Heute wollte ich euch wieder mal eine Story aus meinem Alltag erzählen. Seit ein paar Tagen liege ich im im Klinsch mit dem Axel Springer Verlag, also den Herausgebern der Bild. Auslöser dieser Auseinandersetzung, war die Berichterstattung über eine Verkäuferin, die ihren Arbeitgeber bestohlen hat oder besser gesagt, sie hat durch eine Manipulation mit Leergutbons, ihren Arbeitgeber nachweislich um den kleinen Betrag gebracht.
Da dieser Vorfall in den letzten Tagen immer wieder in der Berichterstattung, als Lappalie abgetan wurde und die Verkäuferin, welche daraufhin entlassen wurde, in der Bild auch noch als Opfer da gestellt wurde, sah ich mich gezwungen die Bild aus dem Sortiment zunehmen. Daraufhin kam ein Vertreter unseres Zeitschriften Grosso (Lieferant), auf mich zu mit der Unterstellung, ich würde eine Zensur vornehmen und damit gegen den Belieferungsvertrag verstoßen, was ich natürlich sofort entkräftet habe da ich es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren kann, so ein Produkt zu vertreiben.
Warum, weshalb und wieso, könnt ihr am besten dem Brief bzw. der E-Mail entnehmen, welche ich an die Bild Redaktion und die Verlagsgruppe gerichtet habe.
Auch wenn dies ein klassischer Fall von David gegen Goliath ist, konnte ich immerhin schon für ein gewisses Maß an Aufsehen, bei den Verantwortlichen sorgen, die meinen "Boykott" zur Kenntnis genommen haben.
Hier die E-Mail
Ich bin mal gespannt, wie die Reaktion dau ausfällt und es würde mich brennend interessieren, was ihr von dieser ganzen Geschichte haltet und wie ihr über Diebstahl denkt, vor allem wenn er von Arbeitnehmern ausgeht, welche ihren Betrieb schädigen.
Also, was denkt ihr?
Da dieser Vorfall in den letzten Tagen immer wieder in der Berichterstattung, als Lappalie abgetan wurde und die Verkäuferin, welche daraufhin entlassen wurde, in der Bild auch noch als Opfer da gestellt wurde, sah ich mich gezwungen die Bild aus dem Sortiment zunehmen. Daraufhin kam ein Vertreter unseres Zeitschriften Grosso (Lieferant), auf mich zu mit der Unterstellung, ich würde eine Zensur vornehmen und damit gegen den Belieferungsvertrag verstoßen, was ich natürlich sofort entkräftet habe da ich es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren kann, so ein Produkt zu vertreiben.
Warum, weshalb und wieso, könnt ihr am besten dem Brief bzw. der E-Mail entnehmen, welche ich an die Bild Redaktion und die Verlagsgruppe gerichtet habe.
Auch wenn dies ein klassischer Fall von David gegen Goliath ist, konnte ich immerhin schon für ein gewisses Maß an Aufsehen, bei den Verantwortlichen sorgen, die meinen "Boykott" zur Kenntnis genommen haben.
Hier die E-Mail
Sehr geehrte Damen und Herren,
als Betreiber eines Edeka-aktivmarktes und Vertriebspartner der Firma Strobel, führen wir normalerweise auch ihr Produkt „Bild“ (die Bildzeitungen). Leider trieb mich die wiederholte Berichterstattung über eine Verkäuferin, welche ihren Arbeitgeber bestohlen hatte, in einen schweren Gewissenskonflikt, der in Verbindung mit meiner verzweifelten Wut dazu führte, dass ich dieses Produkt seither nicht mehr in der Warenauslage präsentieren konnte.
Warum ich mich zu diesem Schritt genötigt fühle und warum dies nichts aber auch rein gar nichts mit einer willkürlichen Zensur meinerseits zu tun hat, möchte ich ihnen nun beschreiben.
In ihren Berichterstattung über die Verkäuferin, welche aufgrund einer Leergut-Manipulation entlassen wurde, erwecken sie mehrfach den Eindruck, die betroffene Dame wäre das Opfer. Außerdem wird die Kündigung als unverhältnismäßig und unmenschlich dargestellt, mit der Begründung es wäre eine Lappalie, aufgrund des geringen nachgewiesenen Schadens. Dann werden populistische Vergleiche mit Managern und Banken gezogen, die mir zwar aus der Seele sprechen, jedoch wiederum völlig unverhältnismäßig sind. Durch die weiteren Berichte, über laufende Verfahren, Einsprüche und sonstige Rechtsrangeleien, wird der Eindruck erweckt, ein armes Opfer kämpft verzweifelt um sein Recht.
