Lór ins Gedächtnis. Orlowyn sah ausdruckslos in die Ferne. "Mach es gut. Ich bin mir sicher, dass du bei deinem Volk dein Glück finden wirst.", sagte er, ohne den Zwerg anzusehen. Mit einer Hand zog er etwas von seinem Gürtel. Ein kleines ledernes Säckchen. "Hier. Immerhin etwas, dass uns dein Clan nicht nehmen kann bleibt von unserer Freundschaft über." Er drückte es dem Zwerg in die Hand. Immernoch vermied er es ihn anzusehen. Langsam öffnete der Zwerg den kleinen Beutel. Darin befand sich eine Münze. Langsam nahm er sie heraus. Golden glänzte sie im Licht der aufgehenden Sonne. Auf einer Seite erkannte er sein eigenes Antlitz, auf der anderen den Elben. "Ich... danke." Orlowyn nickte, und machte Anstalten zu gehen. "Warte. Es war mir... eine Ehre. Mit dir zu reisen... und zu kämpfen." Diesmal sah in Orlowyn an. Er lächelte. "Das gleiche gilt für mich. Vermutlich werden wir uns nichtmehr begegnen... was auch immer nach dem Tod auf euch Zwerge wartet, viel Glück." Mit diesen Worten lief er los. Bald verlor ihn Lór aus dem Blick, doch noch lange stand er dort und beobachtete den Horizont.

          Er fand keinen Schlaf. Sein Bett war getränkt von Schweiß, seine Gedanken kreisten nur um diese eine Sekunde. Er hatte Orlowyn gehen lassen. Schließlich stand er auf, und wanderte durch den einsamen Berg. Als er einen steinernen Balkon erreichte, hielt er inne, und trat in das klare Licht des Mondes. Friedlich lag das Land unter ihm. Nichts Schlechtes schien von Dauer zu sein. Seufzend trat er an die Ballustrade. Er zog die Münze hervor. Das goldene Gesicht Orlowyn's schimmerte ihn matt an. Das Goldstück in der Faust schließend drehte er sich um, und schritt schnellen Schrittes in Richtung seines Quatiers.
          Alles war gepackt. Kurz überprüfte er ob er etwas vergessen hatte, und machte sich auf den Weg. Vor ihm tauchte der Stall auf, und überrascht blieb er stehen, und musterte abschätzend die Pferde. Er murmelte einen zwergischen Fluch und trat an das nächste Pferd heran. Mithilfe einer kleinen Leiter saß er auf dem Rücken des Tiers.
          Verwundert sahen die Wachen, wie eine gedrungene Gestalt zu Pferde durch das Tor des Erebor preschte, und rasch in der Dunkelheit verschwand.

          Flackernd beleuchtete das Lagerfeuer die kleine Lichtung. Orlowyn war weit gekommen, und nun rastete er in einem kleinen Wald. Immer wieder drehte er sein Langschwert in der Hand. Ein lautes knacken ließ ihn aufschrecken. Unsicher stand er auf. War das das Feuer gewesen? Suchend beobachtete er die Lichtung. Gerade ging die Sonne auf. Für einen Moment war er abgelenkt. Einige Gestalten sprangen aus dem Unterholz. Ostlinge., schoss es ihm durch den Kopf. Der erste Ostling war mit einem langen Speer herangekommen. Geschickt stieß er nach den Beinen des Elben, während sich die anderen von hinten näherten. Orlowyn brachte sich außer Reichweite des Speeres, und schlug ein Schwerter zurück. Mit einer Finte durchbrach er die Deckung des nächsten Ostlings, und bohrte seine Klinge tief in die Brust des Mannes. Stöhnend ging er zu Boden, doch es blieb keine Zeit zu verschnaufen. Wieder kam der Speerträger, und wieder keilten sie ihn ein. Rasch tauchte er unter dem Speer durch, und hackte auf den Waffenarm des Gegners ein. Schreiend fiel dieser zu Boden. Mit einem Hechtsprung erreichte er das Lagerfeuer und seine Ausrüstung. Im Rennen packte er seine Sachen und sprintete weiter in den Wald, die Ostlinge dicht im Nacken. Über den Bäumen stieg die Sonne immer höher. Plötzlich erreichte er den Waldrand, und lief über offenes Gelände. Ein kurzes Stück hinter ihm kamen die Ostlinge. Orlowyn warf seinen Rucksack, und traf den nächsten Gegner überraschend am Kopf, und er ging zu Boden. Ein heißer Kampf entbrannte, doch es gab kein Entkommen. Schweiß glitzerte auf seiner Stirn, doch mit jedem Toten schien ihre Zahl zu wachsen. Von weitem hörte er deutlich Hufeschläge, die näher kamen. Aus dem Augenwinkel erkannte er eine kleine Person die mit erhobener Axt auf sie zu kam. Kann das sein? Hoffnung keimte auf, und er setzte sich tapfer zur Wehr, doch er verlor immer mehr an Boden.