Als Betreiber eines ähnlichen Supermarktes, musste ich in den 5 Jahren meiner Selbstständigkeit, leider selbst in 7 nachgewiesenen Fällen schwerwiegende Konsequenzen aus durch Mitarbeiter verursachten Diebstählen ziehen. Unter diesen 7 Mitarbeitern waren leider auch 5 Auszubildende und ich könnte ein weiteres Dutzend Fälle beschreiben, bei dem Praktikanten, den Verführungen in unserer Branche erlagen und ihre Stellen dadurch verloren. Gerade weil die Verführung so groß ist, kommt es immer wieder zu den verschiedensten Diebstahls- und Betrugsdelikten sowie zu einer enormen Anzahl von Manipulationen verschiedenster Art. Die reine Anwesenheit bzw. Verfügbarkeit von Bargeld, Leergutbons, Waren aller Art (vor alle, Tabakwaren und Spirituosen) und Gebrauchs- und Verbrauchsartikeln wecken immer wieder kriminelle Energien in bisher unauffälligen und bis dato ehrlichen Mitarbeitern. Meistens sind die Schadenssummen in den einzelnen Fällen recht gering, wobei es hier auch unvorstellbare Ausnahmen gibt, jedoch stellen diese Vorfälle, vor allem durch ihre Häufigkeit einen enormen Verlust dar. Außerdem muss man leider bei jedem Fall davon ausgehen, dass hier wieder nur die Spitze des Eisberges aufgedeckt, zugegeben wurde und/oder beiweisbar ist, dies zeigen eindeutig die Erfahrungswerte.
Als kleiner bis mittelständiger Unternehmer, welcher sich in diesen schwierigen Zeiten, neben den großen wirtschaftlichen Herausforderungen, auch immer wieder solchen zusätzlichen Belastungen stellen muss, kann ich ihnen nur sagen, „ich empfinde es als Spot und Hohn, in welches Licht, sie diese Problematik rücken“. Denn auch wenn in vielen Fällen, Verluste durch unehrliche Mitarbeiter einfach nur vom Gewinn des Unternehmens abgehen, so stellen sie gerade im Unternehmergeführten-Einzelhandel, aufgrund der Kapitalschwäche massive Existenzgefährdungen da. Hierbei handelt es sich nicht, um ein paar wenige sondern um eine Vielzahl von Existenzen, die allesamt in diesen zerstörerischen Kreislauf involviert sind. Es ist kein Hirngespinnst, dass Betriebe in dieser Größenordnung durch solche Vorfälle in den Ruin getrieben werden und dadurch dann Arbeitsplätze in nicht unerheblichem Maße zerstört werden. Es geht dabei auch nicht um die Frage, ob eine einzelner Vorfall, wie der von ihnen geschilderte, so etwas auslösen kann, es geht einfach um die Masse und die Häufigkeit, wegen eines Moral- und Werteverfalls, welche durch solche Berichterstattungen sogar noch angeregt werden.
Dies waren bisher nur die Schilderungen, welche meine verzweifelte Wut ausdrücken sollen, die ich verspüre, weil ich selbst diesen Kampf gegen Windmühlen (Verluste durch Diebstahl) führen muss und zwar Tag für Tag und mein Betrieb schon oft an den Rand der Zahlungsunfähigkeit getrieben wurde.
Der Hauptgrund weshalb ich mich außer Stande sehe, ein Medium öffentlich anzubieten, welches Straftaten als einfache Fehler verharmlost, ist mein Bildungs- und Erziehungsauftrag, welchem ich als Ausbilder nachkommen muss. Die besonders gefährdete Zielgruppe der Auszubildenden, welche statistisch gesehen, besonder häufig zu Diebstählen neigen, muss hier einfach vor einer falschen Meinungsbildung geschützt werden, damit sie die Situation nicht falsch einschätzen und sich nicht zu solch folgenschweren Dummheiten hinreißen lassen. Der hohe Druck, welchem Jugendliche und junge Erwachsene ausgesetzt sind, um aufgrund von falschen Wertvorstellungen und überteuerter Statussymbole in unserer Gesellschaft akzeptiert zu werden, lässt sich leider nur selten mit den legal zu Verfügung stehenden Mitteln abmildern. Hier wird aufgrund mangelnder Erziehung, Verantwortung und Disziplin, fast jeder Auszubildende bis aufs äußerste finanziell belastet. Um jedoch trotzdem in der Clique als „in“ zu gelten, werden dann oft Mittel und Wege gesucht, welche dann in eine Art Beschaffungskriminalität führen. Hierbei geht es nicht darum eine Drogensucht oder krankhafte Muster zu befriedigen, sondern einfach nur darum den übertrieben hohen Lebensstandard zu halten, dem sie von klein auf ausgesetzt waren. Selbst die ärmsten Auszubildenden, haben trotz ihrer sehr geringen Ausbildungsvergütungen, Handy, PCs, Internet, Markenklamotten, müssen sich auf Partys sehen lassen und all zu oft rauchen sie dann noch in nicht unerheblichem Maße, ohne dabei durch ihre Eltern finanziell unterstützt zu werden. Denn die Eltern, welche den Kindern solche Standards nicht nur vorleben, sondern sie ihnen sogar schon im Kindesalter ermöglichen, sind auf einmal nicht mehr bereit hier die Konsequenzen ihres Vorbild da seins zu tragen und reagieren all zu oft wie folgt, sie entziehen den Jugendlichen jegliche Unterstützung, mit der Begründung sie hätten ja nun ihr eigenes Geld.
Wenn diese Jugendlichen nun krampfhaft versuchen den Lebensstandard zu halten, welcher ihnen vorgelebt und zunächst auch durch die Eltern ermöglicht wurde, kommen sie während der Ausbildung oft mal an den Punkt, wo sie sich überlegen ob sie nicht wenigstens die „Kippen“ mitgehen lassen könnten, damit ihnen diese finanzielle Last schon mal entfällt. Spätestens wenn sie sich dann einen ihren Mitarbeiter-Diebstahls-Artikel, ihren Umgang und ihre Werte-Vermittlung zum Thema „Mitarbeiter-Diebstahl“ dann zu Herzen nehmen, lassen sie ihrer kriminellen Energie freien Lauf, die ohne Frage in wohl jedem Menschen schlummert. Und genau davor versuche ich die mir anvertrauten Auszubildenden zu schützen, denn all zu oft musste ich schweren Herzens einen jungen Menschen die Konsequenzen für einen Diebstahl oder Betrug tragen lassen. Und ja, ein Auszubildender welcher sich seine Chancen auf eine bessere Zukunft verbaut hat, durch solch eine Tat ist ein Opfer, aber nicht ein Opfer einer falschen Rechtsempfindung eines Arbeitgebers oder gar des Staates in dem er lebt, nein ein Opfer des gesellschaftlichen Drucks, dem sie einfach nicht gewachsen sein können. Sie sind Opfer falscher Werte-Vermittlung, durch die Medien und leider auch der eigenen Eltern.
Auch wenn ich ein großes Herz für Jugendliche habe und mit Hingabe und aller Kraft, für meine Mitarbeiter und Auszubildenden kämpfe um ihnen das Bestreiten ihres Lebensunterhalts zu ermöglichen oder um sie ein paar Schritte weit in ihre Zukunft anzuleiten, kann und darf ich niemals ein Auge zudrücken und über einen Diebstahl hinwegsehen, ganz egal wie gering er ist. Ich würde Tür und Tor öffnen, für weitere Diebstähle und Betrügereien, die letzten Endes doch nur dem gesamten Team schaden und unsere Existenzen gefährden.
Wo soll man die Grenze ziehen, ab wann ist ein Diebstahl den schlimm genug, damit er mit Konsequenzen behaftet wird?
Wenn ich bei einem Diebstahl von einer Schachtel Zigaretten ein Auge zudrücke, dann müsste ich jedem Mitarbeiter einen Freischuss gewähren, egal ob er nun mal ein Produkt für ein paar Euro entwendet, oder ob er sich eine Hand voll Scheine aus der Kasse nimmt.
Mit dieser Berichterstattung haben sie mich vor ein sehr großes Problem gestellt und unseren Betriebsfrieden massiv gestört, da ich in vielen Mitarbeitergesprächen die Situation genau erörtern musste, um falsche Nachahmungen und Einschätzungen zu verhindern.