          Als seine Axt in vollem Gallop durch den Helm stieß, riss es Lór aus dem Sattel. Kurz orientierte er sich, und nahm den Kampf auf. Wie ein Derwisch fegte er zwischen die Ostlingen, die sich vor Überraschung kaum wehrten. Hastig sah er nach Orlowyn, der eingekesselt wurde. Mit einem kurzen Sprint war er bei ihm, und erwischte einen Lanzenträger von hinten. Der Elb blockte die Schläge sicher, doch es waren zu viele Klingen. Ohne nachzudenken warf er eine seiner Äxte, die sich in den Hals eines Menschen bohrte. Röchelnd wand er sich, als der Zwerg ihn von seiner Axt befreite. Genauso plötzlich wie die Menschen gekommen waren, verschwanden sie auch wieder. Als Lór und Orlowyn gemeinsam einen Mann mit auffälliger Gesichtsbemalung und Rüstung niederschlugen, zogen sie sich zurück. "Was.... machst du... hier?", fragte Orlowyn außer Atem. "Hehe, ich wusste du brauchst meine Hilfe.", erwiderte Lór zwischen zwei tiefen Atemzügen. "Komm, wir müssen hier weg."
          Zuletzt geändert von urre; 15.10.2007, 00:47. Grund: textformatierung vergessen ^^'
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          • #35
            AW: Fernes Erbe

            Da sah man es mal wieder: keiner wurde schlau aus dem Volk der Zwerge. Kaum hatte sich Orlowyn völlig verraten gefühlt, da focht der kleine Krieger auch schon wieder an seiner Seite. Seine Beweggründe waren in diesem Augenblick ohne Bedeutung, darüber konnte man später noch reden. Mit der Horde Ostlinge, die ihre Klingen nach ihnen wirbeln ließen, konnte man dies jedoch nicht tun.
            Nun hatte das Duo eine kleine Verschnaufspause. Ihre Gegner hatten sich zurück gezogen, wohl, um sich neu zu formieren. Für ein kleines Überfallskommando waren die Menschen sehr gut ausgerüstet - das hatte den Schwertmeister überrascht. Nachdem sie sich das eine Mal zurück gezogen hatten, griffen sie erneut mit einer Gruppe von sechs Mann an. Die beiden Kämpfer ließen die Waffen wirbeln, um die Ostlinge zurück zu schrecken. Doch die Wildheit in den Augen der Räuber nahm nicht ab, im Gegenteil. Wie besessen schienen sie dem Duo an die Kehe zu wollen.
            Bisher hatte der Schwertmeister schon einigen Kontakt mit diesen Barbaren gehabt. Früher jedoch, vor fünfzig Jahren vielleicht, so hatte er es in Erinnerung, waren sie ihm anders begegnet. Eine Hungersnot oder eine ähnliche Krise schien diese Menschen zu immer extremeren Überfällen und Aktionen zu verleiten. Doch an ihrer Armut waren sie in der Hauptsache selbst schuld. Sie hatten ihre Beziehungen mit den wirklichen Mächten verdorben, um sich mit den falschen zu verbünden.
            Ein elbisches Langschwert fuhr erhab und spaltete einen Helm samt Schädel. In unmittelbarer Nähe trat ein Zwerg dem Gegner ins Gemächt, um ihm anschließend an die Kehle zu können. Es war das reinste Schlachtfest.
            Diese Menschen waren keine Krieger. Nein, es waren Wilde, die in ihrer Not zur Waffe griffen. Zwar waren sie mindestens zum Vierfachen in der Überzahl, doch eine rechte Chance schienen sie nicht zu haben. Wie Wellen an einer Felswand prallte das Überfallskommando an den Klingen der beiden Krieger ab.
            Nach einer Stunde waren sie zurück geschlagen. In der Ferne hörte man jedoch bereits dunkle Hörner klingen.
            "Schnell, weg von hier", zischte Orlowyn Lór zu. "Sie holen Verstärkung. Sollten wir weiter hier verharren, dann umzingeln sie uns." Der Zwerg nickte schweigend.
            Die beiden einigten sich darauf, schnellstens das Weite zu suchen, anstatt sich erneut in einen Kampf verwickeln zu lassen. So schnell sie ihre Füße tragen konnten, hasteten sie durch das hohe Dickicht aus Wurzeln und Laub.

            Nach gut einer halben Stunde hatten sie endlich den Wald hinter sich gelassen, ohne noch einmal auf einige Ostline gestoßen zu sein.
            Schnaufend ließ sich das Duo nieder.
            "Denen haben wir es gezeigt, was?", grinste Lór breit. "So schnell haben die einen Zwerg sicher noch nicht laufen gesehen."
            Lachend ließ sich der Elb ins feuchte Gras fallen, um sich kurz darauf abrupt wieder aufzurichten. "Warum bist du wieder gekehrt?"
            "Ich habe festgestellt, dass die Freundschaft über Ruhm und Macht geht. Was wäre ich für ein Clanlord gewesen, wenn mich meine Leute gehasst hätten?"
            "Weise Worte", pflichtete Orlowyn ihm bei.
            "Komm, lasst und weiter ziehen, Herr Elb!", schlug Lór begeistert vor.
            Der Schwertmeister hingegen schaute irritiert drein. "Wohin?"
            "Zurück nach Bruchtal. Dort begann unsere Reise. Dort soll sie auch enden."
            Orlowyn zeigte ebenfalls ein breites Grinsen. "In meiner Abwesenheit hast du wohl deine phoetische Ader entdeckt, was?" Dafür erhielt der Elb einen freundschaftlichen Schlag auf die Schulter, was nicht bedeutete, dass er nicht schmerzte.

            Ein langer Marsch folgte. Die beiden folgten dem gleichen Pfad, auf dem sie auch gekommen waren. Bei der Überquerung des Gebirges im Westen gestaltete sich zu ihrem Glück weniger schwierig als auf der Hinreise. Diesmal lauerte kein Sturm - es schien, als meinte es der Berg gut mit ihnen. Nach knapp einem Monat erreichten sie dann endlich Bruchtal. Der Proviant aus Lórs Heimat war gefährlich schnell zur Neige gegangen.
            Zuletzt geändert von Orlowyn; 17.10.2007, 17:41. Grund: es war einfach nur nötig -.-

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