Im Gegensatz zu vielen Gesprächspartnern, mit welchen ich die Problematik und meinen „Boykott“ besprochen habe, nehme ich die „Bild“ als meinungsbildendes Medium sehr ernst und sehe daher eine große Gefahr, für die Grundeinstellung meiner Mitarbeiter, welche ebenso wie ich, die Bildzeitung schätzen und lieben gelernt hatten, da ich sie bis dato sogar in den Personalräumen ausgelegt hatte.
Und so ernst, wie ich meinen Bildungsauftrag und die Verantwortung gegenüber den von meinem Betrieb abhängigen Existenzen nehme, so ernst sollten auch sie ihre Verantwortung als meinungsbildende und etablierte Verleger nehmen.
Ich glaube nicht, dass ich durch meinen Brief und oder meinen Boykott, einen Wandel herbeiführen kann, aber das will ich als demokratischer Mensch auch gar nicht, ich kann einfach nur hoffen, dass ich sie so wie die vielen Gesprächspartner zum Nachdenken anregen konnte.
In der Hoffnung, den Vertrieb ihres Produktes bald wieder mit meinem Gewissen vereinbaren zu können, verbleibe ich mit einer letzten Bitte, um eine Bestätigung dass sie dieses Schreiben erhalten und zur Kenntnis genommen haben.
Mit freundlichem Gruß
Christian Strate (Inhaber)
PS: Ein kluges Filmzitat lautet, „Aus großer Kraft resultiert große Verantwortung“ und dies trift sowohl auf mich als Ausbilder und Arbeitgeber zu, wie auch auf sie als Verleger, der größten deutschen Tageszeitung
als Betreiber eines Edeka-aktivmarktes und Vertriebspartner der Firma Strobel, führen wir normalerweise auch ihr Produkt „Bild“ (die Bildzeitungen). Leider trieb mich die wiederholte Berichterstattung über eine Verkäuferin, welche ihren Arbeitgeber bestohlen hatte, in einen schweren Gewissenskonflikt, der in Verbindung mit meiner verzweifelten Wut dazu führte, dass ich dieses Produkt seither nicht mehr in der Warenauslage präsentieren konnte.
Warum ich mich zu diesem Schritt genötigt fühle und warum dies nichts aber auch rein gar nichts mit einer willkürlichen Zensur meinerseits zu tun hat, möchte ich ihnen nun beschreiben.
In ihren Berichterstattung über die Verkäuferin, welche aufgrund einer Leergut-Manipulation entlassen wurde, erwecken sie mehrfach den Eindruck, die betroffene Dame wäre das Opfer. Außerdem wird die Kündigung als unverhältnismäßig und unmenschlich dargestellt, mit der Begründung es wäre eine Lappalie, aufgrund des geringen nachgewiesenen Schadens. Dann werden populistische Vergleiche mit Managern und Banken gezogen, die mir zwar aus der Seele sprechen, jedoch wiederum völlig unverhältnismäßig sind. Durch die weiteren Berichte, über laufende Verfahren, Einsprüche und sonstige Rechtsrangeleien, wird der Eindruck erweckt, ein armes Opfer kämpft verzweifelt um sein Recht.
Als Betreiber eines ähnlichen Supermarktes, musste ich in den 5 Jahren meiner Selbstständigkeit, leider selbst in 7 nachgewiesenen Fällen schwerwiegende Konsequenzen aus durch Mitarbeiter verursachten Diebstählen ziehen. Unter diesen 7 Mitarbeitern waren leider auch 5 Auszubildende und ich könnte ein weiteres Dutzend Fälle beschreiben, bei dem Praktikanten, den Verführungen in unserer Branche erlagen und ihre Stellen dadurch verloren. Gerade weil die Verführung so groß ist, kommt es immer wieder zu den verschiedensten Diebstahls- und Betrugsdelikten sowie zu einer enormen Anzahl von Manipulationen verschiedenster Art. Die reine Anwesenheit bzw. Verfügbarkeit von Bargeld, Leergutbons, Waren aller Art (vor alle, Tabakwaren und Spirituosen) und Gebrauchs- und Verbrauchsartikeln wecken immer wieder kriminelle Energien in bisher unauffälligen und bis dato ehrlichen Mitarbeitern. Meistens sind die Schadenssummen in den einzelnen Fällen recht gering, wobei es hier auch unvorstellbare Ausnahmen gibt, jedoch stellen diese Vorfälle, vor allem durch ihre Häufigkeit einen enormen Verlust dar. Außerdem muss man leider bei jedem Fall davon ausgehen, dass hier wieder nur die Spitze des Eisberges aufgedeckt, zugegeben wurde und/oder beiweisbar ist, dies zeigen eindeutig die Erfahrungswerte.
Als kleiner bis mittelständiger Unternehmer, welcher sich in diesen schwierigen Zeiten, neben den großen wirtschaftlichen Herausforderungen, auch immer wieder solchen zusätzlichen Belastungen stellen muss, kann ich ihnen nur sagen, „ich empfinde es als Spot und Hohn, in welches Licht, sie diese Problematik rücken“. Denn auch wenn in vielen Fällen, Verluste durch unehrliche Mitarbeiter einfach nur vom Gewinn des Unternehmens abgehen, so stellen sie gerade im Unternehmergeführten-Einzelhandel, aufgrund der Kapitalschwäche massive Existenzgefährdungen da. Hierbei handelt es sich nicht, um ein paar wenige sondern um eine Vielzahl von Existenzen, die allesamt in diesen zerstörerischen Kreislauf involviert sind. Es ist kein Hirngespinnst, dass Betriebe in dieser Größenordnung durch solche Vorfälle in den Ruin getrieben werden und dadurch dann Arbeitsplätze in nicht unerheblichem Maße zerstört werden. Es geht dabei auch nicht um die Frage, ob eine einzelner Vorfall, wie der von ihnen geschilderte, so etwas auslösen kann, es geht einfach um die Masse und die Häufigkeit, wegen eines Moral- und Werteverfalls, welche durch solche Berichterstattungen sogar noch angeregt werden.
Dies waren bisher nur die Schilderungen, welche meine verzweifelte Wut ausdrücken sollen, die ich verspüre, weil ich selbst diesen Kampf gegen Windmühlen (Verluste durch Diebstahl) führen muss und zwar Tag für Tag und mein Betrieb schon oft an den Rand der Zahlungsunfähigkeit getrieben wurde.
Der Hauptgrund weshalb ich mich außer Stande sehe, ein Medium öffentlich anzubieten, welches Straftaten als einfache Fehler verharmlost, ist mein Bildungs- und Erziehungsauftrag, welchem ich als Ausbilder nachkommen muss. Die besonders gefährdete Zielgruppe der Auszubildenden, welche statistisch gesehen, besonder häufig zu Diebstählen neigen, muss hier einfach vor einer falschen Meinungsbildung geschützt werden, damit sie die Situation nicht falsch einschätzen und sich nicht zu solch folgenschweren Dummheiten hinreißen lassen. Der hohe Druck, welchem Jugendliche und junge Erwachsene ausgesetzt sind, um aufgrund von falschen Wertvorstellungen und überteuerter Statussymbole in unserer Gesellschaft akzeptiert zu werden, lässt sich leider nur selten mit den legal zu Verfügung stehenden Mitteln abmildern. Hier wird aufgrund mangelnder Erziehung, Verantwortung und Disziplin, fast jeder Auszubildende bis aufs äußerste finanziell belastet. Um jedoch trotzdem in der Clique als „in“ zu gelten, werden dann oft Mittel und Wege gesucht, welche dann in eine Art Beschaffungskriminalität führen. Hierbei geht es nicht darum eine Drogensucht oder krankhafte Muster zu befriedigen, sondern einfach nur darum den übertrieben hohen Lebensstandard zu halten, dem sie von klein auf ausgesetzt waren. Selbst die ärmsten Auszubildenden, haben trotz ihrer sehr geringen Ausbildungsvergütungen, Handy, PCs, Internet, Markenklamotten, müssen sich auf Partys sehen lassen und all zu oft rauchen sie dann noch in nicht unerheblichem Maße, ohne dabei durch ihre Eltern finanziell unterstützt zu werden. Denn die Eltern, welche den Kindern solche Standards nicht nur vorleben, sondern sie ihnen sogar schon im Kindesalter ermöglichen, sind auf einmal nicht mehr bereit hier die Konsequenzen ihres Vorbild da seins zu tragen und reagieren all zu oft wie folgt, sie entziehen den Jugendlichen jegliche Unterstützung, mit der Begründung sie hätten ja nun ihr eigenes Geld.
Wenn diese Jugendlichen nun krampfhaft versuchen den Lebensstandard zu halten, welcher ihnen vorgelebt und zunächst auch durch die Eltern ermöglicht wurde, kommen sie während der Ausbildung oft mal an den Punkt, wo sie sich überlegen ob sie nicht wenigstens die „Kippen“ mitgehen lassen könnten, damit ihnen diese finanzielle Last schon mal entfällt. Spätestens wenn sie sich dann einen ihren Mitarbeiter-Diebstahls-Artikel, ihren Umgang und ihre Werte-Vermittlung zum Thema „Mitarbeiter-Diebstahl“ dann zu Herzen nehmen, lassen sie ihrer kriminellen Energie freien Lauf, die ohne Frage in wohl jedem Menschen schlummert. Und genau davor versuche ich die mir anvertrauten Auszubildenden zu schützen, denn all zu oft musste ich schweren Herzens einen jungen Menschen die Konsequenzen für einen Diebstahl oder Betrug tragen lassen. Und ja, ein Auszubildender welcher sich seine Chancen auf eine bessere Zukunft verbaut hat, durch solch eine Tat ist ein Opfer, aber nicht ein Opfer einer falschen Rechtsempfindung eines Arbeitgebers oder gar des Staates in dem er lebt, nein ein Opfer des gesellschaftlichen Drucks, dem sie einfach nicht gewachsen sein können. Sie sind Opfer falscher Werte-Vermittlung, durch die Medien und leider auch der eigenen Eltern.
Auch wenn ich ein großes Herz für Jugendliche habe und mit Hingabe und aller Kraft, für meine Mitarbeiter und Auszubildenden kämpfe um ihnen das Bestreiten ihres Lebensunterhalts zu ermöglichen oder um sie ein paar Schritte weit in ihre Zukunft anzuleiten, kann und darf ich niemals ein Auge zudrücken und über einen Diebstahl hinwegsehen, ganz egal wie gering er ist. Ich würde Tür und Tor öffnen, für weitere Diebstähle und Betrügereien, die letzten Endes doch nur dem gesamten Team schaden und unsere Existenzen gefährden.
Wo soll man die Grenze ziehen, ab wann ist ein Diebstahl den schlimm genug, damit er mit Konsequenzen behaftet wird?
Wenn ich bei einem Diebstahl von einer Schachtel Zigaretten ein Auge zudrücke, dann müsste ich jedem Mitarbeiter einen Freischuss gewähren, egal ob er nun mal ein Produkt für ein paar Euro entwendet, oder ob er sich eine Hand voll Scheine aus der Kasse nimmt.
Mit dieser Berichterstattung haben sie mich vor ein sehr großes Problem gestellt und unseren Betriebsfrieden massiv gestört, da ich in vielen Mitarbeitergesprächen die Situation genau erörtern musste, um falsche Nachahmungen und Einschätzungen zu verhindern.
Im Gegensatz zu vielen Gesprächspartnern, mit welchen ich die Problematik und meinen „Boykott“ besprochen habe, nehme ich die „Bild“ als meinungsbildendes Medium sehr ernst und sehe daher eine große Gefahr, für die Grundeinstellung meiner Mitarbeiter, welche ebenso wie ich, die Bildzeitung schätzen und lieben gelernt hatten, da ich sie bis dato sogar in den Personalräumen ausgelegt hatte.
Und so ernst, wie ich meinen Bildungsauftrag und die Verantwortung gegenüber den von meinem Betrieb abhängigen Existenzen nehme, so ernst sollten auch sie ihre Verantwortung als meinungsbildende und etablierte Verleger nehmen.
Ich glaube nicht, dass ich durch meinen Brief und oder meinen Boykott, einen Wandel herbeiführen kann, aber das will ich als demokratischer Mensch auch gar nicht, ich kann einfach nur hoffen, dass ich sie so wie die vielen Gesprächspartner zum Nachdenken anregen konnte.
In der Hoffnung, den Vertrieb ihres Produktes bald wieder mit meinem Gewissen vereinbaren zu können, verbleibe ich mit einer letzten Bitte, um eine Bestätigung dass sie dieses Schreiben erhalten und zur Kenntnis genommen haben.
Mit freundlichem Gruß
Christian Strate (Inhaber)
PS: Ein kluges Filmzitat lautet, „Aus großer Kraft resultiert große Verantwortung“ und dies trift sowohl auf mich als Ausbilder und Arbeitgeber zu, wie auch auf sie als Verleger, der größten deutschen Tageszeitung
Also, was denkt ihr?
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